Marktberichte

"Bombenzahlen" von BMW Dax nervös erwartet

Der Dax zu Wochenbeginn: Vor der Richtungswahl in den USA blieben Anleger auf der Hut.

Der Dax zu Wochenbeginn: Vor der Richtungswahl in den USA blieben Anleger auf der Hut.

(Foto: REUTERS)

Im Schatten der US-Wahl bereiten sich Beobachter am deutschen Aktienmarkt auf einen angespannten Handelstag vor: Am Morgen stehen unter anderem die Zahlen von BMW, Hannover Rück und Fraport im Vordergrund. Im Verlauf warten Analysten auf Konjunktursignale zur Lage in der Eurozone.

Der Dax dürfte laut Börsianern etwas fester in den Handel starten. Am Vorabend hatte der deutsche Leitindex 0,5 Prozent schwächer bei 7326 Punkten geschlossen. Mit Spannung erwarten Anleger erste Nachrichten zum Verlauf der US-Präsidentschaftswahlen. Zwischen Amtsinhaber Barack Obama und seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum letzten Moment ab.

Mit Blick auf die Einzelwerte befassten sich Anleger und Analysten am Morgen in erster Linie mit den Geschäftsergebnissen von BMW: Der Münchner Hersteller sorgte mit seinem Zwischenbericht zum dritten Quartal noch vor Börsenstart für eine handfeste Überraschung. Händler sprachen von " ": Nahezu sämtliche Erwartungen seien übertroffen worden. Vor allem die Gewinn- und zunehmende Margenstärke der Münchener falle auf, hieß es.

BMW erwartet weiter eine Ebit-Marge von bis zu 10 Prozent und konnte im abgelaufenen Quartal bereits 9,6 Prozent vorweisen. "Zusammen mit der erneuten Erwartung eines Rekordumsatzes könnte das nochmal einen Gewinnsprung bedeuten, aber vor allem, dass der Markt darauf spekuliert", sagte ein Händler. Die Aktie dürfte rund 2 bis 3 Prozent fester starten und im Tagesverlauf weiter zulegen. Bei Lang & Schwarz wird das Papier 1,4 Prozent fester getaxt.

Die geplante Ausgabe einer milliardenschweren Pflicht-Wandelanleihe schickte die Aktien von Volkswagen auf Talfahrt. Die Vorzugsaktien des Autobauers verloren im Geschäft von Lang & Schwarz 2,6 Prozent und waren damit vorbörsliches Schlusslicht im Dax. Angesichts des Bargeld-Bestandes von 9,2 Mrd. Euro komme die Ankündigung etwas überraschend, schrieb DZ-Bank-Analyst Michael Punzet in einem Kommentar.

Als "sehr gut" bezeichneten Händler die Geschäftszahlen von Hannover Rück. "Der neue Vorstand beweist langsam, dass er bei seinen geplanten Zielsetzungen Wort halten kann", so ein Analyst in einer ersten Einschätzung. Die Zahlen seien "hervorragend" - vor allem sämtliche Gewinnziffern. Zudem erhöhe der Rückversicherer seine Wachstumsprognose bei den Prämieneinnahmen auf 8 bis 9 Prozent nach zuvor 5 bis 7 Prozent. Daneben sei erstmals eine Prognose für das Gesamtjahr 2012 für den Netto-Konzerngewinn bei 800 Mio. Euro gegeben worden. "Per Saldo sind das ausschließlich gute Nachrichten und sollten für ein kräftiges Kursplus sorgen. Bei Lang & Schwarz wurde die Aktie vorbörslich 0,4 Prozent fester gestellt.

Mit gemischten Gefühlen nehmen Marktteilnehmer die Quartalszahlen von Fraport auf. Der Flughafenbetreiber glänze zwar beim Nettogewinn. Er hat jedoch die Umsatzprognose für das Gesamtjahr gesenkt. Vorbörslich steigt das Papier um 0,2 Prozent.

Daneben dürfte es Bewegung in der Stahlbranche geben: Nach dem Kursrutsch vom Vortag dürfte die von Salzgitter nun fast eingepreist sein, meinte ein Händler. "In absoluten Werten gerechnet ist es bei einem Unternehmen dieser Größe nicht so schlimm, wenn die Prognose um 20 Millionen Euro verfehlt wird", sagte ein anderer Marktteilnehmer. Mit ihrem über dreiprozentigen Minus am Vortag dürfte der Kurs nun die neuen Werte spiegeln. Zudem "ist Salzgitter eine reine Wette auf die Konjunktur in Europa", ergänzte ein Analyst. Prognoseabweichungen würden den Markt daher nicht lange schrecken. Mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 0,46 sei die Aktie nun extrem billig, so dass sie eher nach unten abgesichert sei. Bei rund 33 Euro dürfte die Unterstützung im Kurs greifen.

