Marktberichte

Trüber Wochenstart Dax schließt im Minus

Die britische Großbank Royal Bank of Scotland (RBS) hat mit einem Milliardenverlust die europäischen Aktienmärkte auf Talfahrt geschickt. "Die Nachrichten von den Banken sind einfach verheerend", klagte ein Aktienhändler. Der Dax verlor am Montag 1,2 Prozent auf 4316 Punkte, nachdem er bereits in der Vorwoche fast neun Prozent gefallen war. Belastet wurde der deutsche Leitindex auch vom schwacher Ausblick des Chemieriesen BASF. Der MDax ging mit einem Minus von 1,56 Prozent und einem Schlussstand von 4999 Zählern aus dem Handel. Der TecDax schloss 1,61 Prozent tiefer bei 467 Punkten. Der Europa-Index Stoxx50 gab 1,6 Prozent auf 1973 Stellen nach. Die US-Börsen waren wegen eines Feiertages geschlossen.

"Man hat den Eindruck, als ob der Bankensektor inzwischen als Fass ohne Boden eingestuft wird", sagte ein Händler. Europaweit rutschten Finanzwerte ab, der europäische Branchenindex verlor 8,7 Prozent. Auslöser war Börsianern zufolge die angeschlagene RBS. Sie fuhr nach hohen Abschreibungen im vergangenen Jahr mit über 20 Mrd. Pfund (gut 22 Mrd. Euro) den größten Verlust eines Unternehmens in der britischen Wirtschaftsgeschichte ein. Die Aktien des teilverstaatlichten Geldinstituts stürzten um 64 Prozent ab.

Nach Einschätzung der Nomura-Analysten illustrieren die Aussagen der RBS das Ausmaß der Abschwächung der Branche. "Die Nachrichten von der Royal Bank of Scotland haben ordentlich erschreckt, und Anleger überdenken ihre Positionen bei den Finanzwerten", sagte ein Händler.

Die Regierung in London legte am Montag den zweiten Bankenrettungsplan innerhalb von drei Monaten auf. Dennoch gaben die Aktien der britischen Großbanken deutlich nach. Barclays und HSBC verloren jeweils rund zehn Prozent, Lloyds-Papiere rutschten gar um 30 Prozent ab.

Für Verunsicherung sorgte Händlern zufolge auch Berichte, wonach die deutschen Geldinstitute erst einen Bruchteil ihrer faulen Wertpapiere rund um US-Hypothekendarlehen abgeschrieben haben und daher vor weiteren Milliardenverlusten stehen.

Im Dax waren die Titel der Postbank und der Deutschen Bank mit Abschlägen von 13,3 beziehungsweise 10,6 Prozent die größten Verlierer. "Die Deutsche Bank und die Postbank verlieren im Gleichklang, weil die Postbank als Beteiligung der Deutschen gesehen wird", sagte ein Börsianer. Bei den Nebenwerten im MDax stürzten Aareal Bank 24,3 Prozent ab. Die Commerzbank hielt sich mit einem Minus von rund zwei Prozent vergleichsweise gut.

Ein Chemieriese wird skeptisch

Der Chemieriese BASF belastete die Stimmung mit einem skeptischen Ausblick. Das Geschäft sei im Dezember stärker als noch im November erwartet eingebrochen, teilte der Konzern mit. Die Aktien gaben 4,6 Prozent nach. Wegen der trüben konjunkturellen Aussichten soll in einigen Betrieben Kurzarbeit eingeführt werden. "Den Hinweis auf die Belastung des Ergebnisses durch den Geschäftseinbruch werten wir als Gewinnwarnung", erklärten die NordLB-Analysten. Beinahe noch gravierender sei der skeptische Ausblick.

Größter Gewinner im Dax waren die Aktien von Infineon, die bei einem Plus von 15 Prozent für 81,5 Cent zu haben waren. Händler sprachen von einer technischen Erholung nach den jüngsten Verlusten.

Gefragt waren auch die im Nebenwerte-Index MDax gelisteten Aktien von Wincor Nixdorf, die sich um 8,7 Prozent verteuerten. Der Hersteller von Geldautomaten und Supermarktkassen habe eine exzellente Quartalsbilanz vorgelegt, sagte ein Händler.

Chrysler quält den Höllenhund

Der US-Finanzinvestor und Chrysler-Eigentümer Cerberus streicht wegen der Finanzkrise Medienberichten zufolge rund zehn Prozent seiner Stellen. Der Jobabbau treffe Cerberus-Büros weltweit, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Die Beteiligungsfirma beschäftige knapp 300 Finanzprofis. Auch zahlreiche andere Private-Equity-Gesellschaften hatten zuvor bereits Stellen gestrichen.

Cerberus leidet besonders unter Problemen beim massiv angeschlagenen drittgrößten US-Autobauer Chrysler. Der Hersteller baute in den vergangenen Jahren Zehntausende Arbeitsplätze ab und kann derzeit nur dank Milliardenkrediten der US-Regierung überleben. Cerberus hatte im Sommer 2007 vom deutschen Daimler-Konzern gut 80 Prozent an Chrysler übernommen. Daimler will auch seinen Restanteil an Cerberus verkaufen, beide Parteien streiten sich aber über den Preis. Daimler-Aktien verbilligten sich um 2,7 Prozent.

Quelle: ntv.de

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