Kalter Konjunkturhauch Dax mit dickem Minus
23.02.2010, 17:45 Uhr
Da hilft alles Quaken nichts - in Sachen Konjunktur ist noch Winter angesagt.
(Foto: dpa)
Die überraschende Verschlechterung der Stimmung in der deutschen Wirtschaft sowie der Rückgang des US-Verbrauchervertrauens hinterlassen tiefe Spuren auf dem Parkett. Zudem haben die Geschäftszahlen von Merck und Commerzbank die Anleger verstimmt.
Nach einem enttäuschenden Rückgang des US-Verbrauchervertrauens im Februar waren die Aktienmärkte am Nachmittag europaweit auf Talfahrt gegangen. Der Dax rutschte zeitweise um mehr als 1,7 Prozent auf ein Tagestief bei 5.584 Punkten. Zum Handelsschluss blieb ein Minus von 1,48 Prozent bei 5.604 Zählern stehen. "Die Zahlen sind extrem schwach, das war schon eine herbe Enttäuschung", sagte ein Börsianer.
Der vom Conference Board errechnete Index zum Verbrauchervertrauen war in den USA überraschend auf 46,0 von revidiert 56,5 Punkte gefallen. Analysten hatten mit einem Stand von 55 Punkten gerechnet. "Der Konsum fällt in diesem Jahr als Wachstumsträger für die US-Wirtschaft wohl aus", kommentierte Analyst Thomas Amend von HSBC Trinkaus. "Die Aussichten für die US-Wirtschaft haben sich eingetrübt."
Zuvor hatte bereits der Ifo-Geschäftsklimaindex die Anleger verschreckt. Das deutsche Konjunkturbarometer war überraschend auf 95,2 Punkte von 95,8 Zählern gefallen. "Der Anstieg des Dax im vorigen Jahr wurde vor allem von Stimmungsindikatoren wie dem Ifo-Index getragen", sagte ein Börsianer. "Das nächste große Plus muss von nachhaltigem Gewinnwachstum der Unternehmen getragen werden", fügte er hinzu.
Weitere Enttäuschungen für die Anleger kamen vom Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck sowie von der Commerzbank. Merck hatte nach einem überraschenden Rückgang des operativen Geschäfts im Schlussquartal die Dividende gekürzt. Zudem lieferte das Unternehmen einen nur sehr vorsichtigen Ausblick für die Geschäfte im laufenden Jahr. Merck-Aktien verloren zehn Prozent auf 58 Euro und waren damit die größten Verlierer im Dax.
Ebenso straften die Anleger die Commerzbank ab. Die Titel verloren 6,5 Prozent auf 5,64 Euro. Der Kauf der Dresdner Bank, Kreditausfälle und weitere Abschreibungen auf toxische Wertpapiere brockten dem teilverstaatlichten Institut 2009 einen Verlust von 4,5 Mrd. Euro ein. Auch operativ standen tiefrote Zahlen, währende andere Häuser wie die Deutsche Bank schon wieder Milliardengewinne schrieben. "Einmal mehr zeigt die Bank einen enttäuschend hohen Verlust", stellte DZ-Bank-Analyst Matthias Dürr fest.
Unter dem Eindruck dieser Enttäuschung sowie Spekulationen auf eine schärfere Regulierung und der andauernden Sorge um die Staatsfinanzen Griechenlands gaben auch die Kurse anderer Banken nach: Deutsche Bank fielen um 3,3 Prozent.
Zu den großen Verlierern zählten auch Adidas, die 2,3 Prozent verloren. Der Sportartikelhersteller will Anfang März seine Zahlen für 2009 vorlegen.
Im MDax setzten sich Continental mit einem Plus von 4,3 Prozent an die Spitze. Der Autozulieferer hat nach Milliardenverlusten eine Rückkehr in die Gewinnzone - zumindest vor Steuern und Zinsen - für dieses Jahr in Aussicht gestellt. Mit Kursgewinnen honorierten die Anleger die Zahlen des Immobilienfinanzierers Aareal Bank. Die Titel kletterten um 3,3 Prozent.
Im TecDax gerieten die Aktien einiger Solarfirmen unter Druck. Händler verwiesen auf die immer näher rückende Kürzung der Förderung von Solaranlagen in Deutschland. In Berlin verlautete, die Förderungen für Dach- und Freiflächenanlagen würden um 16 Prozent gekürzt. Solaranlagen auf Ackerflächen sollen künftig gar nicht mehr gefördert werden. So fielen Centrotherm und Phoenix Solar um mehr als fünf Prozent beziehungsweise 3,2 Prozent, die Aktien von Manz um 5,1 Prozent und Roth & Rau um 5,8 Prozent.
Quelle: ntv.de, sla/DJ/dpa/rts