Sauberer Wochenschluss Dax rettet kleines Plus
03.04.2009, 18:00 UhrDer deutsche Aktienmarkt hat sich am Freitag nach einer Berg- und Talfahrt im späten Handel größtenteils mit Aufschlägen ins Wochenende verabschiedet. Nach einer unerwartet eingetrübten Stimmung unter den US-Einkaufsmanagern im Dienstleistungssektor fiel der Dax kurzzeitig im Schlepptau des Dow Jones ins Minus, konnte den Verlust jedoch bis Handelsschluss wieder wettmachen.
Der Dax beendete den elektronischen Handel mit einem Plus von 0,1 Prozent auf 4384,99 Zähler. Auf Wochensicht ergab sich damit ein Gewinn von 4,3 Prozent. Der MDax der mittelgroßen Werte stieg am Freitag um 1,5 Prozent auf 4871,98 Punkte. Der Technologiewerte-Index TecDax schaffte es indes nicht in die Gewinnzone und verzeichnete Verluste von 1,8 Prozent auf 501,18 Zähler.
Für den deutschen Aktienmarkt geht damit die vierte Woche in Folge mit einem Plus zu Ende. Dies ist die längste Serie seit Herbst 2007. "Bis zum Beginn der Quartalsberichtssaison könnte der Dax jetzt Kurs auf die Höchststände vom Jahresanfang nehmen", fasst ein Börsianer zusammen. Anfang Januar hatte der Leitindex bei 5111 Punkten notiert. "Bis dahin ist es aber ein weiter Weg", fügte der Börsianer hinzu. Da das erste Quartal bei fast allen Unternehmen schlecht gelaufen sein dürfte, sei das Risiko für einen Rückschlag nicht gebannt, warnte ein anderer Händler.
Zu den größten Gewinnern im Dax zählten die Autowerte, allen voran Daimler mit einem Plus von 5,9 Prozent auf 23,60 Euro. Händler begründen dies mit einer Studie der CS Group, die den gesamten europäischen Autosektor auf "Overweight" von "Market weight" hoch gestuft hatte. Dies stützte auch die Aktien von BMW, die 3,8 Prozent auf 27,12 Euro zulegten. Die Analysten zählten beide Titel zu ihren Favoriten und begründeten dies mit dem hohen Aufholpotenzial. Einzig VW schert einmal mehr aus dem Reigen aus und verbucht ein Minus von 2,7 Prozent auf 236,40 Euro.
Merck und MAN läuteten die Saison der Hauptversammlungen ein, in der die Anleger wegen des aktuellen Konjunkturabschwungs laut Experten mit niedrigeren Ausschüttungen zufrieden sein müssen. MAN-Aktien schafften es ins Plus und gewannen 3,31 Prozent auf 39,61 Euro. Ein Händler sagte: "Die Aussagen von der Hauptversammlung enthalten nichts Neues - entsprechend erholt sich die Aktie mit dem Markt." MAN-Chef Hakan Samuelsson erwartet für den arg gebeutelten Lastwagenmarkt nach wie vor keine schnelle Besserung. Dagegen büßten Papiere von Merck 2,87 Prozent auf 66,65 Euro ein. Händler bemängelten die anhaltend skeptische Einschätzung der Marktlage durch den Pharma- und Chemiekonzern. Ein Händler sagte: "Der Nebel hat sich noch nicht gelichtet und Merck sieht sich weiter nicht in der Lage, einen Ausblick auf 2009 zu geben - das belastet." 2009 werde ein schweres Jahr. Unterdessen sehe sich Merck nicht unter Druck, Zukäufe zu tätigen.
BASF-Titel verteuerten sich um 4,55 Prozent auf 25,96 Euro. Am heutigen Tag sei die "Happy Hour" der Branchenführer als Krisengewinner, zu denen BASF im Chemiesektor gehöre, begründete ein Börsianer die Kursentwicklung. Ein Händler verwies zudem auf einen charttechnischen Ausbruch des STOXX Chemie-Branchenindex über die 90-Tage-Linie. Die von den Wettbewerbsbehörden in den USA und China genehmigte Übernahme von Ciba hatte indes keinen erkennbaren Einfluss auf die Aktie.
ProSiebenSat.1 Media will insgesamt bis zu 4,9 Mio. auf den Inhaber lautende stimmrechtslose Vorzugsaktien über die Börse zurückkaufen, worauf die Aktie im MDax um 32,06 Prozent auf 1,73 Euro hochschoss. "Das stützt die Aktie", kommentierte ein Händler die Nachricht.
Continental-Papiere knüpften an die Vortagesgewinne an und sprangen nach Spekulationen um einen Teilverkauf und Nachrichten, den Einkauf mit Großaktionär Schaeffler zusammenzulegen, um 13,03 Prozent auf 16,05 Euro hoch. Das Börsenblatt "Platow Brief" berichtete von einem Interesse Pirellis an der Lkw-Reifensparte des von Schaeffler übernommenen Autozulieferers. Die Italiener haben den Bericht laut Händlern dementiert.
Bei Praktiker-Aktien sorgte laut Händlern eine aufgehellte Einschätzung der Lage in Osteuropa für Kursgewinne von 7,42 Prozent auf 4,78 Euro. Für Symrise-Titel ging es nach Zahlen eines Konkurrenten um 6,42 Prozent auf 9,95 Euro hoch. Der Schweizer Aromen- und Riechstoff-Hersteller Givaudan hatte im ersten Geschäftsquartal zwar einen deutlicher als erwarteten Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Für den weiteren Geschäftsverlauf geben sich die Schweizer indes vorsichtig optimistisch und sind weiter zuversichtlich, dass der Konzern 2009 stärker als der Gesamtmarkt wachsen wird. Bei den Technologiewerten büßten Q-Cells nach negativen Aussagen eines Konkurrenten um 5,87 Prozent auf 15,39 Euro ein.
Quelle: ntv.de