Vier Prozent Miese in einer Woche Dax landet auf der 5.800
18.11.2011, 17:59 Uhr
Was kostet die Eurozone?
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach einem kurzen Schwenk ins Plus drehen die deutschen Standardwerte wieder in den roten Bereich ab. Für eine Pause im Schulden-Blues sorgen die sinkenden Risikoprämien für italienische und spanische Staatsanleihen.
Am Ende einer turbulenten Handelswoche hat die Ratlosigkeit auf dem Parkett obsiegt. "Die Börsen sind rein politisch getrieben", erklärte ein Händler, und hier seien die Nachrichten nicht gut. Die Hoffnungen auf eine Jahresendrally schrumpfen zusehends.
Nach einem zwischenzeitlichen Schwenk ins Plus verlor der Dax am Ende 0,85 Prozent auf 5800,24 Punkte. Das Tageshoch lag bei 5897 Zählern. Auf Wochensicht ergab sich damit ein deutliches Minus von 4,24 Prozent. Der MDax landete 1,0 Prozent tiefer bei 8626 Punkten. Der TecDax notierte am Ende 1,3 Prozent leichter bei 670 Zählern.
Weder der so genannte kleine Verfall am Optionsmarkt noch robuste Konjunkturdaten aus den USA konnten dem Abwärtsdruck am deutschen Aktienmarkt etwas entgegen setzen. Der Druck verliere zwar an Dynamik, sei aber weiterhin ungebrochen, sagte ein Händler. Ins Bild passte, dass Commerzbank-CEO Martin Blessing auf dem "European Banking Congress" in Frankfurt Staatsanleihen der Eurozone den Status hochspekulativer Anlagen verlieh.
Die Ratlosigkeit an den Finanzmärkten spiegelte sich auch in den Umsätzen wider: Am Freitag wurden in den 30 Dax-Titeln auf Xetra 140,6 Mio. Aktien im Gesamtwert von 3,06 Mrd. Euro gehandelt. Am Donnerstag waren es rund 180,8 Mio. Aktien im Wert von rund 3,14 Mrd. Euro.
Ein Händler meinte, der Dax schlage sich angesichts der Probleme in Europa noch recht gut. Vor den Wahlen am Wochenende in Spanien blieben aber die Probleme in der Eurozone im Fokus. Die Krankheit der überschuldeten Länder der Peripherie der Eurozone habe begonnen, auch den harten Kern des Euro-Clubs zu infizieren. Lediglich deutsche Anleihen seien - noch - verschont geblieben.
Sorgen um Italien und Spanien
Anleger zeigen sich zunehmend besorgt, dass nach Griechenland nun auch Frankreich, Spanien oder Italien Finanzierungsprobleme bekommen könnten. Die Renditen spanischer und italienischer Papiere entwickelten sich zum Wochenausklang zwar dank des Eingreifens der Europäischen Zentralbank (EZB) etwas zurück, von Entspannung konnte aber keine Rede sein.
Das Krisenmanagement der Politik ist offensichtlich zum Stillstand gekommen, einzig die EZB erscheint noch handlungsfähig. Laut "FAZ" hat sich diese eine Obergrenze für den Kauf von Anleihen von wöchentlich 20 Mrd. Euro verordnet. Hochgerechnet aufs Jahr wären das gut 1,0 Bill. Euro, ein hohes Volumen auch verglichen mit den Quantitative-Easing-Programmen der US-Notenbank.
Spitzenreiter Deutsche Börse
Tagessieger im Dax waren die Papiere der Deutschen Börse. Sie zogen um 2,8 Prozent an. Der Eschborner Börsenbetreiber und die NYSE Euronext haben der EU-Wettbewerbsbehörde Zugeständnisse gemacht, mit denen sie die Bedenken Brüssels gegen ihre geplante Fusion entkräften wollen. Analysten halten die Vorschläge für verkraftbar und dennoch ausreichend, um die Zustimmung der Kartellwächter zu bekommen.
Das Risiko weiterer Wertberichtigungen auf Staatsanleihen ließ Commerzbank um 0,7 Prozent und Deutsche Bank um 1,2 Prozent nachgeben. Gesucht waren dagegen die als krisenfester geltenden Aktien der Deutschen Telekom (+0,6 Prozent) und der Versorger Eon (+1,1 Prozent) und RWE (+0,7 Prozent).
Spekulationen um Übernahmekampf
SGL Carbon stiegen um 1,2 Prozent. BMW hat 15,16 Prozent an dem Graphit- und Karbonhersteller erworben. Die BMW-Großinvestorin Susanne Klatten kontrolliert über die Gesellschaft Skion bereits rund 27 Prozent an SGL Carbon. Sollte die deutsche Finanzaufsicht beide Pakete als Gesamtpaket betrachten, könnte dies ein Übernahmeangebot für SGL Carbon nach sich ziehen. Unklar ist, wie sich nun Volkswagen verhält. Die Wolfsburger halten 8,2 Prozent an SGL Carbon.
Störfeuer gab es für VW gleich von mehreren Seiten. So macht der japanische Kleinwagenspezialist Suzuki Ernst mit der Trennung von Volkswagen. Die Japaner wollen den von VW gehaltenen 20-Prozent-Anteil an Suzuki zurückkaufen und dies zur Not vor einem internationalen Schiedsgericht durchsetzen. VW macht derweil keine Anstalten zu verkaufen.
Und schließlich will Brüssel anscheinend erneut gegen das so genannte Volkswagen-Gesetz vorgehen, das dem Land Niedersachsen eine Sperrminorität beim Wolfsburger Autokonzern sichert. Aktien von VW büßten angesichts des nachrichtlichen Gegenwindes 1,9 Prozent ein.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts/dpa