Marktberichte

Anleger im Zypern-Taumel Dax schließt geschwächt

Schwindelerregender Ausblick: Verwandelt sich Zypern in das erste Exit-Exempel der Eurozone?

Schwindelerregender Ausblick: Verwandelt sich Zypern in das erste Exit-Exempel der Eurozone?

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit einem flauen Gefühl im Bauch verabschieden sich Börsianer am deutschen Aktienmarkt in den Feierabend: In der Zypernkrise tun sich Abgründe auf, in die kein Anleger ohne Beklemmungen blicken mag. Das Ultimatum der EZB läuft in wenigen Tagen aus. Daten aus den Kernländern der Eurozone verdüstern zusätzlich die Perspektiven.

Schwache Konjunkturdaten und die Unwägbarkeiten der Zypernkrise überschatten den deutschen Aktienmarkt: Börsianern zufolge blicken die Anleger weiterhin mit Hoffen und Bangen auf die Vorgänge rund um Zypern. Aktuell seien die Sorgen wieder gestiegen, hieß es.

Der Leitindex Dax beendete den Handelstag 0,87 Prozent tiefer bei 7932,51 Punkten. Der MDax mittelgroßer Werte bröckelte um 0,38 Prozent auf 13.357,35 Punkte ab. Der TecDax verlor 0,64 Prozent auf 915,31 Punkte.

Am Vormittag sorgten Einkaufsmanagerdaten aus Deutschland und dem Euroraum für ernüchterte Reaktionen. "Nach dem enttäuschenden Einkaufsmanagerindex aus Deutschland und den Unsicherheiten über den weiteren Fortgang in Zypern herrschte Tristesse an den Finanzmärkten", sagte Thomas Gitzel von der VP Bank.

Die noch immer ungelöste Bankenkrise Zyperns trieb Anleger europaweit in die Zurückhaltung: Der Eurostoxx50 schloss 0,9 Prozent tiefer bei 2684 Punkten. Die Börse in Paris büßte fast anderthalb Prozent ein, der FTSE 100 in London verlor 0,69 Prozent. Der New Yorker Dow Jones Industrial gab zum europäischen Handelsende ein Viertel Prozent ab.

"Die brüchige Situation auf Zypern belastet die Risikobereitschaft der Investoren, je länger eine Lösung auf sich warten lässt", sagte Mitul Kotecha, Volkswirt bei der Credit Agricole. Der neue Rettungsplan der zyprischen Regierung, der unter anderem eine Verstaatlichung von Pensionsfonds vorsieht, kam in Berlin nicht gut an.

Für eine dramatische Zuspitzung der Zypernkrise hatte die Europäische Zentralbank (EZB) am Morgen gesorgt, in dem sie den Druck auf die zyprische Regierung mit einer klaren Zeitvorgabe erhöhte: Die EZB teilte mit, Zypern könne nur bis kommenden Montag auf Hilfskredite zählen. Auch die Hoffnungen auf Unterstützung aus Russland zerschlugen sich: Der zyprische Finanzminister sagte, von dort könnte es zwar Investitionen, aber keine neuen Kredite geben. Zudem hieß es einem Medienbericht zufolge aus dem russischen Wirtschaftsministerium, dass die Probleme in Zypern nicht in naher Zukunft gelöst werden dürften.

Unterdessen legte die Inselrepublik nach einer Krisensitzung in Nikosia eine Alternative für das gescheiterte Rettungspaket vor: Ein Fonds soll Staatsanleihen ausgeben und so einen eigenen Beitrag zu internationalen Beistandskrediten leisten. Die Banken auf Zypern bleiben bis auf weiteres geschlossen.

Die insgesamt etwas besser als erwartet ausgefallenen US-Daten stützten den Dax nur kurz leicht. Der Philadelphia-Fed-Index wie auch der Index der Frühindikatoren stiegen etwas stärker als erwartet. Die Zahlen der Eigenheimverkäufe bewegten sich im Rahmen der Erwartungen. "Das Szenario anhaltenden, moderaten Wachstums in den USA wird unseres Erachtens durch die Daten gestützt", fasste Ralf Umlauf von der Helaba seinen Gesamteindruck zusammen. Außerdem setze sich die Erholung des Immobilienmarktes im Trend fort. Zusammen mit dem Bausektor dürften sich positive Impulse für das Gesamtwachstum ergeben. "Im Hinblick auf den ISM-Index zeichnet sich aktuell eine robuste Entwicklung ab", meinte der Analyst abschließend.

