Marktberichte

Freundlich Trippelschritte Dax legt starkes Solo hin

Fast komplett alleine, aber freundlich: Der deutsche Aktienmarkt tönt aus vollem Hals nach oben.

Fast komplett alleine, aber freundlich: Der deutsche Aktienmarkt tönt aus vollem Hals nach oben.

(Foto: REUTERS)

Nach einem durchaus ungewöhnlichen Wochenstart leuchten Anlegern am deutschen Aktienmarkt überraschend freundliche Schlusskurse entgegen: Ohne Hilfe aus London und New York beschließt der deutsche Leitindex, die schwachen Vorgaben aus Tokio zu ignorieren.

Fernwirkung zweier Feiertage: Erst passiert wenig, dann geht es in kleinen Schritten aufwärts.

Fernwirkung zweier Feiertage: Erst passiert wenig, dann geht es in kleinen Schritten aufwärts.

(Foto: REUTERS)

Die wilden Kursausschläge der vergangenen Tage sind vorüber: Am ersten Börsentag der neuen Woche geht der deutsche Aktienmarkt wenig bewegt, aber durchaus freundlich aus dem Handel. Marktbeobachter wollen der Entwicklung allerdings nicht allzu große Bedeutung beimessen: Das Marktgeschehen verlief vor allem mangels konjunktureller Impulse sowie dank feiertagsbedingt geschlossener Börsen in London und New York in ungewöhnlich ruhigen Bahnen.

Der deutsche Leitindex Dax beendete den Tag mit einem ansehnlichen Plus von 0,94 Prozent und schloss bei 8383,30 Punkten. Vor dem Wochenende hatte der Leitindex zwei Tage in Folge nachgegeben und damit für seine vorangegangenen Rekordjagd gebüßt. Für den MDax ging es zu Wochenbeginn um 0,57 Prozent auf 14.066,55 Punkte nach oben. Der TecDax gewann 1,10 Prozent auf 968,53 Punkte.

Der mittelfristige Aufwärtstrend sei intakt, sagte Hendrik Klein, Chef des Hochfrequenz-Händlers und Vermögensverwalters Da Vinci Invest. Anders äußerte sich Helaba-Analyst Christian Schmidt: Die bisherige Korrektur des Dax sei vergleichsweise gering ausgefallen.

Die Analysten der Credit Agricole beurteilten die Aussichten zurückhaltender und warnten vor größeren Kursschwankungen. "Die Märkte haben Schwierigkeiten zu verstehen, wie sich die Weltwirtschaft entwickelt und welche Auswirkungen die Aktivitäten der Notenbanken haben." Zahlreiche Zentralbanken wollen der Konjunktur mit Geldspritzen auf die Sprünge helfen. Zuletzt hatten enttäuschende Konjunkturdaten aus China und Spekulationen über eine vorzeitige Straffung der US-Geldpolitik die Märkte weltweit belastet.

Als Kursstütze bezeichneten Händler wie Vinay Sharma von Gekko Markets die überwiegend freundlichen Vorgaben aus den USA und Asien. Abgesehen von der Unruhe im japanischen Börsenhandel gab es dort eher ermutigende Trendsignale. Seine Kollegin Anita Paluch führte die informellen Gespräche zwischen der EU und China über eine Beilegung der aktuellen Handelsstreitigkeiten als Grund für die europäischen Kursgewinne an.

Besonders auffällig im Montagshandel: Die Aktien der Commerzbank. Die Titel der zweitgrößten Bank Deutschlands verteuerten sich nach einer Analysten-Kaufempfehlung um gut 4,5 Prozent auf 8,02 Euro und nahmen damit den Spitzenplatz im Dax ein. Die massiven Aktienverkäufe seit der angekündigten Kapitalerhöhung hätten das Papier auf ein attraktives Bewertungsniveau herabgesetzt, schrieb Equinet-Analyst Philipp Häßler.

Dazu könnten Anleger grundsätzliche Überlegungen angestellt haben: Die Coba-Papiere hatten in den vergangenen drei Monaten gut 27 Prozent verloren und sich damit deutlich schlechter als jeder andere Wert im deutschen Leitindex entwickelt. Die Titel der Deutschen Bank gewannen 1,7 Prozent. Europaweit gingen Finanzwerte aber nur zaghaft auf Erholungskurs - der Branchenindex stieg um 0,6 Prozent, nachdem er in der vergangenen Woche um 4,7 Prozent abgesackt war.

