Ölpreisrückgang Dax marschiert los
07.07.2008, 17:43 UhrEinen Tag vor Beginn der US-Bilanzsaison hat der nachgebende Ölpreis den deutschen Standardwerten auf die Beine geholfen. Händler berichteten von Agenturmeldungen, wonach es aus dem Iran zuversichtliche Stimmen zu Gesprächen über das Nuklearprogramm des Landes geben soll. "Beim Ölpreis schaut man momentan in erster Linie auf die angespannte politische Lage im Nahen Osten", hieß es.
Bei geringen Umsätzen machte der Dax seine Verluste vom Freitag wieder wett und legte knapp zwei Prozent zu auf 6.395 Punkte. Auch die Nebenwerte holten wieder auf, allen voran die zuletzt arg gebeutelten Solarwerte, die den TecDax um 2,8 Prozent anschoben. Der MDax schloss 1,3 Prozent höher bei 8.590 Zählern.
Der Ölpreis rutschte zeitweise um über fünf Dollar je Fass US-Leichtöl auf rund 140 Dollar. Zum Xetra-Handelsschluss notierte der Ölpreis bei 140,62 Dollar und damit gut drei Prozent niedriger als am Freitag.
Am Dienstag wird der Aluminiumhersteller Alcoa die US-Berichtssaison einläuten. Börsianer befürchten, dass die Unternehmensprognosen für das dritte Quartal manche negative Überraschung bergen werden. "Steigende Zinsen und sinkenden Gewinnerwartungen der Unternehmen sind Gift für die Börse", sagte ein Händler. Hinzu komme die Unsicherheit über die wirkliche Lage in der Finanzbranche.
Im Fokus standen auch weiterhin die Bankenwerte sowie der Gesundheitskonzern Fresenius, der die Anleger mit der Ankündigung einer Kapitalerhöhung zur Finanzierung einer milliardenschweren Übernahme in den USA verschreckte.
Nach einem kurzen Aufbäumen zur Eröffnung neigte der Bankensektor am Montag wieder zur Schwäche. Ein Händler sprach von "Misstrauen" der Anlegerschaft gegenüber dem Sektor. "Nach einer negativen Studie der Analysten von Goldman Sachs und zahlreichen Kurszielsenkungen hat sich die Stimmung insgesamt wieder getrübt", sagte ein Händler. Die Studie habe vor Augen geführt, was möglicherweise noch an Kapitalbedarf bestehe. Die Investoren seien aber immer weniger gewillt, Liquidität zur Verfügung zu stellen.
Am deutlichsten ging es für die Postbank nach unten, nachdem die "Wirtschaftswoche" berichtet hatte, dass der Verkauf der Postbank an zu hohen Preisvorstellungen der Mutter Deutsche Post scheitern könnte. Zudem hat Deutsche-Bank-Chef-Ackermann die Erwartungen an eine Bankenkonsolidierung in Deutschland gedämpft, was die Hoffnung auf eine schnelle Übernahme auspreise", so der Händler weiter. Postbank fielen als schwächster Dax-Wert um 2,2 Prozent. Die Post-Aktie verlor 0,5 Prozent. Commerzbank retteten sich mit 0,5 Prozent ins Plus.
Deutsche Bank machten ebenfalls auf dem Absatz kehrt und nahmen ein Plus von 0,6 Prozent mit in den Feierabend. Die Analysten von UBS haben Händlern zufolge das Kursziel für den Titel 58 von 77 Euro gesenkt und die Einschätzung "Neutral" bekräftigt.
Auf der Gewinnerseite fanden sich zur Abwechslung einmal Infineon mit einem Plus von 1,6 Prozent. Aber auch hier nahmen die Investoren Gewinne schnell wieder mit. Nach zwei Stunden lagen die Titel bereits 0,4 Prozent niedriger. Händlern zufolge haben die UBS-Analysten zwar das Kursziel für den Titel auf 6,70 von 7,30 Euro gesenkt, gleichzeitig aber ihre Kaufempfehlung bekräftigt.
Lufthansa verteuerten sich um 2,1 Prozent. Die Lufthansa-Töchter Eurowings und Lufthansa Cityline werden am Montag bestreikt; betroffen von den Streiks des Cockpit-Personals sind nach Angaben einer Sprecherin besonders die Drehkreuze München und Frankfurt.
Eon und RWE legten dank der Diskussion über den Atom-Ausstieg um 3,6 bzw. 3,1 Prozent zu. "Die Diskussionen über eine Verlängerung der Laufzeiten der Kernkraftwerke werden immer lauter", meinte ein Händler. Eine Verlängerung um zehn Jahre könnte schon rund 10,0 Euro in der Bewertung der Aktien ausmachen, so der Händler weiter.
Im MDax fiel Fresenius 9,3 Prozent zurück. Das Unternehmen hatte angekündigt, dass die Tochter Kabi für rund 2,4 Mrd. Euro APP Pharmaceuticals, einen US-Hersteller von intravenös verabreichten Arzneimitteln, übernehmen will.
Ein Analystenkommentar drückte ProSiebenSat.1 11,7 Prozent ins Minus. Händlern zufolge haben die Analysten der Deutschen Bank den Titel auf "Sell" von "Hold" heruntergestuft und das Kursziel auf vier von zehn Euro gesenkt. Eine ungünstige Entwicklung der Werbeausgaben, die Unruhe im Management und die Gefahr, dass Wettbewerber die Schwierigkeiten bei ProSieben ausnutzten, sprächen gegen die Aktie. Wegen des ungünstigen Kapitalmarktumfelds träten zudem Spannungen in der Kapitalstruktur zutage, was besonders schlecht für das Risikoprofil der Vorzugsaktien sei.
Im TecDax erholten sich Wirecard mit 3,7 Prozent von dem Kurssturz Ende Juni. Hier sorgte die Nachricht um den Ausstieg eines großen Fonds für Erleichterung, da dieser für den Absturz verantwortlich sein könnte und nicht "das Gerede über die Bilanz des Unternehmens", meinte ein Händler.
Nordex und Repower erhielten Rückenwind von Aussagen des Bundesbauministers Tiefensee über nue Offshore_Windparks in der Nord- und Ostsee. Die Papiere stiegen um jeweils 5,3 Prozent.
Quelle: ntv.de