Marktberichte

Ölpreis rauf Dax runter

Der plötzliche Anstieg des Ölpreises auf ein Allzeithoch hat die deutschen Standardwerte am Montag noch einmal kräftig zurückfallen lassen. Zusammen mit den schwachen US-Konjunkturdaten habe das ausgereicht, "um den Dax in dem dünnen, unberechenbaren Markt unter Druck zu bringen", kommentierte ein Händler die Abschläge.

Der Dax ging nach dem bitteren Cocktail auf Sinkflug und verlor bis Handelsschluss 0,5 Prozent auf 6.729 Punkte. Der MDax erholte sich wieder von dem Dämpfer und schloss 0,6 Prozent höher bei 9.537 Punkten. TecDax und SDax schlossen mit 1,2 Prozent bzw. 0,6 Prozent ebenfalls im Plus.

Der Empire State Index aus den USA war schlechter ausgefallen als erwartet, wobei die Auftrags- und die Preiskomponente vor allem als Belastungsfaktoren ins Auge fielen. Die Lehman-Zahlen wurden am Markt dagegen als mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen liegend bezeichnet.

Am Morgen war der Markt von Fusionsfantasien im Bankensektor sowie dem festeren Dollar und dem etwas niedrigeren Ölpreis unterstützt worden. Ein Barrel US-Öl kostete am Morgen 134 Dollar und notierte damit deutlich unter der vor kurzem erreichten Rekordmarke von 139,12 Dollar. hintergrund war die Meldung vom Wochenende, dass Saudi-Arabien seine Ölproduktion erhöhen will.

Einen fulminanten Start-Ziel-Sieg legten die Titel der Deutschen Börse hin. Die Papiere gingen mit plus 5,1 Prozent auf Erholungskurs. Berichte am Wochenende, dass Atticus zu seiner Beteiligung steht und das Management des Börsenbetreibers stützt, hätten eine Kurserholung ausgelöst, sagte ein Börsianer. Der Aktienkurs hat sich seit der Jahreswende bis zum Tief der vergangenen Woche bei knapp 78 Euro halbiert. Der Kurseinbruch ruft immer wieder die Hauptanteilseigner auf den Plan. Die Hedgefonds machen Druck, damit sich das Management des Aktienkurses annimmt.

Im Fokus standen auch am Montag wieder die Finanzwerte. Nach einem gelungenen Start in die neue Börsenwoche drehten die Titel - mit Ausnahme der Commerzbank - in den roten Bereich. Deutsche Bank reagierten negativ auf die Zahlen der US-Investmentbank Lehman Brothers und verloren 1,0 Prozent.

Der oberste Deutsch-Banker Josef Ackermann hatte sich noch am Wochenende als Stimmungskanone versucht: Die Finanzbranche sei am Beginn des Endes der Krise, schrieb der Deutsche-Bank-Chef in der "Börsen-Zeitung". Es sei Licht am Ende des Tunnels zu erkennen. Bankentitel hatten davon zunächst profitiert.

Auch die anhaltenden Spekulationen über eine Konsolidierung im deutschen Bankensektor hatten Rückenwind gegeben. Neben einem Zusammenschluss von Dresdner Bank und Commerzbank wird auch eine Dreierkonstellation mit der Postbank für möglich gehalten. Laut "Sunday Times" erwägt die britische Lloyds TSB unterdessen ein Gebot für die Postbank. Für die Commerzbank wäre Händlern zufolge ein Zusammenschluss nur mit der Allianz-Tochter Dresdner Bank besser, da damit größere Synergieeffekte zu erzielen wären.

Als größter Gewinner gilt bei allen Varianten die Allianz, da sie ihr Problemkind Dresdner los wird. Aber auch das konnte die Finanztitel in dem negativen Umfeld nicht über Wasser halten. Postbank verloren 0,5 Prozent. Die Titel der Allianz, Konzernmutter der Dresdner, büßten 0,7 Prozent ein. Lediglich die Papiere der Commerzbank hielten sich knapp mit 0,1 Prozent im Plus.

ThyssenKrupp profitierten von einem Pressebericht und legten 2,1 Prozent zu. Ein Börsianer verwies auf einen Vorabbericht des Monatsmagazins "Euro" als Triebfeder. Danach sieht Vorstandschef Ekkehard Schulz "keine Bremssignale in Auftragsbüchern und erwartet eine Fortsetzung des Stahlbooms. Zudem seien die für 2012 gesteckten Ziele eventuell früher erreichbar.

Lufthansa verloren unterdessen 1,1 Prozent. Neben dem Anstieg des Ölpreises und einer negativen Branchenstudie drücke ein Pressebericht zu einer drohenden Streikwelle auf den Kurs, hieß es am Markt. Die Analysten von Goldman Sachs hatten mit Blick auf hausinterne Prognosen für die Entwicklung des Ölpreises den Flugliniensektor unter die Lupe genommen. Im Rahmen der Überarbeitung der Sektoreinstufung senkten die Analysten das Lufthanssa-Kursziel um 1,50 Euro auf 14,50 Euro und bestätigten die Einstufung "Neutral".

Im MDax zogen ProSiebenSat.1 um 4,5 Prozent an. "ProSieben braucht Geld", so ein Marktteilnehmer. Der Medienkonzern verkauft das Pay-TV-Unternehmen C More Group, dessen Unternehmenswert laut ProSiebenSat.1 etwa 320 Mio. Euro beträgt.

EADS drehten mit 1,0 Prozent ins Minus. Erzrivale Boeing sorgt wieder mal für unliebsame Konkurrenz. Der US-Flugzeugbauer erwägt ein Angebot für den Bau der Galileo-Navigationssatelliten. "Boeing ist in laufenden Gesprächen in Hinblick auf eine mögliche Beteiligung am Galileo-Projekt involviert", sagte eine Sprecherin. Bisher ist neben dem Technologiekonzern OHB der Anbieter EADS-Astrium im Rennen um die Ausschreibung.

Quelle: ntv.de

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