Marktberichte

Mit 7000 ins Wochenende? Dax mit Kurssprung

Der deutsche Aktienmarkt startet im Schatten von Atomkrise, Libyen und EU-Gipfel zunächst abwartend. Aber zum Handelsende liegt er so deutlich im Plus wie seit Tagen nicht mehr. Im Dax warten 29 von 30 Werten mit Gewinnen auf. Das Kursplus ist entsprechend groß.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Ungeachtet der globalen Krisenherde nimmt der Dax wieder die 7000-Punkte-Marke ins Visier. Der deutsche Leitindex bewegte sich am Donnerstag damit wieder in der Nähe der psychologisch wichtigen Marke, die er zuletzt vor dem Erdbeben in Japan gehalten hatte. Auch in London, Paris und Zürich lagen die Kurse überwiegend im Plus. Der Dax kletterte um  1,9 Prozent auf 6934 Punkte. Der MDax legte 1,7 Prozent auf 10.167 Zähler zu und auch der TecDax verbuchte Gewinne: 1,1 Prozent auf einen Stand von 900 Punkten.

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Die US-Börsen eröffneten ebenfalls fester: Der Dow-Jones-Index der Standardwerte legte bis gegen 17.30 Uhr MEZ 0,7 Prozent zu auf 12.172 Punkte zu. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 0,8 Prozent auf 1307 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann ebenfalls 1,3 Prozent auf 2731 Stellen.

Japan beruhigt sich

"Die Leute in aller Welt sind zwar verunsichert, wie es in Japan und Libyen weitergeht, aber die Anleger sehen den kritischen Punkt offenbar schon überschritten", erklärten die Analysten von Close Brothers Seydler. Der Fokus an den Aktienmärkten richte sich wieder verstärkt auf Unternehmensnachrichten.

Händler monierten allerdings das niedrige Transaktionsvolumen. "Die Umsätze sind weiter extrem dünn, so dass man auf das Plus nicht allzu viel geben kann", fasste einer zusammen. Das könne sich schnell wieder drehen.

Portugal keine Hiobsbotschaft 

"Es gibt keine neuen Hiobsbotschaften, das reicht schon aus, um den Markt hochzutreiben", sagte ein anderer Börsianer. Die Regierungskrise in Portugal stieß auf wenig Überraschung. "Das haben die Märkte schon eingepreist, was man ja auch am stabilen Euro sehen kann", fasste ein Händler zusammen.

Das finanziell angeschlagene Portugal werde von den EU-Staats- und Regierungschefs dazu gedrängt, sich unter den Euro-Rettungsschirm EFSF zu flüchten, sagte ein hochrangiger EU-Vertreter. Nach dem Scheitern der Minderheitsregierung in Lissabon wird aber auf dem EU-Gipfel in Brüssel nicht mit einer Lösung gerechnet. Bei dem zweitägigen Treffen soll es zudem um noch heftig umstrittene Details des milliardenschweren Rettungsfonds für überschuldete Euro-Staaten gehen. Der Euro zeigte sich relativ unbeeindruckt und notierte mit rund 1,41 Dollar gut behauptet.

Autowerte ziehen weiter an

Im Dax zählten die Aktien von BASF nach Aussagen des Chemieriesen zum ersten Quartal mit einem Plus von 3,4 Prozent zu den größten Gewinnern. BASF hatte in einer Präsentation erklärt, Umsatz und Ebit würden im ersten Quartal 2011 voraussichtlich signifikant höher ausfallen als vor Jahresfrist.

Ebenfalls im Plus lagen erneut die Autowerte, die damit ihren Vortagestrend fortsetzen: BMW waren mit einem Plus von 4,2 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern, VW und Daimler stiegen um 2,6 Prozent beziehungsweise 3,5 Prozent. Offenbar drohen nun doch keine Lieferengpässe wegen Japan.

Börse lockt Anleger

Ein positiv aufgefasster Ausblick für 2011 trieb die Aktien der Deutschen Börse an. Die Papiere gewannen 2,3 Prozent. Der operative Gewinn (Ebit) soll nach Angaben des Dax-Konzerns zwischen 1,05 Mrd. bis 1,25 Mrd. Euro liegen. 2010 betrug das Ergebnis vor Steuern und Zinsen, bereinigt um die hohe Abschreibung auf die US-Tochter ISE, 1,091 Mrd. Euro. Die Erlöse sollen 2011 zwischen 2,1 Mrd. und 2,3 Mrd. Euro liegen, nach rund 2,1 Mrd. Euro 2010.

