Bankenpleiten und Ryanair Dax landet im Acker
28.07.2008, 17:41 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat sich am Montag schwach präsentiert. Vor allem Finanzwerte standen unter Druck. Auch der schwächere GfK-Indikator zum Konsumklima drückte auf die Stimmung.
Der Dax notierte bei Handelsschluss 1,3 Prozent leichter bei 6.351 Punkten. Da der Terminkalender für den Rest der Woche prall gefüllt ist, hielten sich viele Anleger zurück. Auch in den USA schienen die Investoren abzuwarten.
Zu den Spitzenverlierern im Dax zählten Lufthansa. "14 Prozent Minus bei Ryanair plus Streiks, das ist zuviel an schlechten Nachrichten", so ein Händler. Das überlagerte auch eine Kaufempfehlung der Citigroup. Der Kurs verlor knapp drei Prozent. Händlern zufolge wird der Kurs bei 14,50 Euro unterstützt, dem Zwischenhoch von Anfang Juli. Ryanair-Titel brachen in London und Dublin um mehr als 20 Prozent ein.
Air Berlin gaben 1,2 Prozent nach. Airline-Chef Joachim Hunold setzt sich erfolgreich gegen Gerüchte über eine mögliche Pleite des Unternehmens zur Wehr. Die Buchungslage sei gut und das Unternehmen profitiere von dem Streik beim Konkurrenten Lufthansa, so Hunold im Interview.
Die deutschen Finanzwerte hatten wieder einmal eine Reihe von Nachrichten aus Übersee zu verarbeiten. In den USA musste die Einlagensicherungsbehörde FDIC die Kontrolle bei der First National Bank of Nevada und der First Heritage Bank of Newport Beach übernehmen. Damit sind in diesem Jahr bereits sieben amerikanische Banken zusammengebrochen.
Das am Samstag vom Senat verabschiedete Hilfspaket für die angeschlagenen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac wirkte sich nicht kursbewegend aus. Es sei in den Kursen schon weitgehend berücksichtigt, hieß es dazu am Markt.
Auch auf der anderen Seite des Globus "brennt" es in der Finanzbranche. Hier belastet eine Gewinnwarnung der australisch-neuseeländischen ANZ-Bank nach heftigen Abschreibungen auf ihr Kreditportfolio. Am Freitag hatte bereits die National Australia Bank gewarnt. "Damit haben zwei der vier großen Banken binnen zwei Tagen gewarnt - das hat das Vertrauen wirklich erschüttert", sagt Patrick Crabb, Chef des institutionellen Handels von Goldman Sachs, Melbourne.
In der Folge litten auch deutsche Finanzwerte. M ünchener Rück verloren 2,4 Prozent. Die Titel waren schon am Freitag nach einer Gewinnwarnung um über sieben Prozent eingebrochen. Die Aktien der Postbank gaben 4,7 Prozent ab. Der "Focus" hatte berichtet, die Deutsche Bank wolle womöglich auf ein Gebot verzichten. Deutsche Bank verloren 2,0 Prozent. Deutsche Börse verbilligten sich um 5,1 Prozent.
Die Autotitel werden in den Abgabestrudel hineingezogen: BMW verloren 3,0 Prozent, Daimler 1,6 Prozent. VW drehten mit 1,1 Prozent ins Plus, Continental gaben lediglich 0,8 Prozent nach. Hier hat sich Europas größte Fondsgesellschaft DWS auf die Seite des Conti-Vorstands geschlagen. "Wir sehen die Übernahme bedenklich. Die Kontrolle durch Schaeffler kann erhebliche Nachteile für die übrigen Conti-Aktionäre bringen", so DWS-Manager Henning Gebhardt gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Im MDax zählten die Aktien von EADS mit einem Abschlag von 4,5 Prozent. Airbus-Chef Thomas Enders hatte am Wochenende eingeräumt, die Produktionsprobleme beim Riesenflieger A380 seien noch nicht vollständig ausgeräumt.
Massiv unter Druck kamen im Handelsverlauf Bilfinger Berger, ähnlich wie Stada. Hitnergrund war eine schwache Prognose. Der Kurs von Bilfinger gab 15,0 Prozent ein. Stada verloren 27,1 Prozent. "Das Problem ist, dass diese Aussagen inzwischen als allgemeiner Trend gesehen werden", meinte ein Händler. An und für sich überraschten die Probleme im Bausektor wegen der international abkühlenden Konjunktur und der Probleme an den Immobilienmärkten nicht allzu sehr.
Außerhalb der Indizes stürzten GPC Biotech 10,4 Prozent ab, nachdem das Unternehmen am Wochenende auch in Europa jede Hoffnung auf eine Zulassung des Krebsmittels Satraplatin aufgeben hatte.
Kontron drehten nach positiver Eröffnung und Gewinnmitnahmen ins Minus und verloren 7,3 Prozent. Die am Morgen vorgelegten Zahlen wurden jedoch als "überzeugend" eingestuft. Das Unternehmen befinde sich auf dem richtigen Weg. Der Umsatz soll nach Unternehmensangaben zweistellig wachsen, das Ergebnis dabei überproportional. Die Bestätigung des Ausblicks wurde im Vorfeld vom Markt erwartet.
Quelle: ntv.de