Starke Finanztitel Dax rettet 7200 Punkte
08.04.2011, 17:40 UhrAnleger am deutschen Aktienmarkt verdauen den Schreck über ein neues schweres Japan-Beben schnell und treiben den Leitindex Dax wieder über die Marke von 7200 Punkten. Für mehr reicht es in der endenden Börsenwoche jedoch nicht mehr, denn am letzten Handelstag vor dem Auftakt der US-Ertragssaison wollen sich Anleger nicht weiter aus dem Fenster lehnen.
Kursgewinne vor allem bei Finanztiteln und Versorgern haben den deutschen Aktienmarkt am Freitag nach oben getrieben. Der Dax ging mit einem Plus von 0,5 Prozent bei 7217,02 Punkten aus dem Handel. Für den MDax ging es um 0,5 Prozent auf 10.539,60 Punkte nach oben. Der TecDax rutschte hingegen 0,4 Prozent ins Minus auf 933,69 Punkte.
"Die Investoren scheint derzeit nichts aus der Ruhe zu bringen", sagte ein Händler. "Es ist weiterhin viel Geld im Markt, das investiert werden will - und mangels Alternativen bleiben Aktien gefragt." Anlageexperte Eckart Keil vom Vermögensberater Premium Pearls sieht zwei Gründe für die ungebrochene Nachfrage nach Aktien: "Zum einen wächst die Weltwirtschaft dank der Schwellenländer weiter robust, und zum anderen führt das schwindende Vertrauen der Anleger in die Staatsfinanzen und das Papiergeld zu einer Flucht in 'Harte Anlagegüter'." Dazu zähle in erster Linie die Aktie.
Unterstützt wurde der Dax auch von den guten deutschen Export-Zahlen: Sie stiegen im Februar fast doppelt so stark an wie erwartet. "Die Zahlen sind ein weiterer Beleg dafür, dass die deutsche Wirtschaft recht stark ins Jahr gestartet ist. Wir rechnen mit einem Wachstum von einem Prozent im ersten Quartal und von drei Prozent im Gesamtjahr", sagte Citigroup-Analyst Jürgen Michels.
Deutsche Börse erleichtert Anleger
Angeführt wurde die Gewinnerliste erneut von Papieren der Deutschen Börse, die 2,9 Prozent zulegten. Vergangene Woche hatte die Nasdaq OMX gemeinsam mit der ICE die Deutsche Börse mit einer 11,3 Mrd. Dollar schweren Offerte für die Nyse Euronext überboten. Bislang scheint die Nasdaq mit ihren Plänen bei der Nyse aber auf Granit zu beißen. "Offenbar setzt sich am Markt langsam die Überzeugung durch, dass die Deutsche Börse um einen teuren Bieterwettkampf herumkommt", sagte ein Händler.
Zulegen konnten ungeachtet des Nachbebens in Japan auch Versicherungstitel. Allianz gewannen 1,6 Prozent, Münchener Rück stiegen um 2 Prozent. Der Unicredit zufolge dürften die europäischen Versicherer von der Zinserhöhung der EZB vom Donnerstag profitieren.
Auf den Kauflisten standen darüber hinaus Papiere der Versorger Eon und RWE. Der Branchengrößte Eon legte 1,2 Prozent zu, nachdem Analysten der UBS die Papiere auf eine Empfehlungsliste genommen hatten. RWE legten im Fahrwasser um 0,9 Prozent zu.
Getrennt haben sich Anleger dagegen von Merck, die sich um 1,1 Prozent verbilligten. Der Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzern will seine Arzneimittelforschung auf mehr Erfolg trimmen.
Größter Verlierer war erneut die Commerzbank, die am Freitag um 3,2 Prozent nachgab. Schon an den vergangenen beiden Tagen hatten die Papiere kräftig Federn gelassen. Die Bank hatte zur Wochenmitte am Markt mit der Ankündigung einer milliardenschweren Kapitalerhöhung für Aufregung gesorgt, mit der die Rückzahlung staatlicher Rettungsgelder finanziert werden soll. Negative Analystenkommentare sorgten für zusätzlichen Druck, zudem wurden die Papiere einem Pressebericht zufolge von verstärkten Leerverkäufen
Hochtief rutscht weiter
Im MDax verbuchte Hochtief erneut Verluste - die Papiere verloren 1,8 Prozent, nachdem sie am Vortag bereits knapp acht Prozent verloren hatten. Die australische Tochter Leighton erwägt einem Pressebericht zufolge eine Kapitalerhöhung. Damit könnten dem Unternehmen nach Abschreibungen auf große Projekte in Australien und dem Nahen Osten umgerechnet 440 bis 585 Millionen Euro zufließen, berichtete die Zeitung "Australian". Eine Hochtief-Sprecherin wollte sich nicht zu der Frage äußern, ob sich der Mutterkonzern an einer Kapitalerhöhung beteiligen würde. Am Vortag hatte Leighton eine Aussetzung ihrer Aktien für bis zu zwei Handelstage beantragt und den Schritt mit einer Aktualisierung des Ausblicks begründet. Analysten erwarten, dass das Unternehmen die Prognosen erheblich stutzen muss.
Einen wackligen Handelstag mussten Anleger von Roth & Rau nach Vorlage der Jahresbilanz des Solarunternehmens verkraften. Zum Handelsauftakt gerieten die Papiere stark unter Druck und verloren zeitweise 5 Prozent. Bis Handelsschluss erarbeiteten die Aktien hingegen ein Kursplus von 3 Prozent.
Eine Hochstufung trieb im SDax die Papiere von Cat Oil 4 Prozent nach oben. Der Markt unterschätze noch immer das Potenzial des Unternehmens, zitierten Händler aus einer Studie von JP Morgan. Cat Oil ist ein Spezialist für Fördermethoden, mit denen die Ausbeute von bestehenden Öl- oder Gasfeldern erhöht werden kann. Die Analysten stuften die Aktien den Angaben zufolge hoch auf "Overweight" und verdoppelten das Kursziel annähernd von 5,50 auf 10 Euro.
Einen leicht enttäuschenden ersten Handelstag legten die Papiere der Norma Group aufs Parkett. Der Handel der Aktien des Verbindungstechnikunternehmens wurden mit 21,50 Euro aufgenommen, nachdem die Papiere zuvor zu 21 Euro an die Zeichner zugeteilt worden waren. Bis Handelsschluss fielen die Papiere in einem stabilen Gesamtmarktumfeld jedoch auf 20,80 Euro. Der Börsengang von Norma war die größte Platzierung seit dem IPO des Chemikaliendistributors Brenntag im März 2010.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/dpa