Marktberichte

Später Wind aus den USA Dax schafft Wende ins Plus

Der Blick in die Tiefe: Die Angst vor der drohenden Fiskalklippe in den USA geht um.

Der Blick in die Tiefe: Die Angst vor der drohenden Fiskalklippe in den USA geht um.

Positive Aussagen zum US-Budgetstreit aus dem Lager der Republikaner stimmen die Markteilnehmer am Ende eines mauen Handelstags zuversichtlich, dass die drohende Fiskalklippe in letzter Minute abgewendet werden kann. "Auf solche Signale reagieren die Märkte momentan sehr sensibel und heftig", sagt ein Händler.

Dax
DAX 24.241,46

Die Aktienbörsen hängen komplett an der Fiskalklippe. Das hat der Handel zur Wochenmitte eindrucksvoll bewiesen. Gut eine Stunde vor Handelsschluss lag der Dax noch knapp ein Prozent im Minus und auf Tagestief. Dann signalisierte der republikanische Sprecher im Repräsentantenhaus, John Boehner, Verhandlungsbereitschaft für die Gespräche über den US-Staatshaushalt, was den deutschen Leitindex nach oben trieb.

Der Dax notierte am Ende 0,2 Prozent höher bei 7343 Zählern. Am Vortag hatte die vorläufige Abwendung einer Pleite Athens für ein Plus von 0,6 Prozent gesorgt. Für den MDax ging es um bescheidene 0,1 Prozent auf 11.444 Punkte nach oben. Der TecDax schaffte den Dreh nicht. Er schloss 0,3 Prozent leichter bei 834 Punkten.

"Es gibt weiter ausreichend Gründe, sich als Investor zurückzuhalten. Einer davon ist die Furcht vor einer Eskalation des US-Haushaltsstreits", sagte ein Börsianer am Morgen. Kurz vor den Äußerungen Böhners hatten überraschend schwache Neubauverkäufe in den USA im Oktober die Kurse auch noch nach unten gedrückt. Im Oktober wurden 19.000 Häuser weniger verkauft als erwartet und der September-Wert wurde um 20.000 Häuser nach unten revidiert", stellte ein Händler fest. Nach den jüngsten positiven Nachrichten vom US-Immobilienmarkt sei dies eine kleine Enttäuschung, die die Tendenz zu Gewinnmitnahmen an den Aktienmärkten noch stärken dürfte.

Republikaner signalisieren Gesprächsbereitschaft

Der republikanische Sprecher im Repräsentantenhaus sagte, die Republikaner seien bereit, über die Staatseinnahmen zu verhandeln, wenn gleichzeitig Ausgabenkürzungen thematisiert würden. "Boehner hat Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Auf solche Signale reagieren die Märkte momentan sehr sensibel und heftig", sagte ein Händler. Die Halbwertszeiten solcher Aussagen und ihre Wirkung an den Börsen nehme allerdings rasch ab, wenn den Ankündigungen keine Annäherungen in den Gesprächen folgen, fügte er hinzu.

Zuvor hatten sich die Hinweise gemehrt, dass die Verhandlungen zur Vermeidung automatischer Steuererhöhungen bzw. Ausgabenkürzungen im Volumen von rund 600 Mrd. Dollar zwischen Demokraten und Republikanern in einer Sackgasse stecken. Zunehmend drückt der Faktor Zeit, denn eine Einigung muss bis Weihnachten erzielt werden. Sollte keine Einigung gelingen, greifen zum Jahreswechsel automatische Steuererhöhungen und Ausgabekürzungen, die die weltgrößte Volkswirtschaft in die Rezession stürzen könnten.

Bei den Einzeltiteln gerieten vor allem die Papiere von Celesio und Metro im MDax unter Druck. Den Großinvestor Haniel plagen 2,4 Mrd. Euro Schulden, er verkauft daher Aktien beider Unternehmen. Knapp acht Millionen Celesio-Aktien haben Haniel rund 100 Mio. Euro in die Kasse gespült. In den kommenden 18 Monaten will Haniel zudem etwa 13,7 Millionen Metro-Aktien für geschätzt mehr als 300 Millionen Euro versilbern. Celesio verloren 2,6 Prozent und Metro 3,7 Prozent.

Bankenaktien im Dax gaben ebenfalls deutlich nach, Aktien der Deutschen Bank um 1,9 Prozent und die der Commerzbank um 1,3 Prozent. "Der starke Kursanstieg der Bankenaktien schlägt in schwachen Marktphasen natürlich negativ zu Buche", sagte ein Händler. Vom Jahrestief von Ende Juli hat der Bankensektor um fast 50 Prozent zugelegt.

Siemens legten um 0,7 Prozent zu. Der Technologiekonzern will 80,5 Prozent seiner Lichttochter Osram an die Börse bringen. Den Plänen von Aufsichtsrat und Vorstand zufolge sollen die Siemens-Aktionäre für je zehn Siemens-Aktien eine Osram-Aktie erhalten.

Continental will mit einem neuen Wachstumsprogramm gegenüber den drei weltgrößten Reifenherstellern Bridgestone, Goodyear und Michelin aufholen. Europas Branchenführer hat sich dazu eine "Strategie 2025" verordnet. Die Aktie stieg um 1,4 Prozent.

ThyssenKrupp verloren 2,5 Prozent. Händler führten die Verluste einmal mehr darauf zurück, dass der Stahlkonzern beim Verkauf seiner Beteiligungen in den USA einen niedrigen Preis erzielen könnte als erhofft.

Quelle: ntv.de, ddi/rts/DJ/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen