Marktberichte

Gute Nachrichten aus Bagdad Dax reduzierte Verluste

Ein schwerer Tag für den Dax. Nicht nur, dass eine Vielzahl von Zahlen auf die Anleger prasselte, hinzu kamen noch die Schelte und die düsteren Konjunkturaussichten aus Brüssel. Der Dax fiel zeitweise unter die psychologisch wichtige Marke von 3.000 Punkten, konnte das Minus später jedoch wieder abbauen. Unterstützung kam von US-Notenbankchef Alan Greenspan sowie aus dem Irak. Wie der irakische UN-Botschafter bestätigte, hat das Land die UNO-Resolution bedingungslos akzeptiert und erwartet nun die Inspektoren. Der Dax schloss mit einem Minus von 1,6 Prozent bei 3.066 Punkten.

Greenspan bescheinigte der US-Wirtschaft eine schwierige Lage und wies auf die Risiken durch Krieg und die schwachen Aktienmärkte hin. Allerdings deutete er an, dass die Instrumente der Notenbank noch nicht ausgeschöpft seien. Marktteilnehmer interpretierten diese Äußerung als Bereitschaft für eine weitere Zinssenkung.

Doch auch in der deutschen Wirtschaft herrscht alles andere als eitel Sonnenschein. Wie bereits befürchtet, hat die EU-Kommission gegen Deutschland ein Defizitverfahren eingeleitet. Deutschland werde mit einem Defizit in Höhe von 3,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auch im nächsten Jahr die Stabilitäts-Grenze für den Euro überschreiten, prophezeite die Kommission in ihrer Herbstprognose. Für das laufende Jahr wird ein Defizit in Höhe von 3,8 Prozent erwartet.

Das Wirtschaftswachstum werde in Deutschland in diesem Jahr 0,4 Prozent und im kommenden Jahr 1,4 Prozent betragen, hieß es weiter. Damit fällt die Prognose der EU aber noch freundlicher aus, als die des deutschen Sachverständigenrates der "Fünf Weisen". Sie sehen nur ein Wachstum von 1,0 Prozent im Jahr 2003. Die Bundesregierung hält dagegen an ihrer Prognose von 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum fest.

Das am schlechtesten gehütete Geheimnis der Deutschen Telekom ist erneut gelüftet worden. Wie die Nachrichtenagentur dpa meldet, soll T-Mobile-Chef Kai-Uwe Ricke am Donnerstag definitiv zum neuen Vorstandschef gekürt werden. Bei der Neubesetzung werde es keine Überraschung mehr geben, zitierte die Agentur Interims-Chef Helmut Sihler. Am Markt war auch niemand überrascht, die T-Aktie schloss mit 2,0 Prozent im Minus bei 11,23 Euro.

Der 41-jährige Ricke gilt bereits seit Wochen als aussichtsreichster Kandidat für den Telekom-Chefposten. Sihler nutzte die Gelegenheit um auch ein anderes Gerücht aus der Welt zu schaffen: Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus bleibe im Amt, erklärte der Telekom-Vorsitzende. In den letzten Tagen war Kritik an der Kandidatensuche von Winkhaus laut geworden.

Gerade eben schwarze Zahlen konnte Siemens im vierten Quartal verbuchen. Der Konzern hat im Schlussquartal des Geschäftsjahres 2001/02 einen knappen Gewinn von 53 Millionen Euro nach Steuern erzielt. Im Vorjahresquartal hatte Siemens nach hohen Sonderaufwendungen noch einen Verlust von 1,1 Milliarden Euro verbucht. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen aus dem operativen Geschäft betrug 176 Millionen Euro, nach einem Verlust von 130 Millionen vor Jahresfrist. Der Umsatz sank von 24,5 Milliarden auf 21,2 Milliarden Euro und damit stärker als erwartet. Auch das nächste Jahr wird nicht einfach für Siemens. 2003 werde ein Jahr der Herausforderungen, erklärte Konzernchef Heinrich von Pierer. Bei den Planungen habe Siemens keine durchgreifende Besserung des wirtschaftlichen Umfelds unterstellt. Die Aktie fiel 1,6 Prozent auf 43,90 Euro zu.

Im Vorfeld der Zahlen gab es schon Personalien von Siemens: Der Elektrokonzern hat den Chef der Netzwerksparte Thomas Ganswindt und den Chef des US-Geschäfts Klaus-Christian Kleinfeld mit Wirkung zum 1. Dezember in den Vorstand geholt. Damit erhöhen sich die Chancen von Ganswindt und Kleinfeld eines Tages die Nachfolge von Siemens-Chef Heinrich von Pierer antreten zu können. Dessen Vertrag endet 2004.

