Unter 6000 Punkten Dax packt's wieder nicht
17.08.2011, 18:00 Uhr
(Foto: dapd)
Der deutsche Aktienmarkt setzt seine Talfahrt nach einem erneuten gescheiterten Erholungsversuch fort. Nach einem fahrigen Handelsverlauf mit kurzen Episoden über der Dax-Marke von 6000 Punkten bleibt unter dem Strich ein deutliches Kursminus stehen.
Die Ergebnisse des deutsch-französischen Gipfeltreffens haben am Frankfurter Aktienmarkt für schlechte Laune gesorgt. Die Pläne für eine Stärkung der Eurozone reichen aus Sicht vieler Börsianer nicht aus, um Europa aus dem Schuldensumpf zu ziehen. "Langfristig macht einiges Sinn, kurzfristig hilft es nicht aus der Misere", brachte ein Händler die Meinung vieler auf den Punkt. Ein anderer Börsianer fügte hinzu: "Es ist ein Hin und Her, die Investoren wissen nicht, wie sie sich positionieren sollen."
Der Dax, der zunächst mehr als zwei Prozent verlor, schloss mit einem Minus von 0,8 Prozent bei 5948,94 Punkten. Der MDax gab 0,7 Prozent ab auf 9084,03 Punkte. Der TecDax ging mit einem Minus von 2,8 Prozent bei 721,71 Punkten aus dem Handel.
Markteilnehmer sprachen von einem abwartenden Geschäft. "Belastend haben der ergebnislose Ausgang des Treffens zwischen Merkel und Sarkozy sowie anhaltende Konjunktursorgen gewirkt", sagte ein Händler. Euro-Bonds wird es zunächst nicht geben, auch der Rettungsschirm EFSF wird nicht aufgestockt.
Die Vorschläge seien mehr oder weniger ein Fahrplan für die kommenden drei Jahre, in denen die Euro-Peripherie ihre Hausaufgaben mache und die Bundeskanzlerin irgendwann die Idee von Euro-Bonds zu Hause besser verkaufen könne, merkte ein anderer Händler an. Unterstützung sei dagegen vom Anstieg des Euro gegen den Dollar ausgegangen - die Entwicklung des Währungspaars gilt als wichtiges Risikobarometer.
Deutsche Börse unter Druck
Die Kursveränderungen hielten sich bei den meisten Werten in Grenzen. Eine Ausnahme bildeten Deutsche Börse mit einem Minus von 5 Prozent auf 41,10 Euro. Die überraschende Ankündigung einer Finanztransaktionssteuer auf dem Merkel/Sarkozy-Treffen setzte dem Börsenbetreiber zu. Auch Bankenwerte mussten Einbußen hinnehmen. Für Commerzbank ging es um 5,2 Prozent auf 2,12 Euro abwärts.
Technologiewerte wurden von dem schwachen Ausblick belastet, den Dell am Vortag nach US-Börsenschluss geboten hatte. Der Computerhersteller hatte mitgeteilt, im dritten Quartal nur noch mit einem unveränderten Umsatz zu rechnen, während Analysten von einem weiteren Anstieg ausgegangen waren. Infineon gaben um 3,9 Prozent auf 5,82 Euro nach, SAP fielen um 2,2 Prozent auf 36,39 Euro.
RWE stiegen dagegen um 1,1 Prozent auf 27,63 Euro. Der Versorger will sich von regionalen Beteiligungen trennen. Auch sonst hielt der Trend zu defensiven Werten an: Fresenius legten um 2,9 Prozent auf 70,81 Euro zu und Merck KGaA um 0,2 Prozent auf 65,15 Euro.
Neue Besen kehren gut
Auch Hochtief waren gefragt, nachdem die Geschäftszahlen überraschend gut ausgefallen waren. "Der neue CEO führt sich damit gut ein", sagte ein Händler. Das immer noch positive Vorsteuerergebnis habe überrascht. Angesichts von bekannten Belastungen durch die Australien-Tochter Leighton habe der Markt mit einem leichten Minus im zweiten Quartal gerechnet. Die Aktie gewann 1,7 Prozent auf 50,10 Euro. Heidelberger Druck litten dagegen unter einer Verkaufsempfehlung der UBS und fielen um 8,9 Prozent auf 1,51 Euro.
Aixtron gingen nach einer Abstufung durch die Deutsche Bank um 11,4 Prozent auf 15,45 Euro in die Knie. Die jüngsten Marktverwerfungen könnten die Expansionspläne behindern, meinten die Analysten.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts