Gewinnmitnahmen Dax mit kleinem Plus
07.10.2011, 17:54 UhrEin überraschend starker Stellenaufbau in den USA treibt das Börsenbarometer zwischenzeitlich bis zu 1,8 Prozent in die Höhe. Aber nach einer guten Woche ziehen es einige Anleger vor, Kasse zu machen. Hinzu kommt, dass die Jobdaten auch nur auf den ersten Blick so erfreulich sind.
Ein überraschend starker Stellenaufbau in den USA hat dem deutschen Aktienmarkt am Freitag noch einmal kräftigen Auftrieb gegeben. Das Börsenbarometer schnellte um bis zu 1,8 Prozent in die Höhe. Aber die üppigen Gewinne schmolzen auch schnell wieder ab. "Wir hatten eine gute Woche, da machen einige Anleger jetzt einfach Kasse", sagte ein Händler.
Der deutsche Leitindex Dax notierte zuletzt 0,5 Prozent höher bei 5675 Punkten. In dieser Handelswoche legte der Dax damit mehr als drei Prozent zu. Am Vortag hatte er 3,2 Prozent gewonnen.
Der MDax schloss 0,6 Prozent höher auf 8.450 Punkten. Allein der TecDax bekam die Kurve nicht und landete 0,5 Prozent niedriger bei 660 Zählern.
In den USA war die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft im September um 103.000 gestiegen. Erwartet worden war lediglich ein Plus von 60.000 Stellen. Der "Jubel" über die Zahlen kann nach Ansicht von Volkswirten jedoch nicht über deren mäßige Qualität hinwegtäuschen. "Die Konjunktur in den USA steht zwar weiterhin auf wackligen Beinen, aber die Furcht vor einer Rezession flaut ab", urteilte HSBC-Trinkaus-Volkswirt Lothar Heßler.
Wermutstropfen in Job-Daten
"Die Nonfarm Payroll wird durch fast 50.000 'neue' Stellen verzerrt, die im vergangenen Monat streikbedingt weggefallen waren. Die Arbeitslosenquote verharrt auf einem hohen Niveau, denn für einen nachhaltigen Rückgang ist die Beschäftigungsentwicklung nicht robust genug", hieß es in einem Kommentar der Helaba.
Die Lohnentwicklung liege mit einer Jahresrate von 1,9 Prozent noch immer unterhalb der Inflationsrate und zeige somit an, dass sich der US-Arbeitsmarkt weiterhin in einer schwierigen Verfassung befindet.
Neben den Jobdaten aus den USA war das zweite bestimmende Thema die Lage an der Bankenfront. Hier wurde die Stimmung von weiteren Geldspritzen der Zentralbanken, der Hoffnung auf eine Rekapitalisierung des in schweres Fahrwasser geratenen europäischen Bankensektors sowie zuletzt wieder stabileren Konjunkturdaten gestützt. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte angekündigt, am Sonntag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin über eine mögliche Rekapitalisierung der Banken zu beraten.
Moody's heizt Banken-Sorgen an
Negativ auf die Stimmung wirkte sich andererseits die Tatsache aus, dass Moody's die Bonität neun portugiesischer Banken sowie zwölf britischer Banken herabgestuft hatte.
Im Vereinigten Königreich sehen sie die Chancen auf staatliche Unterstützung zumindest für die kleineren Institute schwinden. Besonders verheerend fiel jedoch das Zeugnis für die Geldhäuser in Portugal aus, eines der angezählten Schuldenländer am Rande der Eurozone. Das hohe Engagement der dortigen Banken in heimischen Staatsanleihen stelle ein immer größeres Risiko dar, auch und vor allem in Sachen Refinanzierung, erklärte Moody's.
Zwar dürfte die von den Behörden gemeinsam mit der EU, der EZB und dem Internationalen Währungsfonds verordnete Rekapitalisierung und Entschuldung der Institute, wenn sie denn erfolgreich sei, das Vertrauen in das Bankensystem wiederherstellen. Die Umsetzung sei aber mit Risiken verbunden, hieß es weiter.
Gewinne verbuchten am deutschen Aktienmarkt vor allem die konjunktursensiblen Autowerte. BMW verteuerten sich um 4,1, Daimler um 1,3 Prozent. Die Aktien des Handelsriesen Metro legten um 2,1 Prozent zu.
Lufthansa kletterten um 0,7 Prozent, nachdem die umstrittene Luftverkehrsabgabe einem Bericht des "Weser-Kuriers" zufolge verringert werden soll.
Ermittlungen gegen Telekom
T-Aktien fielen indes um 1,9 Prozent. Die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Telekom-Konzern wegen des Verdachts auf gewerbsmäßigen Betrugs. "Wir befinden uns in einer Detailprüfung", sagte Oberstaatsanwalt Friedrich Apostel dem "Handelsblatt". Hintergrund ist eine Strafanzeige von Klaus Harisch und Peter Wünsch, den Gründern des Telekom-Konkurrenten Telegate. Sie geben an, durch falsche Kostenabrechnungen der Telekom einen Millionenschaden erlitten zu haben. Parallel läuft eine Schadenersatzklage über rund 900 Mio. Euro.
Auch die zuletzt deutlich verbesserten Finanzwerte kamen wieder zurück: So fielen Aktien der Commerzbank als schwächster Dax-Wert knapp 4,0 Prozent. Papiere der Deutschen Bank verloren 1,7 Prozent.
Im Sog der Kursverluste bei Holcim rutschten auch die übrigen europäischen Zement-Hersteller ins Minus. HeidelbergCement gehörte mit einem Minus von 2,1 Prozent zu den schwächsten Dax-Werten.
Im TecDax zogen Solarworld um 3,3 Prozent an, obwohl die Analysten von HSBC den Titel auf "Neutral" von "Overweight" gesenkt haben.
Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ/dpa