Marktberichte

Auf dem falschen Fuß erwischt Dax rettet 4800 Punkte

Rettungsringe helfen hier nur wenig.

Rettungsringe helfen hier nur wenig.

(Foto: REUTERS)

DAX
DAX 24.385,78

Der deutsche Aktienmarkt hat am Dienstag nach einem überraschend stark eingetrübten US-Verbrauchervertrauen einen wahren Kursrutsch auf das Parkett gelegt. Innerhalb weniger Minuten verlor der Dax rund 100 Punkte - an das ursprünglich am Halbjahresende zu beobachtende "window dressing" war nicht mehr zu denken. Bis Handelsschluss konnte sich der Markt nur noch leicht fangen und über der zwischenzeitlich gerissenen Marke von 4800 Punkten schließen.

Der Dax beendete den Handel mit einem Abschlag von 1,6 Prozent auf 4808,64 Punkte. Auf Halbjahressicht hat sich der Dax damit sage und schreibe knapp drei Punkte von seinem Schlussstand Ende 2008 wegbewegt. Der MDax verlor 0,5 Prozent auf 5754,01 Punkte, auf Halbjahressicht immerhin ein Plus von 2,7 Prozent. Für den TecDax ging es im Tagesvergleich zwar um 0,3 Prozent auf 626,89 Punkte nach unten - innerhalb der vergangenen sechs Monate legte der Index damit jedoch fast ein Viertel zu.

Das Konsumklima in den USA hatte sich im Juni überraschend eingetrübt. Der Index für das Verbrauchervertrauen sank auf 49,3 von 54,8 Punkten im Mai. Analysten hatten im Schnitt mit einem leichten Anstieg auf 55,0 Zähler gerechnet. "Die Daten zum US-Verbrauchervertrauen werden sehr negativ ausgelegt, weil alle großen Investmentbanken mit einem Anstieg gerechnet hatten und auf dem falschen Fuss erwischt worden sind", kommentierte ein Händler den Kursrutsch.

Die rote Laterne im Dax trugen die Stammaktien von Volkswagen, die 4 Prozent auf 241,14 Euro verloren. Anleger spekulierten weiter darauf, dass die Papiere im Dax durch die VW-Vorzüge ersetzt werden, die sich um rund drei Prozent verteuerten. Neue Nahrung erhielten die Spekulationen, nachdem Porsche verkündet hatte, dass das Emirat Katar ein schriftliches Angebot für einen Einstieg bei der Porsche Holding und einen Kauf von Optionen auf VW-Stammaktien vorgelegt habe. Im Zuge dessen könnten die VW-Stammaktien wegen eines zu geringen Streubesitzes den Leitindex verlassen. Porsche-Papiere bauten ihre Gewinne aus und stiegen um drei Prozent. "Das mögliche Weiterreichen der VW-Optionen an Katar wird Geld in die Kassen des hoch verschuldeten Sportwagenbauer spülen. Das stützt die Aktie", sagte ein Händler.

Die Verluste zogen sich am Dienstag nach den schwachen US-Konjunkturdaten durch alle Branchen. Finanztitel wie die Deutsche Bank mit einem Minus von 2,9 Prozent standen ebenso auf der Verkaufsliste wie konjunkturabhängige Aktien wie BASF (minus 2,7 Prozent) oder ThyssenKrupp (minus 2,6 Prozent). Auch defensive Titel mussten Federn lassen: Der Versorger Eon verzeichnete einen Kursabschlag von 2,4 Prozent.

Lediglich vier der 30 Dax-Papiere konnten Kursgewinne verbuchen, allen voran der Indexfrischling Hannover Rück mit einem Plus von 1,7 Prozent. Damit bescherte die Aktie dem langjährigen Konzernchef Wilhelm Zeller eine positive Verabschiedung. Nach über 13 Jahren an der Spitze der Hannover Rück verabschiedet er sich in den Ruhestand.

Ungeachtet negativer Medienberichte zum Medikament Erbitux stiegen die Aktien von Merck um 0,8 Prozent. US-Wissenschaftler hatten bemängelt, dass das Krebsmedikament "Erbitux" der Pharmakonzerne Eli Lilly und Bristol-Myers Squibb , für das Merck die Lizenzrechte außerhalb von Nordamerika hat, das Leben von Lungenkrebspatienten nicht ausreichend verlängere, um die hohen Kosten zu rechtfertigen. Händler meinten, die Aktie reagiere darauf nicht, da es bereits vor knapp einer Woche in Großbritannien ähnlich kritische Aussagen gegeben habe.

Im Plus schlossen zudem die Allianz mit einem Aufschlag von 0,5 Prozent sowie der Dialyse-Spezialist FMC mit 0,1 Prozent Aufschlag.

Reebok belastet Adidas

Eine Klage gegen die US-Fottball-Profiliga NFL wegen der Vergabe einer Exklusivlizenz an die Adidas-Tochter Reebok belastete die Papiere von Adidas. Die Titel des Sportartikelherstellers waren mit 1,1 Prozent Minus einer der stärksten Verlierer. "Das ist ein Rückschlag für Adidas in einem Markt, in dem man wachsen will. Das Problem Reebok ist offenbar doch größer als gedacht", sagte ein Händler. Das Oberste Gericht in den USA hat eine Klage gegen eine Exklusivlizenz der NFL für Reebok für bestimmte Ausrüstungsteile der US-Football-Profiliga angenommen.

Die Papiere von Arcandor haben nach zwischenzeitlich kräftigen Kursgewinnen 1,6 Prozent im Minus geschlossen. Die Tochter Quelle hatte einen dringend benötigten staatlichen Kredit über 50 Mio. Euro nach tagelangem Tauziehen unter Dach und Fach gebracht.

Mit dem Online-Broker Flatex startete der zweite Börsenneuling des Jahres mit deutlichen Kursgewinnen in den Handel. Die Papiere starten mit einem ersten Kurs vom 4,40 Euro und damit mehr als zwölf Prozent über dem Ausgabepreis. Der erste Schlusskurs lag mit 4,33 Euro immer noch ein gutes Stück über dem Ausgabepreis von 3,90 Euro. Das Unternehmen hatte zu seinem Initial Public Offering 800.000 Aktien aus einer Kapitalerhöhung ausgegeben und mit deren Verkauf gut drei Millionen Euro eingesammelt.

Quelle: ntv.de, nne/dj/dpa-afx

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