Konjunktur-Blues Dax lässt sich gehen
15.06.2009, 17:37 UhrDie deutschen Standardwerte haben ihr Minus im Sog der negativen Wall Street noch weiter ausgebaut. Nach schlechten Nachrichten zur Lage der Konjunktur, standen vor allem konjunktursensitive Werte unter Druck.

Dämpfer für Konjunkturoptimisten: Wir haben die Talsohle möglicherweise immer noch nicht erreicht.
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Schuld waren unter anderem die Chefs von Siemens und Bayer, die darin übereinstimmen, dass die Konjunkturkrise noch nicht die Talsohle erreicht hat. Auch BDI-Chef Hans-Peter machte mit negativen Äußerungen von sich reden. Auch er befürchtet wegen der anhaltenden Kreditklemme eine Verschlimmerung der Krise in der deutschen Industrie. Andere Marktteilnehmer fanden die Gewinnmitnahmen aufgrund solcher Aussagen eher kurios. In der vergangenen Woche seien die Kurse "unter Ausblendung schlecher Nachrichten" noch gestiegen.
Der Dax baute sein Minus bis auf 3,5 Prozent aus und schloss damit bei 4.889 Punkten. Das Tagestief lag bei 4.886 Zählern.
Zu kurzfristigen Prognosen wollte sich zu diesem Zeitpunkt niemand aufraffen. Grund ist er näher rückende Große Verfall an den Terminbörsen. Am Freitag laufen Optionen und Futures aus. Im Vorfeld des Verfalls an den Terminmärkten schwanken Aktienkurse oft überdurchschnittlich stark, weil Anleger versuchen, die Titel in die von ihnen gewünschte Richtung zu bewegen.
Insgesamt wurden bei sehr dünnen Umsätzen die Asien-Börsen nachgehandelt. Ein "Sell-Trigger" sei das noch nicht. "Kein Grund also, in Panik zu verfallen", meinte ein Händler. Die niedrigen Volumina sprächen dagegen.

Wir handeln zunächst die Asien-Börsen nach. Aber die Augen sind bereits auf den Großen Verfall am Freitag gerichtet.
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"Große" Flaute herrscht derzeit auch bei kursrelevanten Unternehmensnachrichten. Der Empire State Index setzte allenfall einen weiteren negativen Akzent. Der Index ist im Juni auf Minus 9,41 gefallen und damit schlechter ausgefallen als erwartet.
Der lange Zeit einzige Titel im Plus, Metro, räumte am Ende auch das Feld und schloss 0,8 Prozent leichter, nachdem die Analysten der Credit Suisse die Aktie auf Outperform von Neutral hochgestuft haben. Der Düsseldorfer Konzern hat seinen Druck auf den insolventen Konkurrenten Arcandor noch weiter verstärkt. Wie ein Konzernsprecher dem "Focus" sagte, will Metro Gespräche mit "allen Beteiligten an dem Insolvenzverfahren führen". Dazu gehörten auch die Eigentümer der Karstadt-Filialen.
Nachdem die Bundesregierung nun möglicheriwese doch bereit ist, einen Antrag auf einen so genannten Massekredit wohlwollend zu prüfen, stiegen die Titel von Arcandor um 1,3 Prozent.
Weit oben auf den Verkaufslisten standen konjunktursensible Werte, wie die Aktien des Düngemittelkonzerns K+S (minus 5,5 Prozent), Siemens (minus 4,8 Prozent) und ThyssenKrupp (ebenfalls minus 4,6 Prozent) . Zur Erklärung verwiesen Händler unter anderem auf die nachgebenden Rohstoffpreise. Bei K+S begründete ein Börsianer den Kursverlust auch mit den laufenden Preisverhandlungen mit China. "Es scheint so, als ob sie ihre Preiserwartungen nicht durchkriegen."
Auf den Titeln von Siemens lasteten die Aussagen von Konzernchef Peter Löscher, wonach der Tiefpunkt der Krise noch nicht erreicht sei. Die Aktien gaben zeitweise um mehr als drei Prozent nach. Bayer fielen um 4,1 Prozent, nachdem der Chef der Pharmasparte in einem Zeitungsinterview von zunehmendem Preisdruck gesprochen hatte. Hintergrund der Reaktion sei, dass die Gewinnprognosen für Bayer bislang ein "ununterbrochen solides Wachstum" unterstellen würden, heißt es am Markt.
Absatzkrise bei Volvo belastet Autotitel
Ein deutlich gesunkener Absatz von Lastkraftwagen bei Volvo verunsicherte auch die Aktionäre der Konkurrenten Daimler und MAN. Deren Aktienkurse gaben um 6,5 beziehungsweise 4,0 Prozent nach. Volvo hat im Mai fast 60 Prozent weniger Lkw verkauft.
Das Thema VW, Porsche und Katar köchelt unterdessen weiter. Medien prophezeien einmal mehr den unmittelbar bevorstehenden Einstieg des Emirats Katar. Danach soll Katar mindestens 25 Prozent der Stammaktien bei Porsche kaufen. Porsche hofft allerdings unverändert - wohl leider vergebens - einen Kredit in Höhe von 1,75 Mrd. Euro von der KfW zu bekommen. Porsche-Aktionäre müssen sich darauf einstellen, Zugeständnisse an einen Anker-Investor zu machen. Dazu würde auch der Verlust der Kontrolle gehören.
Nach wie vor unklar ist, wie hoch die Verluste aus Derivategeschäften von Porsche mit VW-Stammaktien sind. Nach anfänglichen Gewinnen sackten Porsche-Titel um 3,7 Prozent. VW gaben 4,6 Prozent nach.
Quelle: ntv.de, ddi/dj/dpa/rts