Marktberichte

Banken-Party treibt die Kurse Dax schließt auf Jahreshoch

Kräftige Kursgewinne bei den Finanzwerten treiben den deutschen Aktienmarkt in neue Rekordhöhen. Der Leitindex Dax schließt 1,6 Prozent im Plus bei 5903 Zählern und damit auf dem höchsten Stand seit Ende September 2008. Die Marke von 6000 Punkten rückt ernsthaft in Reichweite.

(Foto: REUTERS)

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DAX 24.301,84

Mit seinem Schlussstand von 1,58 Prozent ging der Dax mit einem neuen Jahreshoch von 5903,43 Punkten aus dem Handel. "Hier herrscht richtig gute Stimmung, und wir gehen Richtung 6000 Punkte", sagte ein Händler. "Niemand interessiert sich mehr für Dubai oder Griechenland."

Seit Jahresbeginn hat der deutsche Leitindex gut 20 Prozent zugelegt, seit seinem Jahrestief Anfang März beläuft sich das Plus sogar auf rund 60 Prozent. Der EuroStoxx50 notierte am Mittwoch 1,2 Prozent höher bei 2923 Stellen und war damit noch gut 60 Stellen von seinem Jahreshoch entfernt. Der MDax der mittelgroßen Werte legte 0,86 Prozent zu auf 7428 Punkte. Der TecDax schloss 1,6233 Prozent im Plus bei 822 Zählern.

Einen guten Teil zur freundlichen Stimmung Unterstützung trugen die frischen US-Konjunkturdaten bei, die im Großen und Ganzen den Erwartungen entsprachen. Die Verbraucherpreise in der weltgrößten Volkswirtschaft waren im November erstmals seit Februar auf Jahressicht wieder gestiegen, ohne die Berücksichtigung von Lebensmitteln und Energie aber konstant geblieben. "Im Verlauf des nächsten Jahres ist jedoch nicht mit besonderer Dynamik bei den Verbraucherpreisen zu rechnen. Inflationssorgen sind zum jetzigen Zeitpunkt damit unbegründet", kommentierte Postbank-Volkswirt Thilo Heidrich.

Vier PS können ganz schön loslegen: Der deutsche Aktienmarkt nimmt zur Wochenmitte plötzlich Fahrt auf.

Vier PS können ganz schön loslegen: Der deutsche Aktienmarkt nimmt zur Wochenmitte plötzlich Fahrt auf.

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Ganz oben auf den Einkaufslisten der Anleger standen Bankwerte. Der europäische Branchenindex kletterte um 2,3 Prozent. Händler verwiesen auf Berichte aus Japan, wonach die Banken mehr Zeit zur Umsetzung neuer Eigenkapitalvorschriften bekommen sollen. "Wenn dem so wäre, wäre das gut für die Banken, denn das würde ihnen mehr Luft verschaffen", sagte ein Händler.

Ein weiterer Börsianer wies auf die möglichen Effekte für die Realwirtschaft hin: "Wenn die Banken entspannt sind, dann wird sich auch die Kreditvergabe entspannen." Eine japanische Wirtschaftszeitung hatte von einer zehnjährigen Übergangsfrist berichtet, was faktisch einem Aufschub gleichkäme. Im Basler Ausschuss haben Notenbanker und Vertreter von Regulierungsbehörden über schärfere Auflagen für die Bankenbranche beraten. Die neuen Maßnahmen gelten als Reaktionen auf die Finanzkrise. Sie sollen am kommenden Donnerstag vorgestellt werden.

An der Dax-Spitze hielten sich den Tag über die Aktien der Commerzbank mit einem Plus von 6,7 Prozent. Deutsche Bank gewannen 5,5 Prozent, Aareal Bank legten an der MDax-Spitze 6,6 Prozent zu. In Paris verteuerten sich BNP Paribas um 2,6 Prozent zu. In der Schweiz stiegen Credit Suisse um 4,3 Prozent. In New York verteuerten sich die Papiere von Goldman Sachs um 1,7 Prozent.

Gegen den Trend lagen die Aktien irischer Banken im Minus. Belastet wurden sie von Aussichten auf eine Aufstockung des Staatsanteils. Die Papiere der Bank of Ireland stürzten neun Prozent ab, die Titel von Allied Irish Banks verloren 1,3 Prozent.

Die japanischen Banken gehen nach vagen Hinweisen aus Basel mit kräftigen Gewinnen aus dem Handel: "Das wird schon seine Richtigkeit haben", denkt sich der deutsche Aktienmarkt und trottet mit.