Epcos muss den Dax verlassen. Dies gab die Deutsche Börse AG bekannt. Nachfolger wird wie erwartet die Deutsche Börse selbst. Der Wechsel wird am 23. Dezember erfolgen. Eine Überraschung war die Meldung zwar nicht mehr - der Kurs von Epcos legte sogar zu und zwar um 1,6 Prozent auf 9,96 Euro. Im Gegensatz dazu musste die Deutsche Börse 1,9 Prozent auf 39,90 Euro abgeben. Zwar rückt der Aufstieg des Titels den Börsenbetreiber mehr in das Blickfeld der Investoren, gleichzeitig wurde die Entscheidung kritisiert, weil die Börse den Index selbst berechnet. Die Kritik wurde jedoch vehement zurückgewiesen. Der Beschluss habe keinen faden Beigeschmack, betonte Börsen-Vorstand Christoph Lammersdorf. Die Entscheidung sei dem Arbeitskreis Aktienindizes überlassen worden, der normalerweise nur beratende Funktion habe.

Bereits vorbörslich hat RWE Zahlen vorgelegt - und die fielen nach Einschätzung der Händler sehr solide aus. Der Energieriese hat Umsatz und Gewinn in den ersten neun Monaten 2002 gesteigert und seine Prognose für das Gesamtjahr bekräftigt. Das Betriebsergebnis wuchs um zwölf Prozent auf 3,18 Milliarden Euro. Besonders das Stromgeschäft lief nach Angaben von RWE gut, hier wurde ein Gewinnplus von 46 Prozent verbucht. Bei den Nicht-Kerngeschäften habe man dagegen einen Gewinneinbruch von 64 Prozent verkraften müssen, hieß es. Im Gesamtjahr erwartet RWE ein über dem Vorjahr liegendes Betriebsergebnis. Im Kerngeschäft dürfte der Zuwachs mehr als 20 Prozent betragen, bekräftigte RWE seine früheren Prognosen. Am Markt hatte man offenbar jedoch mehr erwartet, die Aktie fiel um 2,7 Prozent auf 30,60 Euro.

Altana hat in den ersten neun Monaten operativ deutlich mehr verdient als im Vorjahr. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) legte um 22 Prozent auf 407 Millionen Euro zu. Den Umsatz stieg um 13 Prozent auf 1,95 Milliarden Euro an, ein Plus von 13 Prozent. Trotz des schwierigen Marktumfelds bekräftigte der Pharma- und Spezialchemiekonzern seine Geschäftsziele für das Gesamtjahr 2002. Dennoch fiel die Aktie in einem schwachen Umfeld um 2,2 Prozent auf 47,90 Euro. Die Anleger hätten bereits im Vorfeld der guten Zahlen zugegriffen, hieß es. Jetzt würden Gewinne mitgenommen.

Metro wird sich wohl vorläufig nicht von ihren Immobilien trennen. Auf Grund der Unsicherheiten über die steuerrechtliche Behandlung von Immobilien in Deutschland habe das Unternehmen die Veräußerung bis auf Weiteres ausgesetzt, hieß es in Unternehmenskreisen. Grundsätzlich habe sich allerdings an der Strategie, die wesentlichen Immobilien des Konzerns zu veräußern, nichts geändert. Auf dem Markt hatte man offenbar schon mit der zusätzlichen Finanzspritze gerechnet, die Aktie fiel um 2,1 Prozent auf 21,89 Euro.

Infineon hat die Kooperation mit der taiwanesischen Nanya besiegelt. Die beiden Unternehmen wollen unter anderem ein gemeinsames Werk in Taiwan mit bis zu 1.300 Arbeitsplätzen bauen. Bis 2005 wollen die Partner jeweils 550 Millionen Euro in die Speicherchip-Fertigung investieren. Die Investition in das verlustreiche Speicherchipgeschäft war nicht gerade nach dem Geschmack der Börse, die Infineon-Aktie brach um 5,9 Prozent auf 8,03 Euro ein.

Der Kurssturz des britisch-niederländischen Stahlkonzerns Corus belastete auch die Aktie von Thyssen-Krupp. Der Kurs brach um 5,3 Prozent auf 10,00 Euro ein.

Europas größter Pharmahändler Gehe befindet sich weiter im Aufwärtstrend und peilt für 2002 ein neues Rekordjahr an. In den ersten drei Quartalen ist das Vorsteuerergebnis um 17 Prozent auf 243 Millionen Euro gewachsen. Nach Steuern stieg der Überschuss sogar um fast 20 Prozent. Die Anleger belohnten diese Entwicklung mit einem kräftigen Kursplus. 38,30 Euro wurden für die Aktie bezahlt - 4,3 Prozent mehr als am Vortag.

Der drittgrößte deutsche Erstversicherer AMB Generali ist im dritten Quartal wegen eines Einbruchs bei den Erträgen aus seinen Kapitalanlagen in die Verlustzone gerutscht. Als Konsequenz wurde die Prognose für das Gesamtjahr reduziert. AMB geht jetzt von einem deutlich geringerem Konzernergebnis als im Vorjahr aus. Damals wurden 316 Millionen Euro verdient. Die Anleger zeigten sich enttäuscht und schickten die Aktie um 6,5 Prozent in den Keller auf 57,29 Euro.

Quelle: ntv.de

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