Schaukelbörsen nach US-Jobdaten Dax rettet kleines Plus
05.06.2009, 17:55 UhrAm deutschen Aktienmarkt sind die Arbeitsmarktdaten aus den USA mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden und haben dem Dax nur ein kleines Plus beschert. Auf Unternehmensseite stand das Ringen von Arcandor um die eigene Zukunft im Fokus der Anleger.
Am deutschen Aktienmarkt sind die Arbeitsmarktdaten aus den USA mit gemischten Gefühlen aufgenommen worden und haben dem Dax nur ein kleines Plus beschert. Der Leitindex legte um 0,2 Prozent auf 5.077,03 Punkte zu und verbuchte damit im Wochenverlauf einen Aufschlag von 2,8 Prozent. Für den MDax ging es um 0,4 Prozent nach oben auf 5.922,01 Zähler. Der TecDax stieg um 0,4 Prozent auf 651,41 Zähler.
"Die Reaktion auf die US-Arbeitsmarktdaten war zunächst sehr positiv, aber dann ist wohl auch ins Bewusstsein gedrungen, dass die Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit mehr als 25 Jahren gestiegen ist. Zudem wurden zum Wochenschluss auch Gewinne mitgenommen", begründete Marktstratege Mirko Pillep von der Helaba den schwankungsreichen Dax-Verlauf bis zum Abend. In den USA war die Beschäftigtenzahl im Mai deutlich weniger stark als erwartet gesunken, doch zugleich erreichte die Arbeitslosenquote mit 9,2 Prozent den höchsten Stand seit 1983.
Erneut waren es vor allem Nachrichten zu Arcandor, die auf besonderes Interesse unter den Anlegern stießen. Die Zukunft des schwer angeschlagenen Touristik- und Handelskonzerns ist auch nach einem Spitzengespräch in Berlin weiter offen. Bei dem Treffen zeichnete sich keine Lösung ab. Die daraus resultierende andauernde Unsicherheit belastete vor allem die Metro-Aktie, die mit minus 2,3 Prozent auf 35,02 Euro zu den schwächsten Werten im Dax zählte. Der Arcandor-Titel büßte 1,1 Prozent auf 1,88 Euro ein.
Papiere der Deutschen Post legten um 2,9 Prozent zu. Der Konzern will in den kommenden Jahren jeweils bis zu 5000 Arbeitsplätze streichen. Konzernchef Appel begründete dies mit dem stark schrumpfenden Briefgeschäft. "Wir müssen den Leuten einfach sagen, wie die Lage ist. Das haben wir in der Vergangenheit nicht immer so gemacht", so der Konzernlenker.
Analystenstimmen treiben an
Unter den größten Gewinnern war auch die Aktie der Deutschen Bank mit einem Plus von 2,4 Prozent. Händlern zufolge ließen positive Analystenkommentare die Anleger zugreifen. ING hatte zuvor die Papiere auf "Hold" von "Sell" heraufgestuft und RBS das Kursziel auf 40 von 16 Euro erhöht.
Eine Studie der US-Investmentbank Goldman Sachs belastete die Aktie von Beiersdorf, die um 1,8 Prozent auf 34,02 Euro nachgab. Analyst Javier Lastra senkte den Konsumgüter-Titel von "Buy" auf "Neutral", hob aber zugleich das Kursziel von 33,90 auf 39,80 Euro an. Zwar sieht der Experte weiterhin eine starke, durch Vermögenswerte abgesicherte Unterstützung der Aktie. Auch bestehe die Möglichkeit eines Übernahmeangebots durch die Mehrheitseigentümer. Doch eine schnelle Verbesserung der operativen Ergebnisse sei kaum zu erwarten, schrieb er.
Der Energieversorger RWE senkte seinen Anteil am amerikanischen Wasserunternehmen American Water deutlich und kommt damit einen großen Schritt weiter auf dem Weg zu einem reinen Energiekonzern. Durch die Verringerung des Anteils an AmWater von 60 auf 49 Prozent kann der Essener Konzern den US-Versorger nun aus seiner Bilanz nehmen und die Nettoverschuldung damit um rund 4,5 Milliarden auf rund 16 Milliarden Euro verringern. Da der aktuelle Anteilsverkauf für die RWE-Aktionäre allerdings irrelevant sei, da sie ihren Dividenden-Bonus aus der Veräußerung bereits erhalten hätten, wie Analyst Theo Kitz von Merck Finck sagte, reagierten die Titel kaum. Sie verloren 0,65 Prozent auf 58,52 Euro.
Die Aktien von Freenet setzten sich mit plus 9,4 Prozent auf 7,12 Euro an die Spitze des TecDax. Der Mobilfunk-Anbieter will nach der DSL-Sparte offenbar auch seine Webhosting-Tochter Strato so schnell wie möglich loswerden. Der Verkaufsprozess werde noch im Juni starten, heißt es aus Unternehmenskreisen.
Infineon kletterten um 3,9 Prozent auf 2,565 Euro. Marktteilnehmer verwiesen auf einen Kommentar des Chefs der russischen Sistema zu einer möglichen Kooperation zwischen Infineon und der Sistema-Tochter Sitronics.
Analystenlob treibt Solartitel
Einige Solarwerte reagierten im TecDax mit Kursgewinnen auf einen positiven Analystenkommentar. Roth & Rau stiegen um 3,4 Prozent, Phoenix Solar um 0,9 Prozent. Auch die Papiere des Windkraftanlagenbauers Nordex klettern um 2,5 Prozent. Die Analysten von Barclays hatten den europäischen Solarsektor hochgestuft und unter anderem Roth & Rau und Phoenix Solar hochgestuft. Sie äußerten sich auch zu anderen Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien und stuften Nordex hoch. Für das laufenden Jahr prognostizieren die Experten für die Solarindustrie zwar einen Nachfragerückgang, für das kommende Jahr sagen sie aber deutliches Wachstum voraus.
Aktien von Freenet setzten sich mit 9,4 Prozent Plus an die Spitze des TecDax. Der Mobilfunk-Provider will nach der DSL-Sparte offenbar auch seine Webhosting-Tochter Strato so schnell wie möglich loswerden. Der Verkaufsprozess werde noch im Juni starten, schreibt das "Hamburger Abendblatt" unter Berufung auf Unternehmenskreise.
Stühlerücken im SDax
Die Papiere des SDax-Absteigers Vivacom kippten nach zwischenzeitlichen Kursgewinnen kräftig ins Minus. Bis Börsenschluss verloren die Papiere 4,1 Prozent. Vivacon hatten am Donnerstag ein Plus von 35 Prozent verbucht, nachdem die Bemühungen des Immobilienunternehmens um den Verkauf eines Teils eines Geschäftsbereichs vorangekommen waren. Der zweite Absteiger, die angeschlagene Modekette Escada, legte hingegen 2,1 Prozent zu. Escada und Vivacon steigen nach einem Beschluss des Arbeitskreises Aktienindizes zum 22. Juni ab, da beide Aktien eine zu geringe Marktkapitalisierung haben. Der Aufsteiger Tipp24 klettert um 0,6 Prozent. OVB gewannen 4,4 Prozent.
Quelle: ntv.de, nne/dpa-afx/rts