Schönwetter in Frankfurt Dax nahm Sonnenbad
29.07.2002, 20:20 UhrAm Montag begann der Sommerschlussverkauf im Einzelhandel und auch beim Dax waren die Schnäppchenjäger unterwegs - angeführt von den Finanz- und den Auto-Titeln konnten die deutschen Standardwerte deutlich zulegen. Der Renner auf dem Frankfurter Parkett war allerdings die Spekulation, ob Ex-Bertelsmann-Boss Middelhoff zur Telekom wechselt. Der Dax legte 7,9 Prozent auf 3.860 Punkte zu.
Der Dax habe eine chaotische Woche hinter sich, nun müsse man abwarten, ob in dieser Woche insgesamt eine Stabilisierung eintrete, so ein Händler. Die Anleger würden allerdings merken, dass das Abwärtspotential derzeit begrenzt sei. Der Markt entspanne sich etwas und die Verkäufer hielten sich fern.
Inzwischen würden allerdings die Befürchtungen wachsen, der rasante Kursverfall könne vor allem die amerikanische Konjunkturerholung gefährden, so ein anderer Händler. Auch die jüngsten Äußerungen von US-Notenbank-Chef Alan Greenspan hätten die wachsende Skepsis nicht zerstreuen können. Im Dax habe der massive Kursverfall zur Wochenmitte zwar zunächst einmal gestoppt werden können; ob damit aber schon die ersehnte Trendwende eingeleitet wurde, scheine mehr als fraglich, zumal es auch in dieser Woche wieder zahlreiche Konjunktur- und Unternehmenszahlen gebe, hieß es weiter.
In den USA stehen in dieser Woche wieder Konjunkturzahlen an, unter anderem werden das Juli-Verbrauchervertrauen des Wirtschaftsforschungsinstituts Conference Board, das Bruttoinlandsprodukt für das zweite Quartal sowie der Einkaufsmanager-Index und die neuesten Arbeitslosenzahlen erwartet. Zudem legen viele Dax-Unternehmen in dieser Woche ihre Bilanzen vor. Unter anderen werden die Deutsche Bank, Volkswagen und die Metro ihre Karten auf den Tisch legen.
Im Blickpunkt der Anleger stand am Montag vor allem die Aktie der Deutschen Telekom, obwohl sich Spekulationen über einen Wechsel des früheren Bertelsmann-Vorstandschefs Thomas Middelhoff zu dem Telekom-Riesen nicht zu bewahrheiten schienen. Middelhoff hatte am Sonntag wegen Differenzen über die künftige Strategie überraschend das Unternehmen verlassen. Einem Zeitungsbericht zufolge soll Middelhoff bislang aber kein Angebot der Telekom vorliegen. Auch Aufsichtsrat Hundt dementierte Gerüchte, die Telekom sei an Middelhoff als neuen Chef interessiert. Die T-Aktie legte dennoch 4,9 Prozent auf 12,48 Euro zu.
Der Berliner Pharmakonzern Schering sieht sich angesichts seiner niedrigen Börsenbewertung akut von einer feindlichen Übernahme durch einen finanzstärkeren Konkurrenten bedroht. Für den US-Konzern Pfizer etwa wäre die Übernahme von Schering ein Leichtes, sagte Finanzvorstand Klaus Pohle in einem Zeitungsinterview. Für die Papiere ging es 8,9 Prozent auf 53,45 Euro nach oben.
Die schwache Konjunktur und ungeplante Abschreibungen werden es dem Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN in diesem Jahr schwer machen, die Prognose einer leichten Verbesserung beim Ergebnis zu erreichen. Das Ziel sei ausgesprochen sportlich, räumte Vorstandschef Rudolf Rupprecht in einem Zeitungsinterview ein. Die Aktie drehte nach schwachem Start mit 2,1 Prozent auf 20,10 Euro in die Gewinnzone, nachdem Mannesmann entschieden dementierte, dass die Prognosen nach unten korrigiert werden würden.
Volkswagen wird nach Einschätzungen aus VW-Aufsichtsratskreisen trotz anhaltender Unsicherheiten bei der Autokonjunktur sein Ergebnisziel für 2002 vorerst nicht senken. In der vergangenen Woche hatte es Presseberichte über eine mögliche Gewinnwarnung bei den Wolfsburgern gegeben. Die Aktie legte 9,6 Prozent auf 44,65 Euro zu. Auch BMW konnte sich 8,7 Prozent auf 40,04 Euro verbessern und DaimlerChrysler legte 10,3 Prozent auf 45,80 Euro zu.
Größter Gewinner war die Aktie der Allianz, die in der vergangenen Woche zeitweise unter die 130-Euro-Marke gefallen war und am Montag 13,0 Prozent auf 164,95 Euro zulegen konnte. Die Münchener Rück verbesserte sich 11,3 Prozent auf 207,95 Euro.
Die Deutsche Bank plant einem Zeitungsbericht zufolge bis 2003 keinen weiteren Stellenabbau. Konzern-Chef Ackermann habe dies dem Betriebsrat am Freitag versichert, so der Bericht. Die Aktie verbuchte ein Plus von 8,0 Prozent auf 61,35 Euro.
Der im MDax notierte Maschinenbauer Vossloh hat nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr den Konzernüberschuss auf 13,1 Millionen Euro nach 12 Millionen Euro im vergleichbaren Vorjahreszeitraum gesteigert. Der Umsatz verbesserte sich um 7 Prozent auf 305 Millionen Euro. Die Aktie stieg 2,5 Prozent auf 22,89 Euro.
Quelle: ntv.de