Die japanischen Banken gehen nach vagen Hinweisen aus Basel mit kräftigen Gewinnen aus dem Handel: "Das wird schon seine Richtigkeit haben", denkt sich der deutsche Aktienmarkt und trottet mit.

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Angesichts der kartellrechtlichen Vorwürfe gegen den weltgrößten Chiphersteller Im Dax stiegen rückten die Aktien von Infineon im Dax um vier Prozent vor. Den Technologieindex TecDax führten die Papiere des Chipentwicklers Dialog Semiconductor mit einem Plus von neun Prozent an.

Die Papiere des Software-Konzerns SAP legten nach optimistischen Aussagen von Vorstandssprecher Leo Apotheker für 2010 um 2,5 Prozent zu.

In Paris beflügelte eine Empfehlung der Analysten von Goldman Sachs die Aktien von Vallourec. Die Papiere des französischen Röhrenherstellers und Salzgitter-Konkurrenten gewannen 4,3 Prozent. Salzgitter lagen 1,6 Prozent im Plus.

Aurubis gaben im MDax 0,7 Prozent nach. Die Kupferhütte hatte trotz eines Gewinneinbruchs im abgelaufenen Geschäftsjahr die Prognosen der Analysten zwar übertroffen. Börsianer äußerten sich jedoch zurückhaltend. So stuften etwa die Analysten der Commerzbank die Aktien herunter auf "hold".

Konjunkturdaten im Überblick

Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht die Konjunktur in Deutschland nach dem schweren Einbruch wieder im Vorwärtsgang. "Bis ein kräftiger Aufschwung einsetzt, wird jedoch noch Zeit vergehen", warnten die Wissenschaftler in Kiel. Sie schlossen sich mit dieser Einschätzung anderen Instituten wie dem Hamburger HWWI oder dem ifo in München an. Dennoch schätzt das IfW die Entwicklung für 2010 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 1,2 Prozent etwas positiver als bisher (1,0 Prozent) ein. Für 2009 erwarten die Experten ein Schrumpfen der Wirtschaft um 5,0 Prozent und liegen damit etwas pessimistischer als bisher (4,9 Prozent).

Die Lebenshaltungskosten in den 16 Euro-Ländern sind erstmals seit Monaten wieder gestiegen. Die Verbraucherpreise lagen im November um 0,5 Prozent höher als vor Jahresfrist, teilte das Statistikamt Eurostat nach endgültigen Berechnungen mit. Im Vorfeld befragte Analysten hatten mit einem Anstieg um 0,6 Prozent gerechnet. Zum Vormonat legten die Preise um 0,1 Prozent zu.

Nach einem Produktionseinbruch 2009 geht die deutsche Elektroindustrie für das kommende Jahr von einem leichten Plus aus. "Die Talsohle ist durchschritten, das Schlimmste liegt hinter uns", sagte der Verbandsvorsitzende Klaus Mittelbach. "Dennoch besteht kein Anlass, schon in Euphorie auszubrechen. Ein sich selbst tragender Aufschwung ist das noch lange nicht". 2009 dürfte die Produktion um 22 Prozent zurückgegangen sein. Für 2010 sagt der Verband einen Anstieg um drei bis vier Prozent voraus.

Die Wirtschaftserholung in der Euro-Zone setzt sich im Dezember offenbar leicht beschleunigt fort. Sowohl in der Industrie als auch bei den Dienstleister liefen die Geschäfte besser als im November, wie aus einer Umfrage der Markit-Forscher unter etwa 2000 Firmen hervorgeht. Die Unternehmen profitierten von einer kräftigen Nachfrage, in der Industrie zogen die Aufträge so stark an wie zuletzt im August 2007. Die Firmen fuhren ihre Produktion deutlich nach oben, allerdings geht der Stellenabbau in der Industrie nur allmählich zurück. Der Markit/BME-Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg auf 51,6 von 51,2 Punkten im November. Im Vorfeld befragte Analysten hatten dies in etwa erwartet.

Der Stellenabbau in der Industrie hat im Oktober etwas an Fahrt gewonnen. Binnen Jahresfrist fielen etwa 240.500 Stellen weg, das entspricht einem Rückgang von 4,6 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Damit habe sich der Rückgang seit Februar kontinuierlich verschärft, sagte ein Statistiker. Gebremst wurde der Arbeitsplatzabbau dabei durch die Kurzarbeit: Die Zahl der Arbeitsstunden sank um 8,9 Prozent und damit deutlich stärker als die Beschäftigung.

Quelle: ntv.de, mmo/dpa/rts

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