Starke Finanztitel Dax reitet die große Welle
28.11.2007, 17:41 UhrDie deutschen Standardwerte, und hier insbesondere die Finanzwerte, haben sich gegen Handelsschluss am Mittwoch noch einmal deutlich gesteigert. Händler sprachen von einer gewissen "Desensibilisierung" hinsichtlich der Probleme im Bankenbereich.
Der Dax legte 2,6 Prozent zu auf 7.723 Punkte. Die Vorgaben waren gut: die Wall Street hatte von einer Milliardenspritze aus Abu Dhabi für die US-Großbank Citigroup profitiert.
Die deutsche Bankenbranche konnte an diese Erfolgsmeldung anknüpfen. Die Tatsache, dass die fünftgrößte US-Bank Wells Fargo nachbörslich für das vierte Quartal eine Sonderbelastung von 1,4 Mrd. US-Dollar vor Steuern angekündigt hat, wurde von den Anlegern ignoriert.
Hypo Real Estate verbesserten sich um 4,8 Prozent. Deutsche Bank stiegen um 4,2 Prozent, Commerzbank gewannen 5,3 Prozent. Für Allianz ging es 3,8 Prozent nach oben. Münchener Rück schafften vergleichsweise nur ein Plus von 1,6 Prozent. Hier belastete eine negative Sektorstudie von Goldman Sachs.
Mangels Nachrichten sorgten auch Analystenstimmen für Bewegung. Händlern zufolge stufte die Citigroup Linde von "Sell" auf "Buy" hoch. Die Anleger honorierten die Nachricht mit Aufschlägen von 4,2 Prozent.
Bear Stearns nahm die Beobachtung von Siemens mit "Outperform" und einem Kursziel von 135 Euro auf. Die Aktie profitierte mit einem Plus von 2,8 Prozent. Siemens standen auch wegen der AR-Sitzung am Berichtstag im Blick. Sollten die geplanten Umstrukturierungsmaßnahmen nachvollziehbar erläutert werden, könnte der Kurs ebenfalls davon profitieren.
Bei Volkswagen verwiesen Händler auf einen Pressebericht in der "New York Times" unter Berufung auf Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, wonach Porsche den Autokonzern nicht vor dem 25. Dezember übernehmen werde. "Das ist nicht neu", kommentierte ein Börsianer. Porsche habe bereits angekündigt, erst im Januar weiter aktiv zu werden. Auch die in einem Medienbericht erwähnte Zielvorgabe eines Absatzes von 6,2 Millionen Fahrzeugen im laufenden Geschäftsjahr liege "in line mit einer Analystenerwartung". Die Titel arbeiteten sich 2,0 Prozent vor.
Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck und sein Partner Newron Pharmaceuticals haben eine neue klinische Phase-III-Studie mit Safinamide gegen Parkinson gestartet. Analysten rechnen 2010 mit einer Markteinführung für Salfinamide. 2013 erwarteten die Experten einen Umsatzbeitrag in Höhe von etwa 100 Mio. Euro. Die Titel stiegen 1,0 Prozent.
AWD Holding schafften ein Plus von 5,3 Prozent. Händlern zufolge kursieren Gerüchte um ein Übernahmeinteresse der Deutschen Bank.
IKB Deutsche Industriebank rutschten auf ein neues Rekordtief von 7,81 Euro ab. Zuletzt notierten sie bei 8,05 Euro mit knapp sechs Prozent im Minus. Ein Börsianer verwies auf wohl noch dramatischere Verlustrisiken als bislang bereits kommuniziert. So berichtet die"Frankfurter Allgemeine Zeitung" in ihrer aktuellen Ausgabe über eine Summe von mehr als 6,0 Mrd. Euro. Das würde bedeuten, dass Großaktionär KfW noch mehr Geld zuschießen müsste als bislang veranschlagt. Das dürfte für die KfW "bald gar nicht mehr zu schaffen sein", sagte ein Händler. Schließlich seien die Mittel der staatlichen Bank irgendwann erschöpft.
Der Internetdienstleister United Internet hat sich laut eigenen Angaben vom Vorabend im Rahmen der Kapitalerhöhung mit 9,68 Prozent an dem Mobilfunkprovider Drillisch beteiligt. Parallel dazu nahmen die beiden Unternehmen Gespräche über eine Vermarktungskooperation bei DSL- und Mobilfunk-Produkten auf. Die strategischen Erwägungen dahinter sind unklar, kommentierte ein Börsianer. Eine Zerschlagung der Freenet AG werde damit aber wohl nicht unwahrscheinlicher. Drillisch gewannen 2,8 Prozent auf 6,26 Euro, United Internet legten 6,1 Prozent auf 15,38 Euro zu. Freenet machten sich dagegen 0,6 Prozent kleiner.
Wie die "Financial Times Deutschland" meldet, befindet sich das Biotechunternehmen GPC Biotech in den USA auf Partnersuche. Der Neuigkeitswert wird am Markt allerdings für gering eingestuft. "GPC hat bereits mehrfach erklärt, dass man Ausschau nach einem geeigneten Fusionspartner hält," sagte ein Börsianer. Die Aktie verteuerte sich um 5,2 Prozent.
Der Sportwagenhersteller Porsche ist mit deutlichen Zuwächsen bei Absatz und Umsatz in sein neues Geschäftsjahr 2007/08 gestartet. Der Absatz kletterte von August bis November um 18,4 Prozent, der Umsatz legte um 14,7 Prozent zu. Diese Zuwächse lassen Porsche "vorsichtig optimistisch" in die Zukunft blicken. Der Kurs reagierte mit einem Aufschlag von 9,0 Prozent auf die Nachricht.
Quelle: ntv.de