Marktberichte

Nebenwerte schweben davon Dax landet im Minus

Die Unsicherheit an den Aktienmärkten hält an. Am Dienstag schmolzen anfängliche Kursgewinne an den europäischen Börsen im Sog einer schwächeren Wall Street wieder in sich zusammen. Der Dax beendete den Handel 1,05 Prozent im Minus bei 4784 Punkten. Der MDax gab die Aufschläge vom Vormittag ebenfalls zum großen Teil wieder und schloss 0,5 Prozent fester bei 5596 Punkten. Der TecDax lag zuletzt 1,41 Prozent im Plus bei 561 Punkten.

"Die Stimmung bleibt nervös", sagte ein Händler. Die bislang vorgelegten Quartalsberichte von US-Konzernen seien "recht durchmischt" gewesen. "Das Rettungspaket ist da, aber jetzt kommt die Rezession, und von daher ist es für eine Entwarnung zu früh", merkte anderer Börsianer an. "Das dritte Quartal lief wohl bei vielen noch ganz ordentlich, aber die Ausblicke dürften wohl ziemlich trüb ausfallen."

Die Konjunktursorgen spiegelten sich auch an den Rohstoffmärkten wieder. Der Ölpreis ist am späten Dienstagnachmittag weiter kräftig unter Druck geraten. Ein Fass (159 Liter) US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um bis zu 5,7 Prozent auf 70,01 Dollar. Ein Fass Nordseeöl der Sorte Brent kostete mit 68,24 Dollar ebenfalls mehr als fünf Prozent weniger als am Vorabend.

Händler machten dafür die wachsende Angst vor einem Nachfrageeinbruch angesichts einer weltweiten Konjunkturabschwächung verantwortlich. Zudem belaste der Kursanstieg des Dollar den Ölpreis. Der Euro fiel bis auf 1,3135 Dollar und notierte damit so niedrig wie seit März 2007 nicht mehr. Die EZB hatte am frühen Nachmittag den Referenzwert noch mit 1,3184 Dollar festgelegt.

Als stärkster Wert im Dax tauchten am Nachmittag die Aktien der Commerzbank aus der Versenkung auf. Noch vor der Deutschen Börse und den Merck-Papieren kletterte die Coba-Aktie 5,8 Prozent nach oben.

Aktien der Deutschen Börse blieben während des gesamten Tages besonders gefragt. Mit einem Plus von 4,3 Prozent blieb das Papier des Börsenbetreibers knapp unterhalb der Dax-Spitze. Händlern zufolge spekulierten einige Marktteilnehmer auf eine Zerschlagung des Börsenbetreibers. Nach Aussage der Deutschen Börse wollen die Hedge-Fonds TCI und Atticus, die zusammen rund 19 Prozent der Anteile halten, das Unternehmen aufspalten und Geschäftsfelder verkaufen.

Kräftige Aufschläge zwischen drei und vier Prozent gab es auch für Merck (3,8 Prozent), BMW (3,7 Prozent), Deutsche Bank (3,4 Prozent), Post (3,4 Prozent), K+S (3,3 Prozent), Bayer (3,3 Prozent) und MAN (3,2 Prozent).

Im Bankensektor sahen Händler erste Aufhellungen im Gesamtbild: "Die Übernacht-Einlagen bei der EZB sind zurückgegangen, und das ist schon einmal ein positives Signal", kommentierte ein Händler die Lage. In den vergangenen Tagen hatten Banken wegen des gegenseitigen Misstrauens Rekordsummen bei der EZB geparkt. Des Weiteren verwiesen Börsianer auf Aussagen von US-Notenbankchef Ben Bernanke. Dieser hatte gesagt, dass Anzeichen erkennbar seien, dass die Eingriffe von Notenbank und Politik zu einer Entspannung an den Geldmärkten beitrage und sich die Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen verbessere. Die EZB habe zudem "heute morgen in das selbe Horn gestoßen", sagte der Börsianer. Postbank-Aktien verloren dennoch 4,2 Prozent. Hypo Real Estate gaben sogar 6,6 Prozent ab.

Für eine unangenehme Überraschung im MDax sorgte der Versicherungskonzern Hannover Rück. Der weltweit viertgrößte Rückversicherer kann die für 2008 in Aussicht gestellte Eigenkapitalrendite von über 15 Prozent nicht mehr erreichen. Wegen der Schwäche der Märkte müssten hohe Abschreibungen auf Aktien verbucht werden. Diese seien noch vor Ende September angefallen, noch bevor die Börse richtig gecrasht sei, kritisierte NordLB-Experte Constantin Rohrbach. Die im MDax notierte Aktie rutschten 13,3 Prozent ab.

"Es hätte schlimmer kommen können", sagten Börsianer. "Nach dem, was wir in den vergangenen Wochen im Zuge der Finanzkrise erlebt haben, macht das den Kohl auch nicht mehr fett", sagte ein anderer Marktteilnehmer.

Allianz-Aktien konnten sich dem Sog entziehen; sie schlossen 0,4 Prozent fester. Münchener Rück kippten dagegen mit den Hannoveranern ins Minus und büßten 2,3 Prozent.

Die stärksten Kursverluste erlitt wie schon an den vergangenen beiden Handelstagen die Volkswagen-Aktie, die 12,4 Prozent nachgab. Auch die Technologiewerte hinkten dem Dax hinterher, nachdem die Quartalsberichte mehrerer US-Unternehmen aus der Branche enttäuschten. Infineon gaben 5,4 Prozent nach. SAP-Aktien schlossen nahezu unverändert. Die T-Aktie, die zuletzt als "sicherer Hafen" galt und in den vergangenen fünf Handelstagen als einer der wenigen Titel im Dax prozentual zweistellig zulegen konnte, fiel um 2,8 Prozent.

Quelle: ntv.de

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