Marktberichte

Aktionäre mit kalten Füßen Dax rettet 6000

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(Foto: picture alliance / dpa)

Am deutsche Aktienmarkt herrscht am Tag des entscheidenden EU-Gipfels große Unsicherheit. Alle Augen sind auf Brüssel gerichtet. Die Zugewinne nach dem EFSF-Votum des Bundestages können nicht behauptet werden. Beim Forderungsverzicht der privaten Gläubiger griechischer Staatsschulden gibt es noch immer keine Einigung.

Wie gewonnen, so zerronnen: Die große Unsicherheit wegen der grassierenden europäischen Schuldenkrise hat das Handelsgeschehen in Frankfurt wieder eingeholt. Vor der zweiten Auflage des EU-Schuldengipfels trauten sich am Mittwoch insgesamt nur wenige Anleger an den Aktienmarkt, so dass die Umsätze extrem gering blieben. So kam es zu schnellen Ausschlägen sowohl nach oben als auch nach unten. "Es herrschte eine schon fast unheimliche Stille an den Märkten", brachte ein Analyst die Stimmung auf den Punkt.

Nach Angaben von Händlern ist es beim Forderungsverzicht der privaten Gläubiger griechischer Staatsschulden bisher zu keiner Einigung gekommen. "Zuletzt wurde immer über einen Forderungsverzicht in Höhe von 50 bis 60 Prozent gesprochen", so ein Börsianer. Ohne eine Zustimmung dieser Gruppe und in dieser Höhe sei eine Neuaufsetzung der griechischen Staatsschulden schwer umzusetzen. Das grüne Licht des Deutschen Bundestages zum Euro-Rettungsschirm EFSF sorgte so nur kurzzeitig für eine Aufwärtsbewegung. Am späten Nachmittag drehten Dax und Co. wieder ins Minus. Ein weiterer Grund war auch, dass der anfängliche Schwung im US-Handel zum Erliegen kam.

Der Dax verlor 0,5 Prozent und schloss bei 6016 Punkten. Der MDax sackte um 0,3 Prozent auf 9036 Zähler ab. Der TecDax verzeichnete dagegen ein Plus von 0,5 Prozent und wies 705 Punkte auf.

Während in Berlin Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem Bundestag schnelle Änderungen an den europäischen Verträgen zur Stabilisierung der Euro-Zone anmahnte, kursierte in Brüssel der Entwurf der Schlusserklärung des am Abend anstehenden EU-Gipfels. Danach soll es eine breite Übereinstimmung über die Kapitalquote von neun Prozent für die Banken bis zum 30. Juni nächsten Jahres geben. Eine Gesamtsumme für den Rekapitalisierungsbedarf blieb die Erklärung, die Reuters vorlag, aber schuldig. Brüsseler Insider rechnen inzwischen auch auf anderen Themengebieten nicht mehr mit konkreten Zahlen.       

Viele Börsianer bezweifeln daher, dass die EU-Staats- und Regierungschefs bei ihrem zweiten Schuldengipfel binnen vier Tagen die Krise im Detail lösen können. "Was Europa braucht, ist eine klare, schnell umzusetzende und leicht zu finanzierende Lösung mit einem genauen Zeitplan", schrieben die Analysten von Lloyds in einem Kommentar. Es bestehe aber das Risiko, dass nur vages ohne Zeitplan und konkrete Zahlen gebe. "Die können noch kein Kaninchen aus dem Hut zaubern", fasste Lothar Mentel, Chef des Portfolio-Managements bei Octopus Investments, der ein Vermögen von vier Milliarden Dollar verwaltet, zusammen.

Die laufende Bilanzsaison blieb so im Schatten der Eurokrise. Nur wenige Unternehmen ragten - mit unterschiedlichen Vorzeichen - heraus. In Deutschland konnte der Pharma- und Chemiekonzern Merck, dessen Pharmasparte zuletzt einige Rückschläge hatte hinnehmen müssen, die Anleger begeistern: Um 8,5 Prozent sprang der Kurs in die Höhe. Das Wachstum des Gesamtkonzerns sollte einige der zuletzt aufgekommenen Sorgen zerstreuen, schrieb ein Analyst.    

Ein optimistischer Ausblick und die Aussicht auf einen Aktienrückkauf verhalf SAP zu einem Kursplus. Die Papiere von Europas größtem Software-Haus legten nach einer Berg- und Talfahrt um 1,5 Prozent zu.

Das Votum des Bundestags für die Stärkung des EFSF-Rettungsschirms mit der Aufforderung zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer in der EU belasteten die Aktien der Deutschen Börse. Die Titel rutschten um 3,2 Prozent und waren im Dax damit das Schlusslicht. "Zwar wissen alle schon lange, dass es im Bundestag dafür Stimmen gab, aber jetzt ist es eben offiziell", sagte ein Händler. Zudem litten die Aktien auch unter den extrem dünnen Umsätzen der vergangenen Tage.    

Auffällig zeigten sich die Aktien des Sportartikelherstellers Adidas. Händler verwiesen auf eine Abstufung durch Morgan Stanley. Die Papiere verloren 3,0 Prozent.

Enttäuschungen gab es bei den deutschen Nebenwerten. Im MDax brachen Krones trotz eines Gewinnanstiegs und der Aussicht auf ein Rekord-Gesamtjahresergebnis um 6,3 Prozent ein. Der Tenor der Unternehmensaussagen zum Ausblick sei zurückhaltender geworden, erklärte DZ-Bank-Analyst Markus Turnwald.

Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ

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