Analysten äußerten sich positiv: "In den vergangenen zwei Jahren gab es immer nur Kostenprognose und Steuerquote als Ausblick", kommentierten die Analysten der WestLB. "Es scheint deshalb so, als ob die Börse zuversichtlicher für 2011 ist."

Analystenstimmen melden sich

Nach einem positiven Analystenkommentar zogen K+S um 3,2 Prozent an. Händlern zufolge setzten die Analysten von Cheuvreux die Titel auf ihre Favoritenliste im Bereich Chemieaktien und erhöhten das Kursziel auf 65 von 59 Euro. Der Kali-Markt dürfte weiter wachsen, davon sollte auch K+S profitieren, zitierten Börsianer aus der Studie. Zudem ist laut K+S die Übernahme von Potash One abgeschlossen.

Eine Hochstufung machte Salzgitter bei den Anlegern beliebt. Die Aktien des Stahlkonzerns bauten ihren 1,6-prozentigen Gewinn vom Vortag weiter aus und notierten im MDax 4,4 Prozent fester. Nachdem das Unternehmen Anfang März mit seinem vorsichtigen Ausblick enttäuscht habe, dürften die Erwartungen nun auf ein realistisches Niveau gesunken sein, schrieben die Analysten der HSBC in einem Kurzkommentar. Sie stuften die Papiere hoch auf "Overweight" von "Neutral". Das Unternehmen hatte am 7. März für das laufende Jahr eine Verdoppelung des Gewinns auf mehr als 100 Millionen Euro in Aussicht gestellt, damit aber deutlich unter den Schätzungen der Analysten gelegen.

Die Aktien des Salzgitter-Konkurrenten ThyssenKrupp notierten im Dax etwa 1,5 Prozent fester. Die Metro-Aktien zogen um 3,4 Prozent an und machten damit einen Teil der Verluste der vergangenen Tage im Sog eines enttäuschenden Ausblicks wieder gut.

Fuchs Petrolub gesucht

Positiv beurteilen Händler den angekündigten Aktien-Split bei Fuchs Petrolub. "Das erhöht die Liquidität in der Aktie", sagte ein Marktteilnehmer. Der Kurs könnte den Abwärtstrend bei gut 100 Euro testen, meinte er. Unterstützt sei sie bei knapp 96 Euro, dem Tief von Ende Februar. Die Titel kletterten um 2,5 Prozent.

Evotec mit Kurssprung

Im TecDax ragten die Titel von Evotec mit einem Plus von 5,1 Prozent heraus. Die Biotechfirma hat zum ersten Mal in seiner 18-jährigen Firmengeschichte für 2010 einen Gewinn ausgewiesen. Dagegen enttäuschten Solarworld mit ihrem Ausblick die Anleger, der Aktienkurs fiel daraufhin um fast 2 Prozent. "Die Prognose ist ziemlich ungenau", schrieb DZ-Bank-Analyst Sven Kürten. Das Unternehmen wisse offenbar selbst nicht genau, was es zu erwarten habe. Das verunsichere auch Investoren, fügte ein Händler hinzu.

Ziemlich unbeeindruckt zeigten sich die Anleger von den Zahlen und Unternehmensnachrichten von United Internet. 2010 sei der Umsatz zwar gesteigert worden - doch das von Wertminderungen belastete Ergebnis sank unerwartet deutlich. Für die Aktionäre soll es eine Dividende von 0,20 Euro je Aktie geben - im Vorjahr war es doppelt soviel. Der Kurs der Papiere kletterte dennoch um 2,5 Prozent.

Stahlharte Kursgewinne

Die Aktien von SKW Stahl gewannen 1,9 Prozent. Der Stahlzulieferer zahlt seinen Aktionären nach einem kräftigen Ergebniszuwachs für 2010 wieder eine Dividende. "Zudem gibt es eine Empfehlung von einem Börsenbrief", erklärte ein Händler.

Quelle: ntv.de, bad/DJ/rts/dpa

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