Als zweitbeste Aktie im Dax tat sich SAP mit einem Gewinn von gut 2,06 Prozent hervor. Schwächster Wert waren dagegen Fresenius mit einem Minus von knapp 0,42 Prozent.

Im MDax zogen die Aktien von Klöckner & Co bis auf 9,730 Euro an, nachdem Händler auf vage Gerüchte über ein Gebot des Großaktionärs Albrecht Knauf in Höhe von 14 Euro je Aktie verwiesen hatten. Zuletzt stand noch ein Plus von 1,32 Prozent auf 9,680 Euro zu Buche. Bereits in den vergangenen Monaten war darüber spekuliert worden, dass die der Familie Knauf gehörende Interfer Holding ihren Anteil am Stahlhändler von derzeit knapp acht auf über zehn Prozent erhöhen könnte.

Die deutschen Zulieferer für die Solarindustrie profitierten Händlern zufolge davon, dass die meisten EU-Länder nach Angaben von Diplomaten Strafzölle gegen chinesische Photovoltaik-Hersteller ablehnen. Wacker Chemie standen im MDax mit einem Plus von 5,8 Prozent an der Spitze. SMA Solar führten die Gewinnerliste im TecDax mit einem Aufschlag von 4,8 Prozent an. Wacker liefert Polysilizium für die Solarzellen-Produzenten, SMA produziert Wechselrichter. "Für die Zulieferer ist wichtig, dass keine Zölle erhoben werden, die den Wettbewerb und den Zugang zum chinesischen Markt erschweren", sagte ein Händler. Mindestens 17 der 27 EU-Staaten einschließlich Deutschlands sind derzeit Kreisen zufolge gegen die Anti-Dumping-Maßnahme.

Nach der Niederlage gegen Bayern München im Finale der Champions League gerieten die BVB-Aktien zunächst unter Druck und verloren bis zu 3,3 Prozent. Im Handelsverlauf berappelten sich die Aktien des Bundesliga-Zweiten aber wieder und schlossen 0,6 Prozent im Plus.

Die Bechtle-Titel zogen nach positiven Aussagen von Unternehmenschef Thorsten Olemotz um über vier Prozent an, womit sie zu den besten Werten im TecDax zählten. In einem Interview hatte der Manager ein sehr erfreuliches Geschäft des IT-Dienstleisters in Deutschland und Südeuropa konstatiert.

Die Stammaktien von Sixt verteuerten sich nach Zahlen des Autovermieters um 0,96 Prozent. Dagegen büßten Praktiker nach einer Analysten-Abstufung 6,4 Prozent ein, womit sie erstmals weniger als einen Euro wert waren.

Der Eurostoxx50 schloss mit einem Plus von 1,11 Prozent auf 2795,00 Punkte. Die Börse in Paris gewann ein knappes Prozent hinzu. Die Börse in London blieb feiertagsbedingt geschlossen.

An der Mailänder Börse stiegen Fiat aufgrund von Spekulationen um eine baldige Komplett-Übernahme von Chrysler um bis zu 4,4 Prozent auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 5,66 Euro. Dem "Wall Street Journal" zufolge führen die Italiener unter anderem mit der Deutschen Bank, Bank of America und Goldman Sachs Gespräche über eine Finanzierung eines solchen Deals. "Der Markt geht davon aus, dass die Geschichte in ihre heiße Phase geht", sagte Aktienstratege Vincenzo Longo vom Brokerhaus IG Markets.

Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 1,16 Prozent am Freitag auf 1,15 Prozent. Der Rentenindex Rex kletterte um 0,02 Prozent 134,68 Punkte. Der Bund Future sank um 0,13 Prozent auf 144,28 Punkte. Der Kurs des Euro zeigte sich kaum bewegt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs gegen Mittag auf 1,2939 (Freitag: 1,2939) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7729 (0,7729) Euro.

Hinweis: Zu Wochenbeginn bleiben die New Yorker Aktienmärkte feiertagsbedingt geschlossen. Die USA begehen jeweils am letzten Montag im Mai den "Memorial Day", der im öffentlichen Leben traditionell den Beginn der Sommersaison markiert. Der Marktbericht USA entfällt.

Quelle: ntv.de, mmo/DJ/dpa/rts

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