Marktberichte

Akte Griechenland ungelöst Dax schließt im Minus

Der EU-Sondergipfel zur griechischen Schuldenproblematik zeigt am deutschen Aktienmarkt offenbar nicht die gewünschte Wirkung. Unter dem Eindruck schwacher Unternehmensberichte von Air France-KLM und Renault geht es unter anderem für die Lufthansa und die deutschen Autobauer kräftig nach unten.

Knapp oberhalb der 5500er Marke: Am Nachmittag klettert der Dax ein gutes Stück zurück in Richtung Einstieg.

Knapp oberhalb der 5500er Marke: Am Nachmittag klettert der Dax ein gutes Stück zurück in Richtung Einstieg.

(Foto: picture-alliance / dpa)

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Ungeklärte Fragen rund um die EU-Hilfen für Griechenland haben die Hoffnung der Anleger auf eine baldige Lösung des Problems zunichte gemacht. Eine Reihe von schwachen Unternehmensberichten drückte im deutschen Aktienmarkt zusätzlich auf die Stimmung. Der Leitindex Dax rutschte nach einem freundlichen Auftakt am Nachmittag in die Verlustzone und fiel zeitweise bis auf 5454 Punkte.

Am Abend ging der Dax mit einem Abschlag von 0,59 Prozent bei 5503,93 Punkten aus dem Handel. Der MDax sank um 0,12 Prozent auf 7344,66 Zähler. Der TecDax schloss nahezu unverändert mit minus 0,02 Prozent auf 780,68 Punkten.

Zwar haben sich die Euro-Staaten grundsätzlich auf einen Rettungsplan für das hoch verschuldete Griechenland geeinigt, doch bislang hat die griechische Regierung wohl nicht um Finanzhilfen gebeten. Die hohe Verunsicherung in dieser Thematik lasse die Investoren scharenweise aus den Märkten rennen, sagte Händler Andreas Lipkow von der Wertpapierhandelsbank MWB Fairtrade. Die Schwäche des Euro trage zu den Verlusten am deutschen Aktienmarkt bei. Der Kurs des Euro geriet nach den unkonkreten Plänen für mögliche Griechenland-Hilfen deutlich unter Druck und fiel am späten Nachmittag zeitweise auf 1,3593 Euro.

"Offenbar ist die Entscheidung bis März vertagt", sagte Marktanalyst Giuseppe Amato vom Brokerhaus Lang & Schwarz mit Blick auf die vagen Hilfszusagen vom informellen EU-Gipfel. Er wertete es als Enttäuschung, dass bislang noch kein klares Konzept vorliege.

Ein EU-Diplomat hatte betont, dass für die möglichen Instrumente zur Unterstützung des in finanziellen Schwierigkeiten steckenden Landes noch keine Entscheidung gefallen sei. EU-Kommission, Europäische Zentralbank und Internationaler Währungsfonds wollten zunächst die Sparbemühungen des Mittelmeer-Anrainers überprüfen.

Aussagen von EU-Ratspräsident Herman van Rompuy, die Gemeinschaft werde Griechenland unterstützen, hatten die Stimmung auf dem Parkett zeitweise aufgehellt. Der Dax war gegen Mittag ins Plus gedreht, konnte seine Gewinne aber nicht halten.

Parallel dazu weiteten sich die zunächst zusammengeschmolzenen Renditeaufschläge griechischer Staatsanleihen im Vergleich zu den entsprechenden Bundespapieren wieder aus. Außerdem stiegen die Kosten für die Versicherung griechischer Schulden gegen einen Ausfall.

Der EuroStoxx50 der größten Börsenwerte aus der Euro-Zone verlor bis zum Abend 0,6 Prozent auf 2684 Zähler. Der griechische Leitindex konnte seine zwischenzeitlichen Gewinne ebenfalls nicht verteidigen und schloss knapp im Minus. An der Wall Street zogen die Kurse dagegen leicht an. Der US-Standardwerteindex Dow Jones notierte bei Börsenschluss in Deutschland 0,5 Prozent höher.

