Gipfelfreude ebbt ab Dax schafft Mini-Plus
28.10.2011, 17:39 UhrVom Schwung des vergangenen Tages ist am deutschen Aktienmarkt nichts mehr zu spüren. Der Dax hält sich dennoch wacker und beendet eine erfolgreiche Woche. Trotz der Beschlüsse von Brüssel gibt es weiter die Schuldenkrise. So trübt eine als enttäuschend gewertete Emission italienischer Staatsanleihen die Stimmung.
Die Freude an den Aktienbörsen über die Beschlüsse des Euro-Gipfels zur Bekämpfung der Schuldenkrise hat am Freitag nachgelassen. Angesichts zahlreicher noch offener Fragen gingen einige Investoren auf Nummer sicher und machten Kasse. Darüber hinaus trübte eine als enttäuschend gewertete Emission italienischer Staatsanleihen die Stimmung.
"Das Fehlen von Details gibt Anlegern nicht gerade ein Gefühl von Sicherheit", sagte ein Händler. Auch die Analysten der Landesbank Berlin äußerten sich zurückhaltend. Im Prinzip würden mit den verkündeten Maßnahmen weiterhin nur die Symptome bekämpft, betonten sie.
Der Dax legte dennoch um 0,1 Prozent zu und schloss bei 6346 Punkten. Der MDax fiel um 0,5 Prozent auf 9340 Zähler. Der TecDax verzeichnete ein Minus von 0,2 Prozent und wies 717 Punkte auf.
Bei der knapp acht Milliarden Euro schweren Emission italienischer Anleihen stiegen die Renditen teilweise auf den höchsten Stand seit Einführung der Gemeinschaftswährung. Gleichzeitig ging die Nachfrage zurück. Als Reaktion darauf kletterten die Renditen der bereits gehandelten zehnjährigen Bonds auf knapp sechs Prozent. "Ich finde es bemerkenswert, wenn nicht sogar besorgniserregend, dass die italienischen Anleihe-Renditen auf dem Niveau von vor dem Gipfel liegen, während sich die Aktienmärkte davon komplett abgekoppelt haben", betonte ein Experte.
Die nachlassende Kauflaune der Investoren machte vor allem den Finanzwerten zu schaffen, die am Vortag teilweise zweistellige prozentuale Kursgewinne verbucht hatten. Deutsche Bank notierten 1,2 Prozent höher; Commerzbank gaben dagegen 4,3 Prozent nach.
Im Rampenlicht stand außerdem die Deutsche Börse. Am Vortag hatten der Börsenbetreiber und sein Fusionspartner Nyse Euronext ein Aktienrückkaufprogramm sowie eine Verschärfung des Sparkurses angekündigt. "Der Aktienrückkauf sendet ein Signal der Stärke und zeigt, dass Nyse und Deutsche Börse bereits effizient Hand in Hand arbeiten", schrieben die Analysten von Silvia Quandt Research in einem Kommentar. Die Aktie der Börse verlor 0,3 Prozent.
Stark gefragt waren auch die Aktien von Linde mit einem Plus von 1,0 Prozent. Der Industriegase-Hersteller hatte mit seinem operativen Gewinn im dritten Quartal etwas über den Erwartungen der Analysten gelegen. Außerdem bestätigte der Konzern seine Gesamtjahresziele.
Im Nebenwerte-Index MDax brachen die Titel von Wacker Chemie dagegen um 9,8 Prozent Euro ein. Der Spezialchemiekonzern hatte seine Jahresprognose wegen hoher Rohstoffkosten und einer Nachfrageflaute der Solar- und Halbleiterindustrie gesenkt.
Im TecDax gingen Morphosys nach enttäuschenden Angaben zur Umsatzentwicklung im dritten Quartal und Senkung der Umsatzprognose um 1,2 Prozent runter. "Insgesamt solide Zahlen", meint LBBW-Analyst Karl-Heinz Scheunemann. Die Aussagen zum Umsatz sollten daher nicht überbewertet werden. Die Begründung mit Währungseffekten und verschobenen Meilensteinzahlungen sei nachvollziehbar und relativiere die Entwicklung auf der Umsatzseite. Ansonsten befinde sich das Biotechnologieunternehmen auf gutem Weg.
Quelle: ntv.de, wne/rts/DJ