Marktberichte

Thyssen hui, Commerzbank pfui Dax kommt nicht vom Fleck

Der Markt zieht und zieht und kommt trotzdem nicht voran.

Der Markt zieht und zieht und kommt trotzdem nicht voran.

(Foto: REUTERS)

Als wäre nichts geschehen. Der Dax beendet einen mauen Handelstag auf Vorabendniveau. Der Etat-Streit in den USA schlägt den Anlegern auf den Magen. Größter Gewinner im Leitindex sind die Aktien von ThyssenKrupp. Die rote Laterne halten Commerzbank.

Der Haushaltsstreit in den USA hat zur Wochenmitte für Verunsicherung unter den Anlegern am deutschen Aktienmarkt gesorgt. Ohne eine Einigung zwischen Demokraten und Republikanern droht die Schuldenobergrenze von 16,7 Billionen Dollar Mitte Oktober erreicht zu werden. Verkauft wurden die Aktien von Commerzbank und Deutscher Bank. Bei der Commerzbank könnten sich Beteiligungsverkäufe hinziehen, während die Deutsche Bank vor einem schwachenHandelsgeschäft warnte.

Der Dax schaffte bis zum Börsenschluss ein Plus von 1 Punkt auf 8.666 Punkte.

Sollte sich die Erfahrung der vergangenen Jahre wiederholen, könnten sich die politischen Grabenkämpfe in Washington bis in die letzte Minute hinziehen, bevor es zu einer Anhebung der Schuldenobergrenze kommt. Immerhin, die Analysten der Commerzbank halten einen Zahlungsausfall der USA für ausgeschlossen.

Auch wenn es erneut zu einer Lösung in letzter Minute kommen dürfte, so leide doch die Risikobereitschaft der Investoren unter dem politischen Gezerre, sagte ein Händler. "Es fehlt der Zünder für einen Trend nach oben".

Der Anstieg des italienischen Verbrauchervertrauens im September auf den höchsten Stand seit Mitte 2011 konnte die Stimmung genauso wenig stützen wie die gut aufgenommene Auktion italienischer Staatsanleihen.

Deutschland und Europa warteten zuletzt mit gemischten Konjunkturdaten auf - mit den wenig überzeugenden Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone und dem Ifo-Index. Einen frischen positiven Impuls gab es am Morgen mit dem Spitzenwert beim GfK-Index. Die Bundesbürger sind offenbar in bester Kauflaune. Gründe hierfür sind die gute Arbeitsmarktlage, niedrige Zinsen und eine anziehende Konjunktur. "Trotz des gesunkenen Einkommensoptimismus äußern sich die Verbraucher hinsichtlich ihrer Konsumneigung geradezu euphorisch", erklären die Konsumforscher der GfK Gruppe. "Sie halten den Moment für günstig, gerade größere Anschaffungen zu tätigen."

Optimismus bis Jahresende

Grundsätzlich halten Börsianer die Rekordjagd des Dax noch nicht für beendet. Den Börsenexperten zufolge wird der deutsche Leitindex die psychologisch wichtige Marke von 9000 Punkten noch in diesem Jahr antesten oder sogar überspringen. Rückenwind erhalte der Aktienmarkt unter anderem von den verbesserten europäischen Konjunkturaussichten, betonte DekaBank-Anlagestratege Joachim Schallmayer im Rahmen einer Pressekonferenz des Bundesverbands Öffentlicher Banken in Frankfurt. "Wir glauben an das Comeback von Euroland", ergänzte Kapitalmarktstratege Jörg Rahn von Marcard, Stein & Co. "Die Konjunktur wird sich besser entwickeln, als es viele bislang erwartet haben." Darüber hinaus rechne er für die anstehende Bilanzsaison mit starken Unternehmenszahlen.

Bei den Einzeltiteln verloren Commerzbank-Aktien 6,1 Prozent und waren Tagesverlierer im Dax. Vorstandschef Martin Blessing soll am Vorabend bei einem Abendessen mit Investoren bis zum Jahresende keine Verkäufe von Beteiligungen aus dem Randgeschäft in Aussicht gestellt haben. Das schürte bei den Anlegern die Sorge vor weiterem Abschreibungsbedarf in den Bilanzen, vor allem bei den Schiffsbeteiligungen.

Die Deutsche Bank ließ nach einer Gewinnwarnung kräftig Federn. Deutschlands größtes Geldhaus lege weiteres Geld für Rechtsstreitigkeiten zurück und nehme im Investmentbanking deutlich weniger ein, sagte Co-Vorstandschef Anshu Jain auf einer Investorenkonferenz in London. "Wir gehen davon aus, dass die Einnahmen im Anleihen-Geschäft und im Handel deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr." Die Titel verbilligten sich um 2,5 Prozent.

Dagegen profitieren ThyssenKrupp von der Nachricht, dass der Investor Cevian Capital bei dem Stahlriesen eingestiegen ist. "Es ist schon auffällig, dass ein neuer selbsternannter Ankeraktionär vor einer von vielen befürchteten Kapitalerhöhung bei ThyssenKrupp an Bord geht", sagt ein Händler. Der Investor halte stets größere Anteile, um als "Activist Shareholder" auch größeren Einfluss auf den Kurs des Unternehmens ausüben zu können. Für die Aktie ging es um 5,2 Prozent nach oben.

Im MDax verhalf ein positiver Kommentar der UBS den Aktien von Wacker Chemie zu einem Plus von 2,4 Prozent. Die Analysten haben die Titel auf ihre "most preferred list" gesetzt.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ/dpa

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