Rasche Ernüchterung Dax schließt im Minus
22.11.2010, 18:00 Uhr
Die Euphorie ist rasch verflogen.
(Foto: REUTERS)
Das EU-Hilfspaket löst nur ein kleines Kursfeuerwerk an der Börse aus, das nach wenigen Stunden bereits abgebrannt ist. Nachdem er kurz ein neues Jahreshoch gestreift hat, fällt der Dax ins Minus. Händler beklagen die geringen Umsätze.
Die hohe Staatsverschuldung vieler Euro-Länder bleibt im Fadenkreuz der Anleger. Die Finanzhilfen für das kriselnde Irland brachten nur vorübergehend Erleichterung an den Aktienmärkten. Der Dax gab seine Kursgewinne bis zum Xetra-Schluss wieder ab und verlor 0,3 Prozent auf 6822 Punkte. Zuvor war der Leitindex bis um 0,9 Prozent auf 6901 Zähler und damit auf den höchsten Stand seit Juni 2008 geklettert.
Auch an den anderen europäischen Börsen währte die Freude über ein schnelles Eingreifen der EU bei Irland nicht lange: Der EuroStoxx50 verlor 1,2 Prozent. Der Euro, der am Morgen um einen US-Cent gestiegen war, fiel auf 1,3613 Dollar zurück.
"Die Erleichterung über die Irland-Hilfen ist schnell wieder verpufft, denn mit Portugal steht schon der nächste Kandidat in der Warteschleife", sagte ein Händler. "Die Schuldenkrise in Europa ist noch lange nicht ausgestanden und das wissen die Anleger auch." Es sei nur eine Frage der Zeit, dass Portugal und Spanien zunehmend ins Kreuzfeuer der Finanzmärkte geraten würden, meinte ein anderer Börsianer. "Die Probleme sind überall die Gleichen: wachsende Schulden und Arbeitslosigkeit, was einfach nicht mehr tragbar ist." Auch in den USA sei das nicht anders, allerdings konzentrierten sich die Anleger derzeit wieder auf die Euro-Länder.
Irlands Ministerpräsident Brian Cowen hatte sich am Wochenende dem Druck der Märkte gebeugt und EU und IWF um Hilfe gebeten. Allerdings schlittert das Land nun auf eine Regierungskrise zu: Die Grünen kündigten am Montag ihren Rückzug aus der Koalition an und forderten Neuwahlen.
Anleger machten weiterhin einen großen Bogen um die Aktien irischer Banken. Die Aktien von Allied Irish Banks verloren zeitweise rund zehn Prozent, Bank of Ireland stürzten um rund 20 Prozent ab. Die Unklarheit über die Details der EU-Hilfen belastete Händlern zufolge. Zudem hatte Irlands Finanzminister Brian Lenihan erklärt, es sei möglich, dass die Banken Unternehmensteile verkauften, die nicht zum Kerngeschäft gehören. Ein Schrumpfen der Banken werde nicht positiv gesehen, sagte ein Börsianer.
Auch andere europäische Finanztitel reagierten mit Kursverlusten. Die Titel der Deutschen Bank und der Commerzbank gaben 1,4 beziehungsweise 1,9 Prozent nach. Die Furcht vor Zahlungsausfällen schuldengeplagter Länder wie Irland und Portugal belastet Bankaktien seit langem.
Größte Gewinner im Dax waren Autowerte, allen voran die Aktien von VW mit einem Plus von 2,6 Prozent auf 57,90 Euro. BMW folgten mit Plus 1,8 Prozent auf 57,69 Euro. Grund war eine positive Branchenstudie. Ebenfalls gesucht waren Lufthansa, die um 1,6 Prozent zulegten.
K+S kaufen die kanadische Potash One für 4,50 kanadische Dollar je Aktie in bar, das sind umgerechnet insgesamt 311 Mio. Euro. Potash One ist unabhängig von Potash Corp, deren milliardenschwere Übernahme durch den australischen Bergbaukonzern BHP Billiton vor kurzem gescheitert war. K+S verlieren zwei Prozent.
Nach einer Hochstufung durch die Analysten der HSBC griffen Anleger bei den Aktien von Pfeiffer Vacuum zu. Die Aktien des Vakuumpumpenherstellers stiegen im TecDax um 2,4 Prozent auf 87,88 Euro. Der Kauf von Adixen, der Vakuumtechnologiesparte der französischen Alcatel-Lucent, biete neues Wachstumspotenzial, zitierten die Börsianer aus der Kurzstudie von HSBC. Adixen habe gerade in Asien ein starkes Marktpotenzial.
Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