Trotz starker Quartalszahlen Dax rutscht ab
29.07.2010, 17:50 UhrDen deutschen Aktienmarkt verlassen am Donnerstag im späten Handel vollends die Kräfte. Schrumpfende Kursgewinne an den US-Börsen lassen bei Anlegern in Deutschland die Alarmglocken schrillen. Trotz einer wahren Flut guter heimischer Quartalszahlen kippt der Markt deutlich ins Minus.
Der Dax beendete den elektronischen Handel mit einem Kursminus von 0,7 Prozent auf 6134,7 Punkte. Der MDax gab 1,1 Prozent ab auf 8405,41 Zähler. Der TecDax schlosss 1 Prozent im Minus bei 771,61 Punkten.
Mehrere Händler hatten für den plötzlichen Kursrutsch vom späten Nachmittag keine rechte Erklärung. "Dass irgendwann mal die Luft raus ist, kommt aber nicht so überraschend", sagte einer von ihnen.
Zuvor hatten bereits durch die Bank starke Quartalszahlen aus Deutschland nur zu moderaten Kursgewinnen geführt. So lange der Dax nicht unter die im Bereich von 6120 bis 6130 Punkten gelegene Unterstützung fällt, sieht Staud Research jedoch die Chance auf einen weiteren Anstieg gewahrt.
Merck glänzt
Als unangefochtener Tagesgewinner gingen die Aktien von Merck aus dem Handel, die nach einem außergewöhnlich starken Quartal 4,6 Prozent zulegten. Die deutliche Anhebung der Jahresziele sei beeindruckend, da das Unternehmen üblicherweise zurückhaltende Prognosen abgebe, schreibt DZ-Bank-Analyst Elmar Kraus in einem Kurzkommentar. Bei Merck zeichne sich ein Rekordjahr ab.
Kräftige Pluszeichen verbuchten nach Quartalszahlen auch die Vorzugsaktien von Volkswagen, die 3,1 Prozent stiegen. "Die Ergebnissprünge sind wirklich erstaunlich", kommentiert Analyst Frank Schwope von der NordLB. Vor allem die Marken VW und Audi hätten viel zu dem Erfolg beigetragen.
Nach zeitweiligen Kursgewinnen drehten dagegen die Papiere von BASF ins Minus und schlossen mit einem Kursabschlag von 2,1 Prozent. Der Chemiekonzern hatte im zweiten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. Die Papiere von Siemens konnten von Anfang an nicht von einer positiv ausgefallenen Quartalsbilanz profitieren. Die Papiere schlossen mit einem Minus von 2,3 Prozent.
Für Bayer ging es hingegen trotz eines auf Jahressicht rückläufigen Konzerngewinns an der Börse lediglich um 0,1 Prozent nach oben.Der Konzern war mit seinem Konzerngewinn und dem bereinigten Ergebnis (Ebitda) hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
MAN-Ausblick reicht nicht
Auf der Verkaufsliste weit oben landeten MAN, die trotz starker Quartalszahlen 3,9 Prozent nachgaben. "Auf den ersten Blick positiv, auf den zweiten Blick noch besser", so das positive Fazit eines Analysten. Das operative Ergebnis habe deutlich über seinen Erwartungen gelegen. Einen Schwachpunkt sieht er jedoch im Ausblick auf das Gesamtjahr, das er für zu zurückhaltend hält. MAN rechnet 2010 mit einem deutlichen Anstieg des Auftragseingangs, einem Umsatzwachstum von mehr als 10 Prozent und einer Rendite auf dem Niveau des ersten Halbjahres von 6 Prozent.
Stärkster Verlierer war die Lufthansa mit einem Abschlag von 4,5 Prozent. "Durch die Bank positiv" sieht Analyst Per-Ola Hellgren von der Landesbank Baden-Württemberg die vorgelegten Zahlen. "Das Ergebnis ist hervorragend, Lufthansa hat anscheinend sowohl im Passagier- als auch im Cargogeschäft zulegen können". Auch die Bekräftigung der Gesamtjahresprognose hebt der Analyst positiv hervor. Detaillierte Angaben zum operativen Ergebnis für 2010 macht die Lufthansa jedoch nicht.
Solarworld dreht
Eine kräftige Kehrwende machten im TecDax die Papiere von Solarunternehmen. Für Solarworld ging es nach zwischenzeitlichen Kursgewinnen am Ende des Tages 6,4 Prozent abwärts, so stark wie mit keiner anderen Aktie des Tech-Index. Eigentlich hatte Solarworld mit seinen Zahlen über den Markterwartungen gelegen. Andere Solartitel verbuchten hingegen Kurszuwächse, allen voran Manz. Der Solarindustrie-Zulieferer legte an der Gewinnerspitze um 7,9 Prozent zu. Für Q-Cells ging es 1,9 Prozent aufwärts, Conergy stiegen 1,1 Prozent.
Zu den Verlierern im TecDax zählten trotz eines 33-prozentigen Ergebnisanstiegs im zweiten Quartal Software AG. Sie gaben um 3,1 Prozent nach. "Die Zahlen lagen zwar mehrheitlich leicht über den Erwartungen, die Lizenzumsätze blieben aber darunter", sagte ein Börsianer.
Verstimmt wurden die Anleger auch von Puma: Der Konzern zog seine Jahresprognose zurück, die Aktien rutschten im MDax daraufhin um 6 Prozent Minus ab und trugen die rote Laterne.
Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts