Außer Spesen nix gewesen Dax nimmt's gelassen
05.05.2011, 18:00 UhrDer deutsche Aktienmarkt beendet den Handel nach einer wilden Berg- und Talfahrt unter dem Strich kaum verändert. Anleger von Adidas freuen sich nach guten Quartalszahlen über einen kräftigen Kursanstieg.
Anleger am deutschen Aktienmarkt brauchten am Donnerstag starke Nerven. Nach anfänglichen Kursgewinnen drehte der Dax noch am Vormittag deutlich ins Minus und rutschte dabei sogar unter die Marke von 7300 Punkten. Bis Handelsschluss konnte sich der Markt dann jedoch unter dem Strich wieder fangen und quasi unverändert schließen.
Der Dax beendete den Handel mit einem Anstieg um 3 Punkte und damit quasi auf seinem Vortagesschlusskurs bei 7376,96 Zählern. Der MDax hingegen verlor 0,4 Prozent auf 10 541,15 Punkte, der TecDax sank um 0,3 Prozent auf 914,87 Punkte.
Wie erwartet war der Leitzins in Europa unverändert beibehalten worden. EZB-Chef Jean- Claude Trichet gab allerdings keinen Hinweis auf eine mögliche Zinserhöhung im Juni. Das wirkte sich deutlich in einem kräftigen Kursrutsch des Euro aus.
"Die Berichtssaison läuft zwar weiter sehr gut, aber die Kernfrage lautet nun: 'Kann es noch besser werden?'", sagte Chefhändler Matthias Jasper von der WGZ Bank. Am Markt herrsche derzeit erhöhte Vorsicht, die Stimmung habe sich kurzfristig stark eingetrübt.
Am Morgen hatten unerwartet schwache Auftragseingänge für die Industrie die Stimmung belastet. Gegenüber Februar war der deutsche Auftragseingang um 4 Prozent zurückgegangen, wobei eine unveränderte Entwicklung erwartet worden war. "Ein wesentlicher Grund dafür könnte das Erdbeben in Japan und dessen verheerenden Folgen gewesen sein", so Volkswirt Thilo Heidrich von der Postbank. Auch in den USA fielen wichtige Konjunkturdaten überraschend schwach aus. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen überraschend um 43.000 an, erwartet wurde ein Rückgang um 19.000.
Adidas auf Allzeithoch
Klarer Favorit im Dax waren nach Zahlenvorlage die Aktien von Adidas, die um 7,3 Prozent auf ein Allzeithoch bei 53,50 Euro in die Höhe schnellten. Europas größter Sportartikelhersteller hatte nach einem starken Jahresauftakt seine Umsatzprognose erhöht."Die Zahlen waren besser als erwartet und sie haben die Umsatzprognose erhöht", sagte ein Händler. "Ich denke, die Aktie wird noch weiteres Aufwärtspotenzial haben."
Papiere von Beiersdorf geben nach Zahlen zum ersten Quartal ihre frühen Kursgewinne ab. Die Papiere schlossen mit einem Minus von 0,1 Prozent. Der Betriebsgewinn war wegen einer Neuaufstellung bei den Produkten und eines Restrukturierungsprogramms zurückgegangen. Branchenexperten hatten jedoch mit einem deutlich schärferen Einbruch gerechnet.
Auf der Verliererseite notieren Papiere der Allianz 4,1 Prozent oder 4,25 Euro im Minus. Die Papiere wurden nach der Hauptversammlung am Vortag mit einem Dividendenabschlag von 4,50 Euro gehandelt. Das mit eingerechnet gehören die Papiere des Versicherungsriesen zu den Gewinnern.
Der Baustoffkonzern HeidelbergCement konnte im Auftaktquartal 2011 zwar seinen Erholungskurs fortsetzen und den Markt ebenfalls positiv überraschen, doch litt das Papier Börsianern zufolge unter Aussagen des Konkurrenten Lafarge. Der französische Wettbewerber senkte nach einem Gewinnrückgang im abgelaufenen Quartal seine Jahresprognose für die weltweite Zementnachfrage. Die HeidelbergCement-Aktien fielen um 2,5 Prozent.
Lufthansa büßten nach ihren am Vorabend präsentierten Quartalszahlen 1,2 Prozent ein. Als "leicht positiv" bewertet Equinet die Ergebnisse auf operativer Ebene. Zur Einordnung der deutlichen Abweichung des Nettoergebnisses werde aber der volständige Bericht der Fluglinie abgewartet. Bereits am Vortag waren die Lufthansa-Papiere einer der stärksten Verlierer, dort hatte jedoch der Dividendenabschlag einen großen Anteil am Kursminus.
Zahlen treiben Nebenwerte
Nach der Vorlage des Halbjahresberichts griffen einige Anleger bei Carl Zeiss Meditec zu. Die Aktien stiegen um 5,2 Prozent und waren damit einer der stärksten Werte im TecDax. "Die veröffentlichten Zahlen sind sehr stark, und können sogar den bereits optimistischen Konsens übertreffen", schrieb DZ-Bank-Analyst Michael Bissinger in einer Kurzstudie. Dass das Unternehmen seine Prognose bekräftigt habe, sei angesichts der ungünstigen Wechselkurs-Entwickung ein starkes Signal für eine gesunde Geschäftsentwicklung, stellte Equinet-Analyst Edouard Auberry fest.
Als "sehr gut" bezeichnet Analyst Dirk Voigtländer von der Commerzbank die von ProSiebenSat1 vorgelegten Quartalszahlen. Allerdings rechne die Senderkette nicht mit einer Erholung des deutschen Werbemarkts im ersten Halbjahr, begründeten Händler den Kursverlust von 3,9 Prozent.
Die Papiere von Gildemeister drehten nach anfänglich starken Kurszuwächsen 3,3 Prozent ins Minus. Der Konzern hatte nach Einschätzung von Analysten eine "recht ordentliche" Quartalsbilanz präsentiert, leicht enttäuschend habe sich lediglich der Bereich "Energy Solutions" entwickelt.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts