Marktberichte

...und täglich grüßt die Schuldenkrise Dax rutscht ab

Der deutsche Aktienmarkt steht zur Wochenmitte ganz unter dem negativen Einfluss einer drohenden US-Staatspleite. Nur eine Handvoll Unternehmen bringen den Handelstag ohne Kursverluste hinter sich. Neben dem dominierenden Schuldenstreit drücken auch manche durchwachsenen Quartalszahlen oder Kursturbulenzen in Italien auf die Stimmung.

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(Foto: REUTERS)

Aus Angst vor den Folgen einer drohenden US-Staatspleite haben Anleger am Mittwoch kaum ein gutes Haar am deutschen Aktienmarkt gelassen. Schwache US-Börsen verstärkten am Nachmittag den ohnehin negativen Trend und zogen die Indizes auf breiter Front ins Minus.

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Der Dax baute seine frühen Verluste am Nachmittag nochmals aus und schloss 1,3 Prozent tiefer bei 7252,68 Punkten. Für den MDax ging es um 1,3 Prozent auf 10 642,64 Punkte abwärts. Der TecDax fiel um 0,8 Prozent auf 840,97 Punkte.

Marktanalyst Frank Geilfuss vom Bankhaus Löbbecke verwies auf den nach wie vor nicht geklärten Streit um die Schuldengrenze in den USA, der den Markt vom Auftakt weg belastet habe. Eine Einigung zwischen Demokraten und Republikanern über eine Anhebung ist noch immer nicht in Sicht. Zusätzlicher Druck habe sich dann am Nachmittag durch schwache US-Konjunkturdaten aufgebaut, die den eigentlich positiven Eindruck der Berichtssaison noch mehr in den Hintergrund gerückt hätten. Die Aufträge für langlebige Güter waren im Juni überraschend um 2,1 Prozent gesunken, obwohl der Markt mit einem leichten Anstieg gerechnet hatte.

Enttäuschende Prognosen

"Aber auch die bislang in Europa wie auch in Deutschland eher durchwachsen ausgefallenen Bilanzen sorgen für Ernüchterung. Die Erwartungen waren groß, doch die Ergebnisqualität nimmt ab", kommentierte ein Börsianer die laufende Berichtssaison. So sorgte der Pharma- und Chemiekonzern Merck mit einem Sturz in die roten Zahlen im abgelaufenen Quartal für Verkäufe. Die Aktien brachen um 4,8 Prozent auf 73,76 Euro ein. "Merck hat klar die Prognosen verfehlt", sagte ein Händler.

Auch Daimler konnte mit seinen Geschäftszahlen nicht alle Anleger überzeugen. Die Aktie gab 1,5 Prozent auf 51,03 Euro ab. Einige Börsianer kritisierten, dass der Umsatz unter den Erwartungen lag. Andere waren voll des Lobes: "Daimler hat ein gutes Ergebnis für das zweite Quartal vorgelegt", sagte LBBW-Analyst Frank Biller. DZ-Bank-Analyst Michael Punzet verwies auf die höheren Ergebniszahlen. "Die Aussagen zum Gesamtjahr 2011 klingen nun optimistischer als zuvor", fügte Punzet hinzu. Bei den übrigen Automobiltiteln nahmen Anleger Gewinne mit. Die Papiere von BMW verloren 2,1 Prozent, für VW ging es um 1,9 Prozent abwärts.

Dass es auch anders geht, bewies der Softwareriese SAP. Schon am Vorabend hatte der Konzern kurz vor Börsenschluss seine Zahlen zum abgelaufenen Quartal sowie eine Erhöhung der Gewinnprognose bekanntgegeben. Aktien von SAP schlossen daraufhin bereits als stärkster Gewinner, am Mittwoch konnten die Papiere diesen Erfolg wiederholen. Die Aktien gingen mit einem Aufschlag von 1,2 Prozent als bester Dax-Wert des Tages aus dem Rennen.

Unter Druck standen hingegen auch Banken- und Versicherungsaktien. Italienische Staatsanleihen hatten ihren Renditeaufschlag gegenüber ihre deutschen Pendants wieder deutlich ausgeweitet. Händler führen dies auf kritische Kommentare von Bundesfinanzminister Schäuble zurück. Schäuble fordert starke Sanktionen gegen EU-Krisenländer, wenn sie Finanzhilfen der Union in Anspruch nähmen. An der Börse Mailand mussten die Aktien der größten italienischen Bank Unicredit zeitweise wegen starker Kursverluste vom Handel ausgesetzt werden. Auf dem deutschen Parkett gaben die Papiere der Commerzbank 4,1 Prozent nach, für die Deutsche Bank ging es um 1,6 Prozent nach unten. Unter den Versicherern schloss die Münchener Rück 1,8 Prozent leichter, die Allianz verbuchte ein Tagesminus von 1,4 Prozent.

Hier spricht der Preis

Die mit großem Abstand stärksten Verlierer im MDax waren die Anteilsscheine von Praktiker, die um 16,8 Prozent auf 2,40 Euro einbrachen und damit so billig waren wie nie zuvor. Auf Jahressicht stürzten Praktiker um rund 70 Prozent ab und verloren somit deutlicher als jeder andere MDax-Wert. Der Baumarktkette laufen die Kunden weiter davon, so dass der Vorstand seine für 2013 anvisierten Margenziele infrage stellte.

Der Hersteller von Getränke-Abfüllanlagen Krones hat im zweiten Quartal mehr umgesetzt und mehr Aufträge erhalten als erwartet. Enttäuscht habe allerdings die EBIT-Marge von 5,3 Prozent, meinte ein Analyst. Zudem sei die weitere Umsatz- und Gewinndynamik der deutschen Maschinenbauunternehmen ungewiss. Die Aktie fiel um 8,1 Prozent auf 52,56 Euro.

Der Eisenbahntechnikhersteller Vossloh hat im ersten Halbjahr wie erwartet Umsatz- und Gewinneinbußen hinnehmen müssen. Die Spekulation über weitere Anteilsaufstockungen durch den Knorr-Bremse-Eigner Heinz Hermann Thiele stütze jedoch die Aktie, die um 0,6 Prozent auf 89,60 Euro stieg.

Der Stuttgarter Pharmagroßhändler Celesio musste wegen des schwachen Marktumfeldes erneut Wertberichtigungen vornehmen. Die erst kürzlich gesenkte Prognose, nach der Celesio im laufenden Jahr ein EBITDA von rund 600 Mio. Euro erwartet, wurde bekräftigt. Zudem betonte der Konzern, an seiner Dividendenpolitik festhalten zu wollen. Celesio gaben 1,7 Prozent auf 13,86 Euro ab.

Im TecDax fiel Kontron mit deutlichen Gewinnen auf. Der Umsatz sei stärker als erwartet ausgefallen, und die Entwicklung der EBIT-Marge, die bisher ein Schwachpunkt gewesen sei, zeige eine Verbesserung, meinte ein Analyst. Die Anhebung der Umsatzprognose sei ebenfalls günstig. Kontron gewannen als stärkster TecDax-Wert 6,2 Prozent.

Quelle: ntv.de, nne/DJ/rts

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