Mit letzter Kraft geschafft Dax rettet sich ins Ziel
12.04.2010, 17:45 UhrVon Langeweile kann am deutschen Aktienmarkt zum Wochenauftakt keine Rede sein. Der Dax sprintet zu Beginn los, markiert ein Tageshoch von 6285 Punkten, nur um dann am Nachmittag ins Minus zu drehen. Doch die US-Börsen reißen's wieder raus.
Anfangs beflügelt von neuem Optimismus durch einen Notfallplan für Griechenland geht dem deutschen Aktienmarkt zu Handelsschluss die Puste aus. Mit Ach und Krach schafft der deutsche Leitindex Dax 6251 Zähler - unverändert zum Wochenschluss. Und das, trotz eines positiven Wochenauftakts an der Wall Street: Der Dow Jones nimmt bereits zu Beginn die 11.000-Punkte-Marke und auch der Nasdaq Composite legt zu.
Der MDax schließt mit 0,3 Prozent im Minus. Lediglich der TecDax gewinnt hinzu: 0,4 Prozent auf 840 Punkte.
"Jetzt kommt es darauf an, ob das Hilfsprogramm den Markt so beeindruckt, dass die Griechen um eine tatsächliche Inanspruchnahme herumkommen", erklärt sich UniCredit-Kreditanalyst Philip Gisdakis die schnell verflogene Euphorie. Das "Bauchgefühl" sage ihm aber, dass die Investoren das Land an der Kandare des IWF sehen wollten. "Um die Situation zumindest kurzfristig zu stabilisieren, ist das Rettungspaket aber dennoch die richtige Antwort gewesen."
Hilfen für Griechenland
Die Länder des Euroraums haben sich am Wochenende auf ein Rettungspaket mit einem Volumen von 30 Mrd. Euro verständigt. Griechenland kann diese Mittel nach Bedarf abrufen. Der Zinssatz beträgt 5 Prozent und liegt damit deutlich unter dem, was die Hellenen derzeit für ihre Refinanzierung an den Kapitalmärkten zahlen müssen. Damit haben sich die Chancen Griechenlands merklich verbessert, den Staatshaushalt in den kommenden Jahren zu sanieren.
Neue Impulse von der Konjunkturseite sind zu Wochenbeginn nicht zu erwarten, die Agenda ist lediglich mit makroökonomischen Kennziffern aus der zweiten Reihe bestückt. Auch an der Unternehmensfront dürfte es noch eher ruhig bleiben, nach Börsenschluss an Wall Street wird allerdings der Aluminium-Konzern Alcoa seine Zahlen für das erste Quartal vorlegen und traditionell die US-Berichtssaison eröffnen.
Banken profitieren
Die nach wie vor größten Profiteure des Hilfsprogramms für Griechenland sind am Mittag die Banken. Commerzbank steigen um 0,5 Prozent, Deutsche Bank um 0,3 Prozent. Die heimischen Kreditinstitute haben vergleichsweise stark in Staatsanleihen des Landes investiert, ein Ausfall der Hellenen hätte den bereits von der Immobilien- und Kreditkrise gebeutelten Unternehmen zusätzliche Abschreibungen auf neue Not leidende Kredite beschert. Auch die Nachricht, dass die schweizerische Großbank UBS im ersten Quartal einen Gewinn von 2,5 Mrd. Schweizer Franken eingefahren hat, begünstigt die Titel.
BMW profitieren von einer Alaysteneinstufung. Die Citigroup hebt das Kursziel für die Papiere des Autobauers von 40 auf 48 Euro an. Die Aktien legen darauhin rund 0,7 Prozent zu.
Infineon und Merck schwach
In der ersten Reihe geht es für Infineon um 3,4 Prozent nach unten. Bank of America-Merrill Lynch hat die Titel auf "Underperform" von "Neutral" herabgestuft. Vor allem in der ersten Jahreshälfte biete die Aktie zwar noch Potenzial. Im zweiten Halbjahr müsse jedoch mit einer Korrektur gerechnet werden.
Merck KGaA geben um 1,2 Prozent nach. Die Aktie wird allerdings mit einem Dividendenabschlag von einem Euro gehandelt. BASF verbilligen sich um 0,9 Prozent. "Aus strategischer Sicht sinnvoll, der zuletzt kolportierte Preis erscheint mit aber zu hoch", sagt Bankhaus-Metzler-Analyst Lars Hettche mit Blick auf Berichte über das neuerliche Interesse des Unternehmens an Cognis.
Conti im MDax positiv
Im MDax verteuern sich Continental um 0,3 Prozent und entwickeln sich damit besser als der Index. Hier dürften die jüngsten Aussagen von Delticom stützen. Der Online-Reifenhändler ist im ersten Quartal stark gewachsen, der Umsatz stieg laut dem Finanzvorstand binnen Jahresfrist um mehr als 20%.
Software AG treibt TecDax
Im TecDax sind Software AG der Top-Gewinner. Die Titel des Softwarehauses klettern um 4,5 Prozent, nachdem die Analysten der LBBW die Einstufung von Hold auf Bay heraufgesetzt hat.
Koenig & Bauer überragend
Bei relativ hohem Umsatz legen Koenig & Bauer über 5 Prozent auf 14,72 Euro zu. Damit notieren die Aktien so hoch wie seit September 2008 nicht mehr. "Die Aktien sind seit der Bilanzvorlage Ende März gesucht und haben einige technische Hürden genommen", sagt ein Händler. Analysten hatten die Aktien des Druckmaschinenbauers danach zum Kauf empfohlen. Nach einem Krisenjahr hatte Koenig & Bauer für 2010 Gewinn- und Umsatzsteigerungen in Aussicht gestellt.
Quelle: ntv.de, bad/rts/DJ/dpa