Als "eher belastend für den Chemiesektor" werteten Händler die Zahlen von DSM und Lanxess. So sieht das niederländische Chemieunternehmen DSM den eigenen Gewinn weiter unter Vorjahresniveau. Für den Rest des Jahres fiel der Ausblick ebenfalls verhalten aus. Auch bei Lanxess mehren sich die negativen Stimmen zu den Quartalsdaten. "Per Saldo wurde die Ebitda-Prognose nach unten genommen", sagte ein Händler. Dies überlagere die Zahlen für das vergangene Quartal und sei negativ. Beide Unternehmen wiesen daneben ausdrücklich darauf hin, dass die weiteren Gewinnziele nur durch strikte Kostendisziplin zu erreichen seien. Der CFO von DSM betonte zudem, dass man sich auf die Suche nach weiteren Möglichkeiten für Kostenschnitte begeben müsse.

Eine Anhebung der Prognose lockte Anleger hinter der ersten Reihe in die Aktien von Alstria Office. Mit einem Plus von 2,4 Prozent waren die Titel bei Lang & Schwarz größter Gewinner im SDax. Die Hamburger Büroimmobilien-Firma erwartet im laufenden Jahr statt des bisher prognostizierten operativen Gewinns (FFO) von 40 Mio. Euro nun einen FFO von 43 Mio. Euro. Das wären fast 25 Prozent mehr als 2011. "Wir haben die Prognose schon im zweiten Quartal für zu konservativ gehalten, die neuen Ziele sind also keine Überraschung für uns", schrieb DZ-Bank-Analyst Ulrich Geis in einem Kommentar.

Neue Impulse könnten am Vormittag auch von neuen Einkaufsmanager-Indizes aus der Eurozone ausgehen. "Der heutige Datentag wird geprägt durch die Veröffentlichung der Frühindikatoren des Dienstleitungssektors in Italien, Frankreich, Deutschland und der Eurozone", meinte Jan Bottermann, Chefvolkswirt der Essener National-Bank. Er befürchtet, dass auch die Kernländer der Eurozone immer tiefer in die Krise hineingezogen werden. Damit könnten allerdings auch weitere Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank anstehen. "Die Tragweite dieser fundamentalen Daten am heutigen Wahltag ist natürlich extrem begrenzt", so Bottermann weiter.

Die Wall Street hatte am Montag leichte Kursgewinne verzeichnet. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 0,1 Prozent fester, der S&P-500 stieg um 0,2 Prozent. Der Nasdaq-Composite rückte um knapp 0,6 Prozent vor. Die gaben am Dienstag leicht nach. Der Nikkei-Index verlor 0,4 Prozent, der Shanghai-Composite 0,8 Prozent.

Märkte fürchten eine neue Hängepartie

Mit Blick auf den anstehenden Tag der Entscheidung in den USA stellten sich Börsianer auch mit Blick auf die übrigen europäischen Börsen auf einen weitgehend ruhigen Handel ein. "Vor den Ergebnissen der US-Präsidentschaftswahlen wird sich kaum jemand aus der Reserve locken lassen", meinte ein Händler. In den Meinungsumfragen liefern sich Präsident Barack Obama und Herausforderer Mitt Romney ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Der für die Märkte sicherlich schlechteste Ausgang wäre eine Wiederholung der Pattsituation wie nach der Wahl im Jahr 2000 zwischen Gore und Bush, die letztlich erst durch den Obersten Gerichtshof entschieden werden konnte.

"Das ist der Ausgang, den die Finanzmärkten am meisten fürchten", sagte Cameron Peacock von IG Markets. Die damit verbundenen Unsicherheiten stellten einen schweren Belastungsfaktor dar. Das beste Ergebnis aus Sicht der Märkte sei ein eindeutiges Wahlergebnis. Die Finanzmärkte halten derzeit einen Sieg Obamas am wahrscheinlichsten. Auf der Börsenplattform Intrade wird die Wahrscheinlichkeit einer Wiederwahl Obamas bei aktuell 67,6 Prozent gesehen.

Nach der Wahl wird sich der neue Präsident gleich der zum Jahresende drohenden zuwenden müssen. Ein Sieg Romneys würde die Wahrscheinlichkeit einer Einigung mit dem republikanisch geprägten Repräsentantenhaus sicherlich erhöhen. Daher ist davon auszugehen, dass die Börsen auf einen Sieg Romneys wesentlich positiver reagierten als bei einem Obama-Sieg.

Im Fall eines wohl etwas wahrscheinlicheren Obama-Siegs dürfte die Unsicherheit an den Märkten groß bleiben. Börsianer fürchten eine Wiederholung des Dramas vom August vergangenen Jahres, als sich die Parteien erst in allerletzter Minute erst auf eine Erhöhung der Schuldenobergrenze einigen konnten. Das kam nicht nur an den Märkten schlecht an. Die .

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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