Lufthansa im Sinkflug

Die Verunsicherung rund um Griechenland und die Furcht vor einem Domino-Effekt belastete vor allem die europäischen Finanzwerte. "Niemand weiß, wie stark das Engagement der Banken in europäischen Staatsanleihen ist", sagte Aktienhändler Manoj Ladwa von ETX Capital. Acht der zehn größten Verlierer im EuroStoxx50 gehörten zur Finanzwirtschaft. Schlusslicht waren Credit Agricole mit einem Minus von 3,8 Prozent auf 10,40 Euro. Deutsche Bank gaben 2,2 Prozent auf 44,70 Euro nach. Commerzbank verbilligten sich um 0,4 Prozent auf 5,65 Euro. In London verloren Lloyds 3,7 Prozent auf 47,74 Pence.

Im Sog der Gesamtmärkte gaben auch Credit Suisse ihre Anfangsgewinne wieder ab. Die Schweizer Großbank hatte mit einem Milliardengewinn geglänzt und erfreut sich trotz des Steuerstreits mit Deutschland einer großen Beliebtheit bei vermögenden Privatkunden. Die Aktien schlossen 0,7 Prozent tiefer bei 45,78 Franken.

Im Dax rückten die Anteilsscheine des Chipherstellers Infineon vor allem wegen eines Machtkampfs um den Vorsitz im Aufsichtsrat in den Fokus. Sie legten nach und nach zu und schlossen mit plus 1,47 Prozent auf 4,060 Euro. Die Anteilsscheine von Fresenius profitierten mit plus 1,64 Prozent auf 49,070 Euro von einer positiven Studie der US-Bank Morgan Stanley und waren damit Favorit im Dax.

Schlusslicht im Dax war Lufthansa. Die Papiere der Fluggesellschaft litten Börsianern zufolge unter dem überraschend hohen Verlust von Air France-KLM und verloren 3,2 Prozent auf 10,96 Euro. Die Titel des französischen Rivalen brachen um bis zu 13 Prozent ein auf ein Fünf-Monats-Tief von 10,06 Euro. British Airways verbilligten sich an der Londoner Börse um 3,4 Prozent auf 206,69 Pence.

Ein unerwartet hoher Verlust von Renault belastete die europäischen Autobauer. Renault hatte für 2009 überraschend schwache Zahlen vorgelegt. In Frankfurt verloren VW 2,9 Prozent, Daimler 2,5 Prozent und BMW 0,6 Prozent.

Blick hinter die erste Reihe

Bilanzen wurden zudem von Unternehmen aus dem MDax und dem TecDax vorgelegt. Positiv stachen im Index mittelgroßer Werte besonders die Titel von Aurubis und Rhön-Klinikum hervor, die beide erfreuliche Ausblicke auf das laufende Jahr gaben. Dafür wurden sie mit Kursaufschlägen von jeweils über vier Prozent belohnt und waren die beiden größten MDax-Favoriten an diesem Tag.

Im Technologie-Index TecDax sorgte der Überflieger der vergangenen Monate, Dialog Semiconductor, erneut für Aufsehen. Die Titel des Chipentwicklers schossen dank eines Gewinnsprungs um bis zu 13 Prozent in die Höhe auf 10,89 Euro. Damit lagen sie wieder in Reichweite ihres Neun-Jahres-Hochs vom Januar. In den vergangenen zwölf Monaten ist der Dialog-Aktienkurs um mehr als 1300 Prozent gestiegen. Das ist rund drei Mal so stark wie der zweitbeste TecDax-Wert Aixtron.

Am deutschen Rentenmarkt stieg die durchschnittliche Rendite börsennotierter Bundeswertpapiere auf 2,87 (Vortag: 2,86) Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,01 Prozent auf 123,97 Punkte. Der Bund Future büßte 0,38 Prozent auf 123,00 Punkte ein. Der Kurs des Euro fiel. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs auf 1,3718 (1,3740) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,7290 (0,7278) Euro.

Quelle: ntv.de, dpa/rts

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