Sallie Mae stützt Dax riskiert ein Auge
28.01.2008, 17:36 UhrDie deutschen Standardwerte haben sich am Montagnachmittag zügig gen Plus vorgearbeitet. Positiv wirkte sich die Entwicklung bei Sallie Mae aus. Der größte Verleiher von Studentenkrediten in den USA hat Händlern zufolge seine Finanzierungslinie gesichert. Unterstützung kam von den stabilen Versicherungsaktien, die im Windschatten von Fortis stark nach oben liefen.
Der Dax schloss nahezu unverändert 0,03 Prozent höher bei 6.818 Punkten. Negativ wurden vom Markt die Black & Decker-Zahlen aufgenommen. Zweifel, ob die US-Notenbank die Zinsen am Mittwoch weiter senkt oder dass die Zinssenkung möglicherweise niedriger ausfallen könnte als bislang im Konsens mit 50 Punkten erwartet, lasteten zusätzlich auf der Stimmung.
Die Angst vor einem Abgleiten der US-Wirtschaft in eine Rezession hatte die Anleger auch zu Wochenbeginn fest im Griff. "Die Rezessionsangst ist zurückgekehrt", sagte ein Börsianer. "Die Probleme rund um Subprime sind alles andere als ausgestanden. Jetzt hängt alles davon ab, wie die Fed reagiert."
Die gelassene Marktreaktion auf die desaströsen US-Neubauverkäufe wertteen Händler positiv. "Man reagiert auf schlechte Nachrichten nicht mehr so wild wie letzte Woche", sagte ein Händler. Ein anderer sagt: "Die Fed kannte diese Zahlen bereits". Die Daten seien mit der Notsenkung der Fed bereits eingepreist worden. Die US-Verkäufe wurden im November massiv herabrevidiert auf -12,6 Prozent nach vorläufigen -9,0 Prozent und fielen im Dezember erneut um -4,7 Prozent. Damit haben die US-Hausverkäufe ein Zwölf-Jahres-Tief erreicht.
Münchener Rück schlossen 1,4 Prozent höher. Der belgisch-niederländische Finanzdienstleister Fortis hatte am Sonntag Befürchtungen über die Subprime-Auswirkungen gedämpft. Außerdem macht sich der Rückversicherer laut Konzernchef Nikolaus von Bomhard über das Thema zweitklassige Kredite (Subprime) und deren Risiken keine Sorgen. "Alles, was im engeren Sinne mit Subprime zu tun hat, ist für uns im Wesentlichen erledigt", sagte von Bomhard der "Süddeutschen Zeitung". Belastungen durch Kreditausfall-Versicherungen wie beim Konkurrenten Swiss Re gebe es nicht, da der Münchener Rückversicherer in diesem Bereich nicht aktiv sei.
In den grünen Bereich arbeiteten sich auch Allianz mit Plus 1,8 Prozent vor. "Es gibt Gerüchte, dass die Allianz den Verkauf der Dresdner Bank vorbereitet - entweder ganz oder in Teilen", sagte ein Händler. Auf die Frage, ob er diese Spekulation als realistisch betrachte, antwortete ein anderer Börsianer: "Alles ist möglich." Ein Allianz-Sprecher sagte, die Dresdner Bank sei ein integraler Bestandteil des Geschäftsmodells der Allianz.
Siemens schafften mit minus 0,8 Prozent nicht mehr den Sprung in den positiven Bereich. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete unter Berufung auf nicht genannte Manager, dass der Technologiekonzern bis zu fünf Jahre von der US-Regulierungsbehörde SEC überwacht werden könnte, falls Siemens eine Vereinbarung mit der SEC bezüglich des Schmiergeldskandals erreiche. Wie am Wochenende bekannt wurde, ist zudem nach dem deutschen Mutterkonzern nun auch Siemens Österreich ins Visier der Staatsanwälte geraten. Interne Konzernprüfer stießen auf "undefinierte Zahlungen" in Millionenhöhe.
Unter Verkaufsdruck standen auch MAN. Die Papiere des Maschinenbauers und Nutzfahrzeug-Herstellers rutschten 1,1 Prozent ab. Börsianer erklärten dies mit einer Kursziel-Senkung durch die US-Investmentbank JPMorgan. Die Analysten hätten diesen Schritt mit dem rückläufigen Wert der MAN-Beteiligung am schwedischen Konkurrenten Scania begründet.
Ebenfalls im Minus ThyssenKrupp, deren Titel 1,9 Prozent Euro nachgaben. "Enttäuschende Zahlen von Nippon Steel sind der Grund für den Einbruch bei Thyssen und Salzgitter", sagte ein Analyst vom Brokerhaus Steubing. Der weltweit zweitgrößte Stahl-Hersteller hatte wegen gestiegenen Rohstoff-Kosten in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres einen Gewinnrückgang verbucht.
Die im Nebenwerte-Index MDax gelisteten Salzgitter-Papiere verloren 2,6 Prozent.
Wincor Nixdorf gaben 3,1 Prozent nach. Offenbar wurden hier Gewinne mitgenommen. Denn der Geldautomaten-Hersteller hatte für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2007/2008 einen kräftigen Gewinnanstieg bekanntgegeben.
EADS verloren 1,6 Prozent. Einem Bericht von "Le Figaro" zufolge "muss" das Luft- und Raumfahrtunternehmen in diesem Jahr mindestens eine Akquisition in den USA tätigen. Das Blatt zitiert Marwan Lahoud, den Head of Strategy and Marketing bei EADS. Ihm zufolge müsste das Luft- und Raumfahrtunternehmen in den USA sowohl organisch als auch durch Käufe in Höhe von etwa einer Milliarden US-Dollar wachsen. Ein Börsianer bewertete die Nachricht positiv.
Kontron standen mit einem Aktienrückkauf im Fokus. Der Minicomputer-Hersteller will innerhalb der kommenden sechs Monate bis zu 1.500.000 eigene Aktien zurück kaufen, teilte das im TecDaxnotierte Unternehmen am Freitagabend mit. Dies entspreche bis zu drei Prozent des Grundkapitals. Der Rückkauf solle über die Börse erfolgen. Der erwartete positive Kurseffekt blieb aus. Die Titel drehten 0,4 Prozent ins Plus.
Quelle: ntv.de