Spannungen im Irak Dax schließt im Minus
18.12.2009, 18:00 Uhr
An den Derivatebörsen liefen vor dem Wochenende Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien aus. In welche Richtung der Markt laufen würde, ließ sich Börsianern zufolge wegen dieses sogenannten "Hexensabbats" - dem großen Verfall - kaum vorhersagen.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Die neuen Spannungen in der Golfregion haben die Zuversicht am deutschen Aktienmarkt am Freitag ausgebremst. Der Dax schloss 0,2 Prozent tiefer bei 5831 Punkten. Zuvor hatten noch ermutigende Zwischenberichte von US-Technologie-Unternehmen sowie eine bessere Stimmung in der deutschen Wirtschaft den deutschen Leitindex auf bis zu 5900 Punkten hochgetrieben, womit er nur noch drei Punkte von seinem am Mittwoch erreichten Jahreshoch entfernt war. Der MDax gab 0,14 Prozent nach auf 7393 Zähler. Der TecDax notierte mit minus 0,05 Prozent knapp unter dem Schlusskurs vom Vortag bei 815 Punkten.
Händlern zufolge blieb am Hexensabbat der Verfall sowohl von Optionen als auch von Terminkontrakten auf Indizes und auf Aktien an den Terminbörsen ohne große Auswirkungen auf den Aktienmarkt. Da sich zuletzt viele Aktien in einer engen Spanne bewegten, hätten sich die Anleger gut positionieren können.
Im Zuge von Kursverlusten an der Wall Street drehte der Dax im späten Geschäft ins Minus. Nach Angaben der irakischen Regierung in Bagdad haben iranische Soldaten ein umstrittenes Öl-Feld auf irakischem Staatsgebiet besetzt. Der Iran wies einem Medienbericht zufolge die Vorwürfe des Nachbarlandes zurück. In Reaktion auf die Spannungen legte der Dollar zu, was an den Finanzmärkten als Ausdruck der gewachsenen Verunsicherung der Anleger gewertet wurde. Die US-Währung gilt als sicherer Hafen in Krisenzeiten.
Am Vormittag hatte der Ifo-Geschäftsklimaindex, der im Dezember etwas stärker zulegte als von Volkswirten erwartet, noch die Stimmung gehoben. "Der Ifo-Index bestätigt die konjunkturelle Erholung, so dass sich für das vierte Quartal eine hohe Wachstumsdynamik abzeichnet. Im historischen Vergleich ist der Ifo-Index aber noch auf moderatem Niveau", erklärte Analyst Ulrich Wortberg von der Helaba.
Gestützt wurde der Markt von Geschäftszahlen der beiden als Stimmungsbarometer geltenden Unternehmen Research in Motion (RIM) und Oracle, deren Aktien um knapp zehn beziehungsweise sieben Prozent stiegen. Auch Vor diesem Hintergrund waren auch in Frankfurt Technologiewerte bei Anlegern begehrt. Die Aktien des Halbleiter-Herstellers Infineon führten den Dax mit einem Plus von vier Prozent auf 3,59 Euro an. Die Analysten von JP Morgan hatten das Kursziel für die Papiere des Chipanbieters auf 5,50 Euro erhöht. Konkurrenten wie Texas Instruments und National Semiconductor hätten sich zuversichtlich zur Geschäftsentwicklung geäußert, schrieben die Analysten in einer Studie.
Die Hoffnung auf eine Belebung des Marktes verhalf den Aktien des Oracle-Konkurrenten SAP zu einem Plus von zwei Prozent - obwohl der US-Konzern den Walldorfern Marktanteile abgenommen hatte. LBBW-Analyst Stephan Wittwer blieb bei SAP jedoch skeptisch. Vergleiche man die Entwicklung der Lizenzumsätze der beiden Unternehmen in den vergangenen Quartalen, sei die Schwäche von SAP ein Grund für die Stärke von Oracle, urteilte er.
VW-Stammaktien waren nach der Anteilsaufstockung des Emirats Katar mit einem Minus von 4,7 Prozent auf 76,25 Euro Dax-Schlusslicht. Händler zufolge setzten Anleger auf einen baldigen Rauswurf der Stämme aus dem Leitindex. "Katar hat wie erwartet seinen Anteil auf 17 Prozent gesteigert, und damit könnte der Streubesitz unter die für die Dax-Mitgliedschaft notwendigen zehn Prozent fallen", sagte ein Börsianer. Die als Dax-Nachrücker gehandelten VW-Vorzüge konnten ihre Gewinne von bis zu 4,3 Prozent nicht halten und schlossen 0,4 Prozent tiefer.
Das Handelsvolumen mit Dax-Titeln stieg auf 221,9 (Donnerstag: 114) Mio. Aktien. Der Umsatz belief sich auf 6,6 (2,9) Mrd. Euro.
In New York lag bei Handelsschluss in Europa der Dow-Jones-Index 0,3 Prozent im Minus bei 10.273 Punkten, der S&P500 notierte mit 1095 Zählern 0,1 Prozent tiefer. Der Nasdaq-Composite legte hingegen 0,5 Prozent auf 2191 Stellen zu.
Konjunkturdaten im Überblick
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zum Jahresende weiter aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 94,7 Punkte von 93,9 Zählern im Vormonat, teilte das Münchener Institut für Wirtschaftsforschung (Ifo) zu seiner Umfrage unter 7000 Unternehmen mit. Damit hat sich die Stimmung bereits den neunten Monat in Folge verbessert. Im Vorfeld befragte Volkswirte hatten nur einen Anstieg auf 94,5 Zähler erwartet. Die Manager beurteilten die Lage und auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate besser als im Oktober.
Die Handelsbilanz der Eurozone hat im Oktober einen überraschend hohen Überschuss aufgewiesen. Im Handel mit Drittländern verzeichnete die Eurozone ersten Schätzungen zufolge auf nicht-saisonbereinigter Basis einen positiven Saldo von 8,8 Mrd. Euro nach einem Überschuss von revidiert 0,9 (vorläufig: 3,7) Mrd. Euro im Vormonat, wie Eurostat berichtete. Volkswirte hatten für Oktober ein Plus von lediglich 5,8 Mrd. Euro prognostiziert. Im Vorjahresmonat war ein Defizit von 1,2 Mrd. Euro erzielt worden. Laut Eurostat sanken die Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 17 Prozent auf 117,3 Mrd. Euro und die Importe um 24 Prozent auf 108,6 Mrd. Euro.
Frankreich ist weniger tief in die Rezession gestürzt als Deutschland, kommt aber auch langsamer aus dem Konjunkturtal. In diesem Jahr schrumpft die französische Wirtschaft um 2,3 Prozent. Die Erholung 2010 werde mühsam, erklärte das Pariser Statistikamt INSEE. Im ersten Halbjahr dürfte die Wirtschaft mit einem Rhythmus von 0,4 Prozent pro Quartal wachsen. Für das Gesamtjahr sei mit 1,5 Prozent Wachstum zu rechnen. Damit werde das Wachstumspotenzial von 2,1 Prozent nicht ausgeschöpft.
Quelle: ntv.de, dpa/rts