Marktberichte

Athen, Zahlen, Konjunktur Dax macht Freudensprung

Erleichtert reagieren Anleger auf den griechischen Antrag auf Nothilfe. Zusätzlich treiben robuste Zwischenbilanzen wie die von Adidas sowie ein unerwartet starker Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex die Kurse nach oben.

(Foto: REUTERS)

Der zunehmende Optimismus in der Wirtschaft hat dem deutschen Aktienmarkt zum Wochenschluss Schwung gegeben. Dazu trugen insbesondere ein deutlicher Anstieg des Ifo-Index und die gestiegenen Geschäftserwartungen von Adidas bei. Angeführt von den Aktien des Sportartikelherstellers legte der Dax um 1,3 Prozent auf 6253 Zähler zu. Der MDax stieg 2 Prozent auf 8504 Punkte zu, während der TecDax 0,1 Prozent auf 842 Punkte gewann.

Auch Nachrichten aus Athen halfen, das Land will Finanzhilfen von EU und IWF beantragen. : "Das ist ein sehr positiver Schritt, der die Märkte von Sorgen entlastet. Das zeigt sich bereits daran, dass sich der griechische Anleihemarkt wieder deutlich erholt", sagte ein Händler. "Am Markt ist man ziemlich erleichtert, dass Griechenland jetzt die Hilfen der Euroländer und des IWF abruft", ergänzte ein Kollege. "Damit ist die Gefahr einer Staatspleite erst einmal geban

"Wir haben inzwischen etliche ermutigende Unternehmenszahlen gesehen, die positiv durchschlagen", sagte ein Händler und verwies dabei auch auf Heidelberger Druck und Drägerwerk. An ausländischen Unternehmen hätten Volvo und Microsoft mit ihren Zwischenbilanzen überzeugt. Hinzu kam der unerwartet deutliche Anstieg des Ifo-Index. Dieser untermauere die Aussicht auf eine anhaltende Konjunkturerholung in Deutschland, stellte Helaba-Analystin Viola Stork fest.

Zugleich wurde aber auch vor zu viel Euphorie gewarnt. "Ich glaube, wir sehen hier lediglich eine Zwischenerholung", sagte Aktienmarktstratege Dirk Apel vom Vermögensverwalter Marcard, Stein & Co in Hamburg. Bevor wirklich Entwarnung gegeben werden könne, bleibe noch viel zu tun. "Im Moment unterscheiden die Anleger recht stark zwischen der Unternehmens- und der Staatsseite. Die Exportquote deutscher Unternehmer nach Griechenland ist gering, und die wichtigsten Wachstumsimpulse für die Unternehmen kommen ohnehin aus den Schwellenländern."

Die kräftigsten Gewinne im Dax verbuchten nach überraschend vorgelegten Zahlen die Aktien von Adidas mit einem Plus von 3,1 Prozent. Europas größter Sportartikelhersteller hatte am Vorabend einen kräftigen Ergebnissprung im ersten Jahresviertel gemeldet und seine Gewinnprognose für 2010 angehoben. Puma stiegen im Gefolge um 1 Prozent.

Dass BMW in diesem Jahr deutlich mehr vom boomenden chinesischen Automarkt profitieren möchte, brachte den Anteilsscheinen des Münchener Autobauers ein Plus von 1,3 Prozent. Die Titel von Beiersdorf legten um 0,9 Prozent zu und die von Henkel um 0,8 Prozent. Beide Konsumgüterwerte wurden gestützt von überraschend starken Umsatzzahlen des Konkurrenten L'Oreal .

Zu den gefragtesten Aktien am deutschen Markt zählten MAN, die im Schlepptau eines überraschenden Gewinnsprungs von Volvo um 3,5 Prozent zulegten. Bei dem schwedischen Konkurrenten hat sich ein striktes Sparprogramm ausgezahlt, außerdem geht der weltweit zweitgrößte Nutzfahrzeug-Hersteller weiterhin von einer Erholung auf wichtigen Absatzmärkten aus.

Nach Spekulationen über eine angeblich bevorstehende Kapitalerhöhung, um die vollständigen Übernahme der Postbank zu finanzieren, gerieten dagegen die Aktien der Deutschen Bank unter Druck. Im Verlauf grenzte sich das Minus auf 0,2 Prozent ein. "In einem Internetforum wird offenbar wieder aufgeheizt, dass die Deutsche Bank zur Übernahme der Postbank eine Kapitalerhöhung plant", sagte ein Börsianer. "Es geht darum, dass die 36 bis 37 Euro je Stück zahlen wollen." Davon profitierten Postbank-Aktien, die um 6,3 Prozent auf 27,20 Euro anzogen. Beide Institute lehnten Stellungnahmen ab.

Die größten Verluste im Dax verzeichneten RWE mit einem Minus von 5,1 Prozent. Die Papiere wurden allerdings mit Dividendenabschlag gehandelt.

Im MDax verteuerten sich die Titel der Heidelberger Druckmaschinen nach einem überraschend vorgelegten Quartalsbericht um 4,6 Prozent. Das vierte Geschäftsquartal hatte sich im Vergleich zum Vorquartal aufgehellt, außerdem hatte sich der Auftragseingang verbessert.

Kursgewinne von 3,8 Prozent verbuchten im TecDax die Anteilsscheine des Medizin- und Sicherheitstechnik-Herstellers Drägerwerk nach Zahlen. Der Konzern startete gut in das Geschäftsjahr 2010 und informierte, dass sich im ersten Quartal das Ergebnis vor Zinsen und Steuern verfünffacht habe.

Auf der Verliererseite am deutschen Markt standen dagegen unter anderem die Aktien von Salzgitter und Wincor Nixdorf. Neue Rohstofflieferverträge und die Unsicherheit am Stahlmarkt könnten das Jahresziel des zweitgrößten deutschen Stahlkonzerns ins Wanken bringen. "Wenn es hart auf hart kommt, müssen wir unsere Prognose anpassen", sagte Salzgitter-Chef Wolfgang Leese der "Financial Times Deutschland". Die Wahrscheinlichkeit dafür bezifferte Leese auf 50 Prozent, was den Salzgitter-Titeln ein Minus von 1,6 Prozent  einbrachte.

Die Aktien des Geldautomaten-Herstellers Wincor litten unter enttäuschenden Zahlen des US-Konkurrenten NCR und gaben um 0,5 Prozent nach.

Quelle: ntv.de, rts/dpa-afx

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