Zurück über 7000 Punkte Dax präsentiert sich fester
19.11.2012, 17:40 Uhr
Am deutschen Aktienmarkt dominiert Optimismus.
(Foto: picture alliance / dpa)
Aktienanleger starten frohen Mutes in die neue Woche: Fortschritte bei den US-Haushaltsverhandlungen, die Hoffnung auf Erfolge beim griechischen Schuldenabbau und ein als attraktiv empfundenes Kursniveau machen den Investoren Mut.
Optimismus nach den ersten Spitzengesprächen über den US-Haushalt haben an der Frankfurter Börse für einen positiven Wochenstart gesorgt. Der Dax, der am Freitag unter die Marke von 7000 Punkten auf den tiefsten Stand seit fast zwei Monaten gerutscht war, verbesserte sich um 2,4 Prozent auf 7123 Zähler. Der MDax rückte um 1,9 Prozent auf 11.172 Zähler vor, während der TecDax 1,7 Prozent auf 804 Punkte gewann.
Im US-Haushaltsstreit haben sich die konkurrierenden Parteien zuletzt etwas angenähert. Die Republikaner hatten nach einem Treffen mit US-Präsident Barack Obama und dessen Demokraten ihre Bereitschaft zu Gesprächen über höhere Steuern signalisiert. Ohne Konsens im Haushaltsstreit drohen zum Jahreswechsel automatisch Ausgabensenkungen und Steuererhöhungen, die die weltgrößte Volkswirtschaft in die Rezession stürzen könnten.
"Jetzt gibt es ansatzweise die Hoffnung, dass die Amerikaner das doch hinbekommen, das hilft dem gesamten Markt", sagte Marktstratege Carsten Klude von MM Warburg. Konkrete Ergebnisse seien in den nächsten Tagen zwar nicht zu erwarten, auf ein komplettes Scheitern der Verhandlungen zu spekulieren, halte er allerdings auch für übertrieben.
Angesichts der starken Überverkauftheit im Markt könnte es nun kräftiger nach oben gehen, vermuten Marktteilnehmer. Im Handel gehen die Meinungen allerdings auseinander, ob es sich lediglich um eine technische Erholung handelt, oder ob nun die von vielen erhoffte Jahresendrally gestartet wird.
Griechenland im Fokus
Gespannt blickten Anleger aber nicht nur in die USA, sondern auch nach Athen. Am Dienstag treffen sich die Euro-Finanzminister zu einer Sondersitzung, um erneut über die Finanzierung der weiteren Griechenlandhilfen zu beraten. Bislang liegen die Lösungsansätze der europäischen Gläubiger und des IWF allerdings weit auseinander. "Der politische Vorsatz, Griechenland 'komme was da wolle' im Boot zu halten, ist offensichtlich", so Klude. Investoren müssten sich auf weitere Belastungen einstellen. Für den Markt ist Händlern zufolge wichtig, dass sich die Euro-Staaten und der IWF einigen.
Der IWF pocht auf einen Abbau des griechischen Schuldenbergs auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis 2020, die Euro-Gruppe will dem Land bis 2022 Zeit geben, ist sich aber uneins, wie die Mehrkosten finanziert werden sollen. IWF-Experten glauben, dass der Abbau kaum ohne einen Nachlass der öffentlichen Gläubiger zu erreichen ist. Geldgeber wie Deutschland und die Niederlande schließen das aber schon allein aus rechtlichen Gründen aus.
Hochtief im Plus
Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Verlierer der vergangenen Woche. Commerzbank und Deutsche Bank machen ihre Freitagsverluste nahezu komplett wett – Deutsche Bank gewannen 4,6 Prozent und Commerzbank 5,2 Prozent.
Finanzwerte stehen derzeit auch deshalb besonders im Fokus der Investoren, weil deren Regulierung wieder heftig diskutiert wird. Während der Zeitplan für die Einführung der strengeren Eigenkapitalanforderungen nach Basel III in Europa noch wackelt, haben die USA das Vorhaben erst einmal verschoben.
Hochtief standen mit Berichten über eine mögliche Zerschlagung im Blick. Der verschuldete spanische Mutterkonzern ACS tauscht den Vorstand aus. Dies wird als Zeichen gesehen, den Widerstand der deutschen Vorstände gegen Teilverkäufe zu brechen. Für die Mitarbeiter sind dies schlechte, für die Aktienkurse aber gute Nachrichten. Die Aktien legten 5 Prozent zu. Aufgrund der angespannten Finanzsituation des Großaktionärs wachse die Wahrscheinlichkeit von Verkäufen von Vermögensteilen bei Hochtief mit möglicherweise nachfolgenden Sonderausschüttungen, so LBBW-Analyst Hans-Peter Kuhlmann.
Im TecDax machten SMA Solar Boden gut und legten 1,2 Prozent zu. Händler führen das auf eine Hochstufung der Deutschen Bank zurück. Seit Mitte Oktober, als SMA für das kommende Jahr vor sinkenden Umsätzen gewarnt hatte, sind die Aktien um knapp 40 Prozent eingebrochen. Die Experten der Deutschen Bank gehen davon aus, dass Innovationsmaßnahmen und die angekündigten Kosteneinsparungen die Geschäfte von SMA 2014 wieder anziehen lassen sollten.
Quelle: ntv.de, DJ/rts