Lehman ist schuld Dax rauscht ins Minus
09.09.2008, 17:58 UhrHervorgerufen durch schwache Daten aus den USA sind die deutschen Aktienmärkte noch in die Verlustzone geraten. Händler verwiesen auf die nachgebenden US-Börsen, die unter dem Kurseinbruch von Lehman Brothers litten. Aus südkoreanischen Regierungskreisen hat Dow Jones Newswires erfahren, dass die Korea Development Bank entschieden hat, nicht in die strauchelnde US-Investmentbank zu investieren. Diese Nachricht ließ nun den Finanzsektor zurückfallen, der am Vormittag den Dax noch gestützt hatte.
Händler zeigen sich wenig überrascht. Die Gewinne am deutschen Aktienmarkt hätten auf tönernen Füßen gestanden und seien hauptsächlich von den volatilen Finanzwerten getragen worden. Der Markt sei weiterhin anfällig für Rückschläge.
Die Mini-Rally vom Montag erwies sich damit nur als ein kleines Luftholen. "Die Finanzkrise ist noch nicht zu Ende", sagte ein Börsianer. Der sinkende Ölpreis beförderte erneut Sorgen um eine schwächer werdende Weltkonjunktur.
Der Dax schloss mit einem Minus von 0,5 Prozent auf 6233 Punkten. Der MDax sackte um 2,3 Prozent auf 8068 Zähler ab. Der TecDax verlor 2,6 Prozent auf 759 Punkte.
Gewinner im Dax waren trotz der Hiobsbotschaft zu Lehman die schwergewichtigen Titel der Deutschen Bank und der Allianz mit Aufschlägen von 3,0 bzw. 1,4 Prozent. Commerzbank-Titel stiegen um 1,5 Prozent. Im Verhältnis zum Mittag büßten die Papiere dennoch einen großen Teil ihrer Gewinne wieder ein.
Die Postbank stand erneut im Mittelpunkt von Übernahmegerüchten. "Es gibt das Gerücht, dass Banco Santander erneut die Finger nach der Postbank ausstreckt", sagte ein Händler. Börsianer maßen den Spekulationen kein großes Gewicht bei. "Ich glaube nicht daran. Es gibt fast jeden Tag ein Gerücht um die Postbank", sagte ein weiterer Börsianer. Postbank-Aktien legten 2,1 Prozent zu.
Um Bayer kursierten einmal mehr Gerüchte, der US-Kontrahent Pfizer könne sich an dem Leverkusener Traditionsunternehmen beteiligen. Bayer gewannen 1,2 Prozent. RWE verloren dagegen 2,3 Prozent, nachdem Merrill Lynch das Kursziel für die Aktie um 9 auf 76 Euro gesenkt hat.
ThyssenKrupp folgten den Kursverlusten im Sektor der Rohstoffhersteller und stürzten um 8,0 Prozent ab. Nach einem Zeitungsbericht will der brasilianische Minenkonzern Companhia Vale do Rio Doce die Erzpreise anheben. Salzgitter verloren im MDax 7,0 Prozent und SGL Carbon sogar 10,2 Prozent. Letztere sind Zulieferer für die Stahlbranche.
Mit der Allianz der beiden aggressiven Finanzinvestoren Atticus und TCI nahmen die Spekulationen über strategische Änderungen bei der Deutschen Börse zu. Bislang haben sich die beiden Hedgefonds, die zusammen 19,3 Prozent am Frankfurter Börsenbetreiber halten, aber noch nicht öffentlich zu ihren Forderungen geäußert. Die Anleger reagierten verunsichert, die Papiere der Deutsche Börse verloren 5,3 Prozent
Bei den Nebenwerten zogen Celesio um 9,7 Prozent an. Händlern verwiesen darauf, dass das französische Investmenthaus Cheuvreux die Aktie auf "Outperform" von "Underperform" hochgestuft habe. Ein französischer Zeitungsbericht über Kostensenkungen bei EADS ließ die Aktie um 1,5 Prozent anziehen.
Im TecDax standen die Solarwerte unter Druck. Händler sprachen von fortgesetzten Verkäufen durch Hedgefonds. Vor allem die Schwergewichte Q-Cells und Solarworld erlitten Verluste von 7,8 bzw. 6,6 Prozent.
Quelle: ntv.de