Auf Unternehmensebene wandten sich die Anleger einer Reihe von Bilanzdaten zu: Mit Enttäuschung aufgenommene Aussagen zum ersten Quartal drückten Lanxess-Aktien mit minus 5,95 Prozent auf 58,31 Euro ans Dax-Ende. Der Spezialchemiekonzern gehe von einem sehr schwachen Start ins laufende Jahr aus und habe mit den Aussagen zum ersten Quartal unter seinen Schätzungen gelegen, schrieb Analyst Peter Spengler von der DZ Bank. Die Jahresziele lägen indes im Rahmen seiner Erwartungen. Im Sog von Lanxess verloren die Titel von BASF 3,1 Prozent.

Die Titel des Softwarekonzerns SAP verloren nach schlechten Zahlen vom US-Konkurrenten Oracle 2,10 Prozent. Die Aktien des Elektrokonzerns Siemens zählten hingegen nach einem positiven Analystenkommentar mit plus 1,65 Prozent zu den Favoriten.

Verkauft wurden unterdessen insbesondere konjunkturabhängige Automobilaktien. Papiere von BMW verloren 1,1 Prozent, Daimler 2,2 Prozent und VW 1,6 Prozent.

Einen Zustrom an Anlegern erlebten dagegen die gebeutelten Versorger-Aktien. Im Handel war von Käufen im Vorfeld der Dividendensaison im April und Mai die Rede. Für Eon-Aktien ging es 4,2 Prozent nach oben, RWE legten um 2,9 Prozent zu. Einem Händler zufolge habe es Forderungen nach einer Steuererleichterung gegeben, was die Titel stützte.

Unter den Nebenwerten stiegen die Aktien des Anlagenbauers Krones um 6 Prozent. Nach einem erfolgreichen Jahr 2012 erhöht der Hersteller von Getränkeabfüllanlagen die Dividende um 15 auf 75 Euro-Cent je Aktie. Aktien von Brenntag verteuerten sich um 3,4 Prozent. Der Chemikalienhändler hat Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr gesteigert und will nun die Dividende anheben.

Der Dividendenvorschlag des Elektronikherstellers Kontron liegt mit 4 Cent dagegen weit unter der Erwartung von 15 Euro-Cent, was den Kurs der Aktie um 4,1 Prozent nach unten schickte. Dagegen will Drillisch die Dividende 2012 auf 1,30 Euro von 0,70 Euro erhöhen. Das Papier stieg um 6 Prozent.

Am MDax-Ende büßten die Papiere von Gildemeister 7,31 Prozent ein. Sie litten unter der bevorstehenden Kapitalerhöhung des Werkzeugmaschinenbauers im Zuge einer stärkeren Verflechtung mit dem japanischen Branchenkollegen Mori Seiki. Für Talanx-Titel ging es dagegen um 0,74 Prozent bergauf, da der jüngst an die Börse gegangene Versicherungskonzern trotz eines Gewinnsprungs die Erwartungen enttäuschte.

Im TecDax verteuerten sich die Aktien von United Internet nach Zahlen um 1,70 Prozent. In Stockholm legten Aktien von H&M nach Geschäftszahlen 0,7 Prozent zu. Die Analysten von Carnegie lobten vor allem, dass die Modekette im ersten Quartal die Kosten gut im Griff hatte.

Am deutschen Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 1,09 (Mittwoch: 1,08) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,04 Prozent auf 135,20 Punkte. Der Bund-Future gewann 0,24 Prozent auf 144,47 Punkte. Der Euro wurde zuletzt bei 1,2905 US-Dollar gehandelt. Am Nachmittag hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Referenzkurs auf 1,2910 (1,2945) Dollar niedriger als am Vortag festgesetzt. Der Dollar hat damit 0,7746 (0,7725) Euro gekostet.

Quelle: ntv.de, mmo/ddi/dpa/rts/DJ

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