Gute Laune ist dahin Dax rauscht runter
26.11.2007, 18:00 UhrDie Anleger am deutschen Aktienmarkt haben sich am Montag nach einem optimistischen Handelsauftakt die gute Laune Stück für Stück verderben lassen. Wie vom schlechten Gewissen eingeholt, rückten positive Signale vom US-Einzelhandel in den Hintergrund und bestellten damit den Pessimisten am Markt das Feld. Die Techwerte stemmten sich jedoch gegen den negativen Gesamttrend und konnten teils massive Kursgewinne verbuchen.
Der Dax ging mit einem Minus von 0,6 Prozent auf 7567,36 Punkten aus dem elektronischen Handel. Die Nebenwerte zogen den MDax 0,6 Prozent ins Minus auf 9229,38 Punkte. Der TecDax kletterte hingegen 2,4 Prozent auf 902,18 Zähler.
"Es war wohl reines Wunschdenken, dass die Subprime-Krise schon hinter uns liegt", sagte ein Händler. Am Morgen noch hatte vor allem die Meldung, dass vergangenen Freitag, am so genannten "Black Friday", viele Amerikaner einkaufen waren, für gute Stimmung am Aktienmarkt gesorgt. "Doch beim zweiten Blick auf die Daten zeigte sich, dass zwar mehr Leute einkaufen waren, diese aber pro Kopf weniger gekauft haben - das sorgte für Ernüchterung", sagte der Börsianer. Der "Black Friday" gilt als richtungsweisend für das US-Weihnachtsgeschäft. Zudem erreichten den Markt gleich mehrere Nachrichten über hohe Abschreibungen infolge der Subprime-Krise.
Größter Verlierer im Dax war Merck mit einem Abschlag von 3,5 Prozent auf 85,70 Euro. Anleger nahmen kurzfristig Kursgewinne der vergangenen Tage mit. Ein ähnliches Bild gab auch die Aktie der Postbank ab, die 2,5 Prozent auf 57,39 Euro verlor. Nach dem starken Kursanstieg der vergangenen Wochen sicherten Anleger ihre Kursgewinne ab und stiegen aus. Auch die Aktie der Deutschen Telekom war ohne fundamentale Gründe unter den größeren Verlierern mit einem Minus von 2,1 Prozent auf 14,86 Euro.
Einer der größten Verlierer im Dax war die Lufthansa-Aktie mit einem Abschlag von 2,5 Prozent. Händlern zufolge belastete zum einen der hohe Ölpreis, der immer näher an die Marke von 100 Dollar heranrückte. Zum anderen befürchteten offenbar einige Investoren, dass Lufthansa für Iberia oder Alitalia bieten könnte, nachdem das Konsortium um British Airways sein Gebot für die spanische Fluggesellschaft zurückgezogen hat.
Auf der Gewinnerseite standen die Papiere von Infineon ganz oben. Die Papiere des Chipkonzerns legten 1,4 Prozent auf 7,80 Euro zu. ThyssenKrupp gab
Die TUI-Aktie verbuchte ein Plus von zeitweise fast drei Prozent. Medienspekulationen über eine Zerschlagung des Touristik- und Schifffahrtskonzerns gaben einigen Anlegern Anlass zum Einstieg. "Das ist aber nichts Neues", sagte ein Marktteilnehmer. Bis zum Abend schmolz das Plus auf 0,1 Prozent zusammen. Abgesehen davon seien im Dax viele Kursbewegungen nicht auf Nachrichten zurückzuführen gewesen, sagten Händler.
Bei den Nebenwerten stachen einige Titel mit deutlichen Kursgewinnen hervor. Händler führten das auf Abschläge in den vergangenen Tagen zurück. Sie hätten einige Aktien so gedrückt, dass die Papiere wieder als günstig erachtet würden. "Einige Schnäppchenjäger sind unterwegs", sagte ein Börsianer.
Besonders der TecDax legte zu. Hier führte lange Conergy die Reihen der Gewinner an: Nachdem der Investor Otto Happel seinen Anteil an dem angeschlagenen Solaranlagenhersteller auf gut fünf Prozent erhöht hatte, stieg der Aktienkurs zeitweise um über zwölf Prozent. "Herr Happel hat seinen Anteil an Conergy auf gut fünf Prozent erhöht. Das lockt nun auch andere Anleger in den Wert", sagte ein Händler. Die Kursgewinne nutzten andere Investoren jedoch wieder zum Ausstieg: Die Aktie ging nur 2,4 Prozent höher aus der Sitzung.
Übernahmespekulationen um den Telekom-Anbieter Versatel trieben die Aktie an die Gewinnerspitze im TecDax. Anlass gibt die Hamburger Berenberg Bank, die ihren Anteil von unter drei auf 10,7 Prozent ausgeweitet hat. Nach Angaben der Bank ist die Beteiligung jedoch nicht strategisch angelegt. "Das ist reiner Handelsbestand", sagte ein Sprecher.
Im MDax schossen AWD um 10,5 Prozent in die Höhe. "Das ist einfach eine technische Reaktion auf die jüngsten Kursverluste", sagte ein Händler. Dagegen sackte die IKB-Aktie um 9,1 Prozent ab, nachdem in einer Zeitung über neue Probleme bei der angeschlagenen Mittelstandsbank spekuliert worden war.
Die Arcandor-Aktie verteuerte sich um zwei Prozent und profitierte damit von der Aussicht auf eine Sonderdividende: Konzernchef Thomas Middelhoff hatte in einem Interview angesichts des bevorstehenden Verkaufs der Warenhausimmobilien eine Sonderausschüttung in Aussicht gestellt.
Quelle: ntv.de