Marktberichte

IBM, Kirch und Öl Dax rutscht weg

Der Dax hatte es zum Wochenbeginn nun wirklich nicht leicht - die schlechten Nachrichten kamen Schlag auf Schlag: Am Morgen reichte die Kirch-Gruppe einen Insolvenz-Antrag für ihr Kerngeschäft ein, der Irak trieb zudem den Ölpreis in die Höhe und dann war da noch der Computerriese "Big Blue" IBM, der mit einer Gewinnwarnung schockte. Der Dax reagierte mit deutlichen Abschlägen mit zeitweise rund 3 Prozent - konnte sich im späten Handel allerdings noch etwas berappeln und schloss bei 5.180 Punkten - ein Minus von 1,5 Prozent.

Am Nachmittag hatte sich der Abwärtstrend noch einmal dramatisch beschleunigt: Der Grund kam aus Amerika - IBM erwartet für das laufende Quartal nur noch einen Gewinn je Aktie zwischen 66 und 70 US-Cent und wird damit die Erwartungen von Analysten deutlich verfehlen, die mit einem Gewinn je Aktie von 85 Cent gerechnet hatten. Auch beim Umsatz wird „Big Blue“, wie die Amerikaner das Unternehmen nennen, mit 18,6 Milliarden Dollar unter den Wall-Street-Schätzungen von 19,65 Milliarden Dollar bleiben. Die IBM-Gewinnwarnung mache deutlich, dass die US-Unternehmen trotz zuletzt positiver Konjunkturdaten wohl doch noch nicht über den Berg seien. Die Börsen zitterten nun vor weiteren Gewinnwarnungen, hieß es von Händlern.

Die deutschen High-Tech-Werte litten am deutlichsten unter der IBM-Warnung und bauten ihre Verluste deutlich aus. Siemens fielen 2,1 Prozent auf 69,41 Euro, für Infineon ging es 0,2 Prozent auf 23,60 Euro nach unten, Ecpos verloren 3 Prozent auf 49,31 Euro und SAP gaben 2,5 Prozent auf 156 Euro nach.

Im Blickpunkt der Anleger auf dem Frankfurter Parkett standen nach dem Eingang des Insolvenz-Antrags der Kirch-Gruppe beim Amtsgericht in München erneut die Banken-Werte, die bereits in den vergangenen Tagen von der drohenden Kirch-Insolvenz belastet worden waren. Sowohl die HypoVereinsbank als auch die Commerzbank waren an den Verhandlungen zur Rettung der Kirch-Gruppe beteiligt. Auch eine allgemeine Sorge um weitere Insolvenzen verstärke die Unsicherheit in dem Sektor, hieß es. Die HypoVereinsbank-Aktie fiel 1,8 Prozent auf 39,03 Euro, für die Commerzbank ging es 4 Prozent auf 19,48 Euro nach unten.

"Das ist natürlich eine starke Belastung für die Banken im Moment und niemand weiß, welche Pleite als nächste kommt", sagte Rolf Drees, Analyst für Bankenwerte bei der Union Investment. In den letzten Wochen hatten mit dem Bau-Konzern Holzmann, dem Flugzeugbauer Fairchild Dornier und dem Schreibwarenhersteller Herlitz bereits drei Traditionsunternehmen einen Antrag auf Insolvenz gestellt.

Für Herlitz gab es am Montag noch einen Hoffnungsschimmer. Die Gläubigerbanken des insolventen Berliner Schreibwarenherstellers haben dem Unternehmen einen sogenannten Massekredit zur Verfügung gestellt. Damit sei das operative Geschäft für die nächste Zeit in vollem Umfang gesichert, hieß es. Die Aktie legte knapp 4 Prozent auf 1,32 Euro zu.

Die Aktie der zur Kirch-Gruppe gehörende Sender-Gruppe ProSiebenSat.1 gab 1,9 Prozent auf 11,28 Euro nach. Den im MDax notierten ProSieben-Aktien könnte die Insolvenz der Muttergesellschaft allerdings in den nächsten Tagen sogar zu Kursgewinnen verhelfen, so ein Händler. Übernahmefantasien seien immer gut für den Kurs. Da ProSiebenSat.1 als der wertvollste Teil der Kirch-Gruppe gelte, dürfe es nicht schwer sein, einen Käufer dafür zu finden. "Es wird eine lange Reihe von Bietern geben, wenn ProSieben verkauft wird ", sagte Bernard Tubeileh, Medienanalyst bei Merrill Lynch. "Murdoch, Berlusconi, Vivendi, TF1, Granada, Carlton, deutsche Verlage - es würde allen eine einmalige Chance für einen Einstieg in den deutschen TV-Markt bieten. "

Die Deutsche Post will für das abgelaufene Geschäftsjahr 2001 eine höhere Dividende auszahlen als erwartet. Es werde eine Ausschüttung von 37 Cent je Aktie vorgeschlagen, teilte der Bonner Konzern am Montag mit. Damit würde die Dividende um 37 Prozent steigen, bislang war von einer Ausschüttung von bis zu 35 Cent ausgegangen worden. Im Vorjahr hatte die Dividende noch bei 27 Cent gelegen. Einen zweiten Börsengang der Post in diesem Jahr schloss Post-Chef Zumwinkel aus. Für den Geschäftsverlauf in 2002 gab sich die Deutsche Post weiterhin nur verhalten optimistisch. Die Aktie fiel 2,7 Prozent auf 16,38 Euro.

Im Blickpunkt der Anleger stand auch die Aktie des Stahlkonzerns ThyssenKrupp, nachdem der japanische Stahlproduzent NKK am Morgen eine Allianz mit dem deutschen Konzern und dem japanischen Konkurrenten Kawasaki bekannt gegeben hatte. Die Thyssen-Aktie fiel 0,3 Prozent auf 17,59 Euro.

DaimlerChrysler will nach Angaben von Konzern-Chef Jürgen Schrempp langfrisitg die Mehrheit bei dem japanischen Autobauer Mitsubishi übernehmen. Dies sagte Schrempp in einem Zeitungsinterview. Zur Zeit halten die Stuttgarter rund 37 Prozent der Mitsubishi-Anteile. Während die Aktie von Mitsubishi in Tokio knapp 10 Prozent zulegte, ging es für die DaimlerChrysler-Aktie 1,2 Prozent auf 49,90 Euro nach unten. Für die Kursverluste waren nach Angaben von Händlern auch die Warn-Streiks der IG Metall, die unter anderem zu einer Kundgebung vor dem Daimler-Werk in Sindelfingen aufgerufen hatte, verantwortlich.

Auch der erneute Anstieg des Ölpreises trübte am Montag die Stimmung auf dem Börsenpartett. Der irakische Staatschef Saddam Hussein kündigte in einem Fernsehinterview an, der Irak werde seine Öl-Exporte ab Montag für einen Monat aussetzen. Der Stopp werde bei einem Rückzug Israels aus den Palästinenser-Gebieten aufgehoben, so Hussein weiter. Der Opec-Generalsekretär kündigte für Dienstag Konsultationen mit den Opec-Ministern über den Export-Stopp des Irak an. Die Reaktion der Opec sei noch offen, hieß es weiter. Der Öl-Preis stieg nach der Ankündigung des Irak um rund 5 Prozent. Je weiter der Öl-Preis steige, desto schlechter sei das für die Gesamtwirtschaft, so erin Händler. Die entscheidende Frage sei nun, ob sich weitere islamische Staaten dem Entschluss des Irak anschließen würden - dies sei aber eher unwahrscheinlich, hieß es weiter.

Quelle: ntv.de

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