Marktberichte

US-Konjunktur verleiht Flügel Dax mit Verve über 5.000

Die guten Nachrichten kamen am Nachmittag, sie kamen aus den USA und sie kamen im Doppel-Pack: Dank des überraschend starken Anstiegs des US-Bruttoinlandsprodukts und des Chicagoer Einkaufsmanagerindex schaffen die deutschen Standardwerte locker den Sprung über die 5.000-er Marke. Der Dax stieg 1,6 Prozent auf 5.039 Zähler. Zuvor hatte der Index nur wenig verändert unterhalb des Vortagesschluss gelegen.

Die Wirtschaft in den USA ist im Schlussquartal 2001 einer zweiten Schätzung des US-Handelsministeriums zufolge überraschend deutlich gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt sei wahrscheinlich um 1,4 Prozent gestiegen, so das Ministerium. In einer ersten Schätzung war noch ein Plus von nur 0,2 Prozent berechnet worden. Analysten hatten einen Anstieg um 0,8 Prozent erwartet. Es werde immer offensichtlicher, wie stark der deutsche Markt wirklich am Tropf der Wall Street hängt, kommentierte ein Händler den rasanten Anstieg des Dax nach Veröffentlichung der Zahlen.

Das an den Finanzmärkten viel beachtete Konjunkturbarometer der US-Einkaufsmanager für den Großraum Chicago ist im Februar auf 53,1 Punkte gegenüber 45,1 Punkten im Januar gestiegen. Analysten hatten nur mit einem Anstieg auf 47,7 Punkte gerechnet. Ein Indexstand über 50 Punkten signalisiert ein Wachstum der Wirtschaft.

Der Industriegase- und Gabelstaplerkonzern Linde legte am Morgen die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Das Ergebnis vor Steuern in 2001 lag bei 505 Millionen Euro gegenüber 481 Millionen Euro im Vorjahr. Analysten hatten allerdings mit einer Steigerung auf 515 Millionen Euro gerechnet. Einen Ausblick auf das laufende Jahr gab Linde nicht. Die Aktie fiel 1,6 Prozent auf 52,51 Euro.

Zahlen gab es auch von der Deutschen Post, die das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit im abgelaufenen Geschäftsjahr um 7,1 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro steigern konnte. Der Umsatz verbesserte sich um 2 Prozent auf 33,4 Milliarden Euro, so der Bonner Konzern. Die Aktie verbesserte sich 2,0 Prozent auf 15,05 Euro. Für das laufende Jahr gab Post-Chef Klaus Zumwinkel einen verhaltenen Ausblick. Es werde schwierig, dass operative Ergebnis noch mal zu übertreffen.

Die Commerzbank erwartet in 2002 einen Gewinn vor Steuern und Anteilsverkäufen zwischen 700 und 800 Millionen Euro. Dies kündigte Vorstandsmitglied Axel von Ruedorffer auf einer Analystenkonferenz an. Im Vorjahr hatte die Bank einen Gewinn vor Steuern von 37 Millionen Euro erwirtschaftet. Die Aktie legte 2,4 Prozent auf 19,05 Euro zu. Auch die anderen Bankentitel zeigten sich stark. Die Deutsche Bank legte 1,3 Prozent auf 67,90 Euro zu, für die HypoVereinsbank ging es 3,6 Prozent auf 35,35 Euro nach oben.

Schwankungsanfällig zeigten sich die High-Techs, die am Vormittag noch tief im Minus notiert hatten, dann aber mit dem Gesamtmarkt ins Plus drehen konnten. Zum Schluss verhagelte aber die schwache Nasdaq wieder ein wenig die Stimmung. Siemens legte 0,2 Prozent auf 67,70 Euro zu, SAP fiel 0,6 Prozent auf 157,12 Euro, Infineon gab 0,6 Prozent auf 26,49 Euro ab. Größter Gewinner war allerdings Epcos, die Aktie verbesserte sich 5,0 Prozent auf 44,74 Euro. Händler fanden jedoch keine plausible Erklärung für die besonders deutlichen Gewinne des Herstellers von passiven Bauelementen. Der Titel zeige sich sehr volatil bei geringen Umsätzen, hieß es. Stark präsentierte sich auch die T-Aktie, die 0,7 Prozent auf 16,42 Euro zulegen konnte.

Die Volkswagen-Aktie profitierte von dem guten Ergebnis der Konzern-Tochter Audi . Im vergangenen Jahr hat der Ingolstädter Autobauer nach eigenen Angaben ein Rekordergebnis erzielt. Der Gewinn vor Steuern sei um 34 Prozent auf 1,32 Milliarden Euro gestiegen, so das Unternehmen. Nach Steuern habe das Plus 4,8 Prozent auf 769 Millionen Euro betragen. An den Mutterkonzern VW werden 523 Millionen Euro abgeführt. Auch das neue Jahr lässt sich für Audi gut an, bis Ende Februar sei der Absatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast 13 Prozent auf 109.600 Fahrzeuge gestiegen. Die VW-Aktie legte 3,1 Prozent auf 55,34 Euro zu.

Bayer will bei der Reorganisation der Konzernstruktur unter einer Holding auch eine Straffung des Konzern-Managements durchführen. Dies berichtet eine Tageszeitung am Donnerstag. Die Papiere verbesserten sich 4,0 Prozent auf 36,85 Euro.

Die zur Allianz-Gruppe gehörende Allianz Lebensversicherungs AG will einem Zeitungsbericht zufolge trotz des derzeit schlechten Börsenklimas den Aktienanteil an ihren Kapitalanlagen deutlich steigern. Sollte es gesetzlich möglich werden, wolle die Allianz Leben die Aktienquote bei einer Bewertungsreserve von über 20 Prozent auf 40 Prozent anheben, so die Börsen-Zeitung. Die Aktie der Mutter drehte nach schwachem Start mit 3,7 Prozent bei 259,97 Euro ins Plus.

Im Mdax standen die Papiere von Babcock Borsig unter Druck und verloren 3,9 Prozent auf 8,65 Euro. Der Anlagenbauer teilte am Morgen mit, im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres habe sich der Betriebsverlust auf 68 Millionen Euro belaufen. Im vergleichbaren Vorjahresquartal hatte der Betriebsverlust noch bei 58 Millionen Euro gelegen. Der Auftragseingang im Quartal sei um 57 Prozent auf 950 Millionen Euro zurückgegangen, so das Unternehmen weiter.

Ungewöhnlicher Zeitpunkt: Um 19:00 Uhr veröffentlichte die WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Demnach ist das Ergebnis deutlicher gestiegen als geplant. 430 Millionen Euro Plus fielen als Gewinn im gewöhnlichen Geschäft an, nach 153 Millionen im Vorjahr. Der Markt hatte keine Gelegenheit mehr, auf die Daten zu reagieren: Vor Veröffentlichung der Zahlen wurde der Handel ausgesetzt und bis zum Schluss nicht wieder aufgenommen. Bis dahin notierte die Aktie mit 0,1 Prozent bei 10,45 Euro im Plus.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen