Marktberichte

US-Arbeitsmarkt enttäuscht Dax mit Herbstdepression

Der deutsche Aktienmarkt hat weitere herbe Rückschläge hinnehmen müssen. Am Ende des Handels konnte der Index nur knapp die Marke 4200 Punkten verteidigen. Börsianer verweisen auf sehr schwache Vorgaben von den Börsen in Übersee, gepaart mit wenig erbaulichen Unternehmensnachrichten und enttäuschenden Zahlen vom US-Arbeitsmarkt.

Der Dax schließt um -3,08 Prozent tiefer auf 4220 Punkte. Der MDax notiert -3,53 Prozent schwächer bei 4752 Punkten. Der TecDax kippt -5,62 Prozent ins Minus auf 431 Punkte.

Am Morgen sah es noch so aus, dass sogar die 4000er-Marke in Gefahr geraten könnte. Selbst ein 20-Jahres-Tief des weltweiten ifo-Index konnte den Dax am Vormittag dagegen nicht mehr wesentlich weiter ins Minus drücken. Kurzzeitig hat dem Markt eine Zinssenkung in der Schweiz Auftrieb verschafft. Börsianer hofften, dass die EZB ebenfalls in Bälde einen Zinsschritt unternehmen könnte. Von langer Dauer war dieser Anflug von Hoffnung jedoch nicht.

Die Krise der US-Autoindustrie schwappt über den Atlantik und sorgt auch in Frankfurt für tiefe Sorgenfalten. Natürlich sind auch die schwachen Daten der Wall Street vom gestrigen Tage eine Belastung. Im Tief befinden sich weiter Finanz-Titel. "Raus aus Aktien, rein in relativ sichere Staatsanleihen", kommentiert ein Händler das Geschehen. Die Befürchtungen eines "Ausverkaufs" haben sich jedoch nicht bestätigt.

Analyst Heinz-Gerd Sonnenschein von der Postbank sieht wenig Potenzial um "den Hebel schnell umzulegen und die Kurse wieder nach Norden zu schicken". Bis zum Jahresende sei es unwahrscheinlich, dass es der Dax wieder über die Marke von 5.000 Punkten schaffen. "Es herrscht eine ziemliche Ausverkaufsstimmung", sagte auch Susanne Lahmann, Marktstrategin der Bremer Landesbank. Sie könne auch nicht sagen, wo die Bodenbildung einsetzen werde, sämtliche Chart-Technik greife nicht mehr. "Die Unternehmen sind nicht mehr in der Lage, Gewinnaussichten zu geben, wir sind voll in der Rezession."

Auf der Nachrichtenseite gibt es vor allem Zahlen von Unternehmen aus der zweiten Reihe. Ansonsten sorgen abermals Medienberichte und Analystenkommentare für Bewegung. Von der Ausverkaufsstimmung sind allerdings Titel aus allen Branchen betroffen. Im Dax brechen die Aktien der Hypo Real Estate am Indexende um -16,5 Prozent auf 2,12 Euro ein. Händler verweisen auf negative Analystenkommentare in den vergangenen Tagen, die nachwirkten. So hat etwa die Commerzbank Titel des angeschlagenen Immobilienfinanzierers am Mittwoch von "Reduce" auf "Sell" gesenkt und das Kursziel von 4,00 Euro auf 0,50 Euro gekappt. Auch Bankentitel wie Aktien der Deutsche Bank mit minus -9,44 Prozent auf 19,37 Euro und Titel der Commerzbank mit minus -8,5 Prozent auf 5,4 Euro büßen deutlich ein.

Die Papiere von Infineon leiden unter schwächeren Aussichten eines Konkurrenten und verloren -5,9 Prozent auf 1,75 Euro. Händler verweisen auf den niederländischen Chiphersteller NXP Semiconductors, der für das vierte Quartal einen stärkeren Umsatzrückgang als ursprünglich mitgeteilt in Aussicht gestellt hat.

Die Hamburger-Hafen-Titel sacken im MDax um -11,4 Prozent auf 22,25 Euro ab. Händler begründen die Abschläge mit einer Abstufung der UBS, die das Papier in Richtung des historischen Tiefs vom 31. Oktober 2008 bei 21,96 Euro drücke. Die Investmentbank rechnet mit starkem Gegenwind für das Hafenlogistikunternehmen in den Jahren 2009 und 2010 und senkte das Anlageurteil von "Buy" auf "Sell". Das Kursziel wurde von 55 auf 22 Euro je Aktie zurückgenommen, nachdem sich frühere Wachstumstreiber ins Negative gekehrt hätten.

Die Aktien von REpower Systems brechen als schwächster Wert im TecDax um -18,1 Prozent auf 79,67 Euro ein. Ein Börsianer verweist als Belastung auf einen Pressebericht, demzufolge der indische Windkraftanlagenbauer Suzlon nun darauf verzichte, REpower komplett integrieren und einen Beherrschungsvertrag mit dem deutschen Unternehmen abschließen zu wollen. Dies dämpfe Spekulationen, dass Suzlon seinen Anteil an dem Windanlagenhersteller ausbauen wird, sagte ein Händler.

Nordex-Titel fallen nach Zahlen und einem enttäuschenden Ausblick um -6,71 Prozent auf 8,62 Euro. Der Windanlagenbauer rechnet nun mit einem weniger starken Umsatzzuwachs und warnt zugleich davor, dass Kunden Projekte wegen Finanzierungsschwierigkeiten verschieben könnten. Nordex gehe nun von einem Umsatzanstieg von 10 bis 15 Prozent nach ursprünglich 50 Prozent aus, und das sei ein massiver Rückschritt, sagte ein Börsianer. Damit müssten die Markterwartungen für das kommende Jahr noch weiter angepasst werden, spekulierte er. Zudem hatte bereits am Mittwoch ein negativer Analystenkommentar die Aktien belastet.

Quelle: ntv.de

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