Marktberichte

Mit angezogener Handbremse Dax schafft kleines Plus

Weder frische Konjunkturdaten noch Zahlen der US-Großbank Citigroup können den deutschen Aktienmarkt zum Wochenauftakt richtig aus der Reserve locken. Unter dem Strich kann der Markt auf seinen kräftigen Kurssprung von Freitag noch ein kleines Stückchen draufsatteln.

Anleger halten am Montag ihr Pulver weitgehend trocken. Eine Reihe frischer Konjunktur- und Unternehmensimpulse ging weitestgehend spurlos am Markt vorüber.

DAX
DAX 23.596,98

Der Dax beeendete den elektronischen Handel mit einem Kursplus von 0,1 Prozent bei 6565,72 Punkten, nachdem er am Freitag um mehr als zwei Prozent zugelegt hatte. Der MDax schloss 0,3 Prozent fester bei 10.655,35 Punkten. Für den TecDax ging es um 0,5 Prozent rauf auf 755,25 Punkte.

Der Internationale Währungsfonds hat seine Prognose für das Weltwirtschaftswachstum für das laufende und das kommende Jahr leicht gesenkt. In einer Aktualisierung seines Frühjahrsausblicks rechnet der IWF jetzt mit einem globalen Wachstum von 3,5 Prozent für 2012 und 3,9 Prozent für 2013. Im April hatte der Währungsfonds noch 3,6 Prozent beziehungsweise 4,1 Prozent vorausgesagt. "In den vergangenen drei Monaten hat die weltweite Erholung, die von Beginn an nicht stark gewesen ist, Zeichen einer weiteren Schwäche gezeigt", schreiben die IWF-Volkswirte.

Ein schwacher US-Konsum dämpft zudem die Wachstumshoffnung für die größte Volkswirtschaft der Welt. "Der deutliche Rückgang der Einzelhandelsumsätze im Juni um 0,5 Prozent überrascht", sagte Bernd Hartmann, Leiter Research bei der VP Bank. Eine geringere Zunahme des Einkommens und die erneute Schwäche am Arbeitsmarkt dürften die Konsumenten vorübergehen zu mehr Zurückhaltung zwingen. Der private Konsum, der im ersten Quartal hauptverantwortlich für das solide Wachstum war, drohe im zweiten Quartal zu enttäuschen.

Citigroup zieht nicht

Die Aktien der Deutschen Bank und der Commerzbank gaben 0,7 bzw. 0,9 Prozent nach. Gemischt ausgefallene Quartalszahlen der Citigroup hatten keine ausreichenden Kaufimpulse geliefert. So fiel der Nettogewinn der US-Bank zwar unerwartet hoch aus. Die Erträge blieben jedoch hinter der durchschnittlichen Marktschätzung zurück. Börsianer verwiesen zudem auf das schwache Investmentbanking-Geschäft der Citigroup im abgelaufenen Quartal.

Gefragt waren dagegen Papiere von Metro und Infineon. Die Bank UBS hatte Metro auf "Neutral" von "Verkaufen" hochgestuft, der Kurs reagierte mit einem Plus von 2,3 Prozent. Nach dem starken Kursverfall der Aktie sei diese nun angemessen bewertet, argumentieren die Analysten. In den vergangenen vier Monaten haben Metro-Aktien rund ein Drittel ihres Wertes verloren.

Bei Infineon konnten sich Anleger bereits für die Quartalszahlen von Intel am Dienstag und die des niederländischen Chip-Ausrüsters ASML am Mittwoch positionieren. Für die Aktie ging es an der Gewinnerspitze um 2,7 Prozent nach oben. BASF legten 0,5 Prozent zu, gestützt von einer Hochstufung auf "Kaufen" von "Neutral" durch die Bank Nomura.

Die Titel von HeidelbergCement gewannen 0,9 Prozent. Der Baustoffkonzern will seine Schulden weiter senken, wie der Vorstandschef Bernd Scheifele der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte.

Nach einem positiv aufgenommenen Gespräch der "Süddeutschen Zeitung" mit Postchef Frank Appel legten die Titel des Logistik-Unternehmens Deutsche Post um 2,3 Prozent zu. Laut Appel hat sich das sehr gute erste Quartal im zweiten Quartal tendenziell fortgesetzt. "Damit kommt die Post bisher gut durch die konjunkturell schwierigen Zeiten", meinte ein Händler.

Zu den moderaten Kursverlierern zählten Automobilhersteller. BMW und VW gaben 0,5 bzw. 0,2 Prozent nach. Angeblich müssen die Hersteller in China die Kaufanreize erhöhen, um ihre Automobile abzusetzen. Dies berichten Händler. Daimler drehten dagegen nach anfänglichen Kursverlusten ins Plus und schlossen 0,5 Prozent fester.

Tagesverlierer im Dax war die Deutsche Börse mit einem Kursminus von 1,9 Prozent. Die Commerzbank hatte das Kursziel für die Papiere von 53 auf 48 Euro gesenkt, die Einschätzung "Add" jedoch beibehalten.

Im MDax setzten die Aktien von SGL Carbon ihre charttechnisch getriebene Erholung fort. Mit einem Kursplus von 3,9 Prozent gehörten sie zu den stärksten Tagestiteln in der zweiten Reihe. Händlern zufolge ist bei den Papieren der Abwärtstrend gebrochen, da der Kurs mehrfach die Marke von 30 Euro verteidigt hat. "Damit könnte nun eine Bodenbildungsphase abgeschlossen sein", sagte ein Händler.

Ein stärkeres Kursplus verbuchten lediglich die Immobilientitel Gagfah, die mit einem Aufschlag von 4,5 Prozent aus dem Handel gingen. "Auf der Suche nach sicheren Renditen kommen die Anleger an dem Sektor momentan nicht vorbei", sagte ein Marktteilnehmer. Das niedrige Zinsniveau, steigende Mieten wie Immobilienpreise seien der Treiber für diesen Sektor. Für Papiere von Deutsche Wohnen ging es um 3,1 Prozent aufwärts.

Pennystock-Sorgen

Die Schwindsucht in der Solarindustrie hinterließ erneut deutliche Kursspuren im TecDax: Solarworld verloren nach einem negativen Analystenkommentar 6,9 Prozent auf 1,14 Euro. Zwischenzeitlich rutschten die Aktien bis auf 1,10 Euro. Die Commerzbank hatte die Papiere des Unternehmens von "Hold" auf "Sell" herabgestuft und das Kursziel von 2,50 auf 0,80 Euro zurückgenommen.

Im SDax kletterten die Aktien von Heidelberger Druck zeitweise um mehr als 3 Prozent, zu Handelsschluss war jedoch nur noch ein Anstieg um 0,2 Prozent übrig. Das Unternehmen hatte am Freitag nach Börsenschluss zwar einen deutlichen Verlust für das zweite Quartal ausgewiesen, die Prognose aber bestätigt. Zudem stieg der Auftragseingang auf den höchsten Wert seit vier Jahren. "Wir sind überrascht über die hohe Dynamik des Auftragswachstums", urteilte Analyst Jasko Terzic von der DZ Bank. Er bezweifelte aber, dass dies nachhaltig sein werde. Enttäuschend sei die operative Entwicklung.

Quelle: ntv.de, nne/rts/DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen