Wie zerronnen, so gewonnen Dax macht Boden gut
18.03.2008, 17:50 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat sich am Dienstag kräftig von seinen starken Minuszeichen des Vortages erholt und die Verluste beinahe wettgemacht. Luft verschafften dem Markt die Quartalszahlen der US-Investmentbanken Goldman Sachs und Lehman Brothers, bei denen die befürchtete böse Überraschung ausblieb.
Der Dax beendete den elektronischen Handel 3,4 Prozent im Plus bei 6393,39 Punkten. Der MDax stieg 3,1 Prozent auf 8447,95 Punkte. Der Technologieindex TecDax legte 3,2 Prozent auf 716,22 Zähler zu.
"Die Unsicherheit unter den Anlegern ist weiter sehr hoch", sagte indes Marktstratege Mirko Pillep von der Helaba. Nun warte der Markt auf die Sitzung der US-Notenbank am Abend. Doch eine Zinssenkung werde erst mit einigen Monaten Verzögerung am Markt ankommen, glaubt der Experte - "und daran, dass die Banken sich misstrauen und untereinander kein Geld leihen, ändert eine Zinssenkung auch nichts".
Bankenwerte reagierten positiv auf die Zahlen von Goldman Sachs. So ging es für die Deutsche Bank um 6,29 Prozent auf 69,91 Euro hoch, Commerzbank-Aktien legten um 5,55 Prozent auf 17,70 Euro zu. Auch Titel der Hypo Real Estate legten kräftig zu. Die US-Investmentbank hatte zwar im ersten Quartal einen Gewinnrückgang vermeldet, mit 3,23 Dollar je Aktie aber immer noch deutlich mehr verdient als von Analysten erwartet (2,58 Dollar).
BMW kletterten nach der Bekräftigung der Unternehmensziele durch Firmenchef Norbert Reithofer um 4,89 Prozent auf 32,63 Euro. Analysten lobten den Ausblick. Er klinge trotz des aktuellen Währungsumfeldes optimistischer als erwartet, sagte beispielsweise Georg Stürzer von der Unicredit. Der Autobauer will seinen Gewinn in diesem Jahr trotz Belastungen durch den Verfall des US-Dollar und hohe Rohstoffkosten weiter ausbauen. Größter Tagesgewinner war wie bereits am Montag VW mit einem Plus von 7,3 Prozent auf 175,90 Euro.
Unterdessen rutschten Metro am Indexende nach Zahlen um 6,68 Prozent auf 51,53 Euro ab. Händler bemängelten die nur unkonkret klingenden Umbaupläne, die weniger weit erschienen als erhofft, und den entsprechend enttäuschenden Ausblick. Der Handelskonzern will seine Kaufhof-Warenhäuser verkaufen und gewährt Real eine Galgenfrist von zwei Jahren. Die Ergebnisse seien unterdessen etwas besser als erwartet ausgefallen, hieß es zumeist von Analysten. Siemens erholten sich mit plus 6,58 Prozent auf 70,79 Euro etwas von den massiven Vortagesverlusten.
TUI waren mit minus 1,58 Prozent auf 16,87 Euro ebenfalls unter den Verlierern zu finden. Der Konzern will sich von seiner Schifffahrtstochter Hapag-Lloyd schnell trennen und einen möglichst hohen Preis erzielen. Mit dem Prinzip "Sell on good news" begründete Analyst Jochen Rothenbacher von Equinet die Abschläge und verwies auf die positive Kursentwicklung der vergangenen Tage. Fundamental gebe es keine Gründe dafür, da der Ausblick des Reise- und Schifffahrtskonzerns positiv überrascht habe.
Im MDax ging es für Wacker Chemie nach Zahlen um satte 9,10 Prozent auf 125,26 Euro hoch. "Die Zahlen sind keine besonders große Überraschung, nachdem Eckdaten ja bereits bekannt waren", schrieb Analyst Christian Weiz von der Unicredit. Positiv überrascht habe die Dividende, die mit einer Sonderausschüttung nun 3,00 Euro betragen soll. Weiz hatte lediglich mit 2,60 Euro gerechnet. Der Ausblick habe ebenfalls nicht besonders aufregend geklungen. Nachdem die Aktie aber an den vergangenen zwei Handelstagen zehn Prozent an Wert verloren habe, könnte sie nun ein paar Euro zurückgewinnen, fügte ein Händler an.
Hochtief profitierten von erneuten Gerüchten um eine Anteilsaufstockung durch Actividades de Construcciones y Servicios (ACS) und legten um 6,12 Prozent auf 63,31 Euro zu. Händler schenkten diesen Spekulationen allerdings nicht viel Glauben. KUKA sprangen am Nachmittag um 7,60 Prozent auf 20,11 Euro nach oben. Der Maschinenbau-Konzern will für das abgelaufene Jahr eine Dividende von 1,00 Euro je Aktie zahlen und bis zu zehn Prozent eigene Aktien zurückkaufen.
Im TecDax glänzten Versatel mit plus 15,54 Prozent auf 23,64 Euro an der Spitze. Händler verwiesen insbesondere auf charttechnische Gründe. Bei 20,60 Euro sei die Aktie nach oben ausgebrochen und habe über Stop-Buy-Orders neue Käufe ausgelöst. Die endgültigen Zahlen des Telekommunikations-Anbieters sind unterdessen nach Einschätzung der WestLB nicht signifikant von den vorläufigen Eckdaten abgewichen.
Quelle: ntv.de