Schlechte Vorgaben von allen Seiten Dax rutscht tiefer ins Minus
23.01.2014, 17:40 Uhr
Die Anleger ließen die Flügel hängen.
(Foto: dpa)
Der deutsche Aktienmarkt tut sich am Donnerstag schwer. Ein wichtiger Grund sind die schlechter laufenden Geschäfte der chinesischen Industrie. Auch aus den USA kommt Gegenwind. Der dortige Wirtschaft verliert etwas an Fahrt.
Die rückläufigen Geschäfte der chinesischen Industrie haben den Anlegern an den europäischen Aktienmärkten am Donnerstag Kopfzerbrechen bereitet. Auch aus den USA kamen unbefriedigende Nachrichten. Ermutigende Konjunkturdaten aus der Eurozone verhinderten allerdings größere Kursverluste.
Der Dax verlor 0,9 Prozent auf 9631 Punkte. Der MDax gab um 0,7 Prozent auf 16.744 Zähler nach. Der TecDax verzeichnete ein Minus von 1,1 Prozent und wies 1249 Punkte auf.
Der von der Bank HSBC ermittelte Konjunkturindex der Einkaufsmanager aus der chinesischen Industrie fiel auf 49,6 Punkte von 50,5 Zählern im Vormonat. Damit lag er erstmals seit sechs Monaten unter der Schwelle von 50 Punkten, die Wachstum signalisiert. Die Zahlen malten zwar ein düstereres Bild der Konjunktur, sagte Aktienhändlerin Anita Paluch von der Varengold Bank. Diese Entwicklung sei aber zu erwarten gewesen. Schließlich versuche die chinesische Regierung, die Abhängigkeit der Wirtschaft vom Export zu verringern und die Binnennachfrage zu stärken.
Auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, warnte vor überzogenem Pessimismus. Ein Konjunktureinbruch in der Volksrepublik sei nicht zu erwarten. Die besser laufende Wirtschaft in den USA und der Euro-Zone werde über kurz oder lang auf China abfärben.
In den USA ist im Dezember die Wachstumsdynamik etwas schwächer geworden. Der Chicago Fed National Activity Index fiel auf einen Stand von 0,16. Auch die Daten vom US-Arbeitsmarkt können die Anleger nicht wirklich begeistern.
Dass die Eurozone ihre Krise langsam hinter sich lässt, zeigten die am Donnerstag veröffentlichten Daten: Die Geschäfte von Industrie und Dienstleistern legten im Januar zusammen so stark zu wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Das gab vor allem dem Euro Auftrieb.
Unter den Einzelwerten sorgten vor allem Analystenkommentare für Bewegung. Im Dax verloren Lanxess 1,9 Prozent. Barclays hatte die Titel auf "Underweight" von "Equal Weight" heruntergenommen.
Bei den Aktien der Allianz folgten die Anleger einer Verkaufsempfehlung der DZ Bank - die Titel verloren 2,7 Prozent und bildeten damit das Schlusslicht im Dax. "Angesichts der inzwischen anspruchsvollen Bewertung überwiegen unseres Erachtens kurzfristig die Risiken", schrieb Analyst Thorsten Wenzel in einem Kommentar. Zwar sei mit einem guten Geschäftsjahr 2013 zu rechnen - beim wichtigen Thema Kapitalmanagement und künftiger Dividendenpolitik dürfte die Allianz jedoch weiter vage bleiben. Die Allianz lässt sich am 27. Februar in ihre Bücher für das vergangene Geschäftsjahr schauen.
Lufthansa rutschten 1,4 Prozent. Die Fluglotsengewerkschaft GdF hat ihren Streikplan für den kommenden Mittwoch konkretisiert. Nach dem Aufruf des Bundesvorstands sollen die Lotsen bundesweit die Arbeit für eine Stunde niederlegen. Damit soll der auf fünf Tage angelegte Streik (27. bis 31. Januar) der französischen Kollegen unterstützt werden, die sich gegen EU-Reformpläne zum europäischen Luftraum wenden.
Im MDax gerieten die Papiere der Immobiliengesellschaft LEG unter Druck und gaben ein Prozent nach. Ein von der Investmentbank Goldman Sachs verwalteter Immobilienfonds verkauft 15,2 Millionen Aktien. Das ist ein Anteil von knapp 29 Prozent. Laut Händlern dürften die Aktien mit einem nur geringen Abschlag auf den Schlusskurs vom Vortag verkauft werden, daher halte sich der Druck auf die Aktie in Grenzen.
Celesio legten um 4,4 Prozent zu, denn in den Übernahmekampf um den Pharmahändler kommt Bewegung. Celesio-Großaktionär Haniel könnte laut Börsen-Zeitung das Aktienpaket des US-Hedgefonds Elliott kaufen und es anschließend inklusive des eigenen Anteils an den US-Investor McKesson weiterveräußern. Letzterer hätte in diesem Fall die angestrebte Mehrheit an Celesio. Ein erster Übernahmeversuch war noch am Widerstand von Elliott gescheitert.
Sky Deutschland verteuerten sich nach einem positiven Kommentar um 6,9 Prozent und standen damit an der Spitze des MDax. Händlern zufolge hatten die Analysten von Macquarie ihre Kaufempfehlung bekräftigt und die Gewinnschätzungen angehoben. Die für den 6. Februar erwarteten Geschäftszahlen dürften den Kurs weiter stützen. Daher sollten Anleger die jüngsten Kursverluste zum Einstieg nutzen, zitierten die Händler aus der Studie. Die Sky-Aktien haben seit Monatsbeginn 13,6 Prozent an Wert eingebüßt.
Begehrt waren auch die Aktien des Reisekonzerns Tui. Die Annäherung der Reederei-Beteiligung Hapag-Lloyd an die chilenische Compania Sud Amerciana de Vapores (CSAV) schob die Titel um 1,8 Prozent an. Ein Zusammenschluss von Hapag-Lloyd mit CSAV könnte TUI die Möglichkeit geben, für seinen Anteil einen guten Preis zu bekommen, erklärte Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher.
Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