Nach bunt gemischten Quartalszahlen Dax rettet 6200 Punkte
27.07.2010, 18:30 UhrKräftige Kursgewinne bei Finanztiteln bescheren dem deutschen Aktienmarkt am Dienstag unter dem Strich ein Plus. Eine kalte Konjunkturdusche aus den USA kühlt die gute Laune zwar ab, zwingt die Schwergewichte aber nicht ins Minus.
Der Dax stieg um 0,2 Prozent oder 13 Punkte auf 6.207 Zähler. Im Tageshoch hatte er noch 6254 Zähler erreicht. Mit mehr als 130 Mio. gehandelten Aktien gingen fast doppelt so viele Papiere um wie noch am Vortag. Der MDax gab 0,7 Prozent ab auf 8555,65 Punkte. Der TecDax verlor 0,8 Prozent auf 787,05 Punkte.
Am Nachmittag sorgte ein schwächer als erwartes US-Verbrauchervertrauen für einen Knick nach unten. Der Index sank im Juli deutlich von 54,3 auf 50,4 Punkte und damit stärker als erwartet. Nach dem Anstieg der Kurse an den Vortagen sei es vereinzelt zu Gewinnmitnahmen gekommen, meinten Händler. Vor den zahlreichen anstehenden Quartalszahlen in dieser Woche habe zudem eine gewisse Zurückhaltung vorgeherrscht.
Bankentitel legten zu, nachdem der Baseler Ausschuss für strengere Eigenkapitalrichtlinien den Instituten längere Übergangsregeln und Entgegenkommen bei der Definition des Kernkapitals der Banken signalisiert hatte. Deutsche Bank stachen hier mit einem Plus von 4,5 Prozent auf 52,64 Euro hervor. Die Analysten der LBBW sprachen angesichts der Zweitquartalszahlen von soliden Ergebnissen trotz eines schwierigen Marktumfeldes beim Investment Banking. Der Nettogewinn habe über den Schätzungen gelegen, die Einnahmen darunter. Das Handelsergebnis sei sehr enttäuschend gewesen, die Zinseinnahmen und der Provisionsüberschuss dagegen sehr gut.
Neben den Banken waren Fresenius Medical Care gesucht. Der Konzern profitierte von neuen Regelungen im US-Gesundheitssystem, die die Behandlung von Dialysepatienten betreffen. Die Aktie stieg um 4,9 Prozent auf 43,15 Euro. Gesucht waren auch die Versorger. Hier sprachen Marktteilnehmer von Nachholpotenzial der weit hinter den Gesamtmarkt zurückgefallenen Aktien. Kaum reagiert hat dagegen die Aktie der Telekom auf den kurz vor Handelsende mitgeteilten Plan zum Aktienrückkauf im Umfang von bis zu 400 Mio. Euro. Die Aktie gewann 0,7 Prozent auf 10,33 Euro.
Gewinnmitnahmen belasten Daimler
Weniger gut entwickelten sich die Automobilwerte. Trotz eines erfreulichen Zwischenberichts standen Daimler mit Abschlägen von 4,2 Prozent auf 41,34 Euro auf der Verliererseite. Die neue Prognose eines konzernweiten Gewinns vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 6 Mrd Euro liege über der Konsens-Schätzung von 5,4 Mrd Euro, so ein Händler. Der Markt habe aber mit hochgesteckten Erwartungen der Veröffentlichung entgegen gesehen, so dass die Zahlen zu Gewinnmitnahmen genutzt worden seien.
SAP verloren 2,2 Prozent auf 36,43 Euro. Die Quartalszahlen seien zwar positiv zu bewerten, meinte Analyst Stephan Wittwer von der Landesbank Baden-Württemberg. Für Verdruss sorgte jedoch der Ausblick des Konzerns, da die operative Marge für das Geschäftsjahr bei 30 Prozent bis 31 Prozent belassen wurde. "Viele Marktteilnehmer haben auf eine Erhöhung spekuliert", meinte Wittwer.
In der zweiten Reihe des deutschen Aktienmarktes zogen MTU Aero Engines das Interesse auf sich. Trotz solider Quartalszahlen gab die Aktie fast 5 Prozent auf 47,01 Euro nach. "Möglicherweise war die Erwartungshaltung zu hoch", meinte ein Händler.
Kontron verloren 0,5 Prozent auf 6,09 Euro. Der Technologiekonzern habe einen guten Auftragseingang sowie eine ordentlich Bruttomarge gemeldet, meinte ein Marktteilnehmer. Die Aktie leide allerdings noch unter dem Vertrauensverlust, der mit der Forderungsabschreibung unter anderem in Malaysia entstanden sei.
Im SDax konnten Papiere von Air Berlin ihre stärksten Gewinne zwar nicht halten, bis zum Ende des elektronsichen Handels blieb jedoch ein Plus von 2,7 Prozent auf 3,60 Euro. Deutschlands zweitgrößte Fluglinie tritt der weltweit operierenden Flugallianz Oneworld bei. Über die Eckpunkte der Mitgliedschaft hat sich Air Berlin mit dem Oneworld-Management bereits verständigt. Die zweitgrößte deutsche Fluglinie erhofft sich durch die Allianz eine Stärkung der Wettbewerbsposition.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts