Entgegen aller Vorzeichen Dax schließt im Plus
30.09.2008, 18:02 UhrDie deutschen Aktienmärkte haben sich am Tag nach dem Fiasko in Washington und den dramatischen Kursverlusten an der Wall Street bemerkenswert robust gezeigt. Der Leitindex Dax drehte am Nachmittag ins Plus und schloss mit einem Plus von 0,41 Prozent bei 5831 Punkten. Am Morgen hatte der Dax mit einem Tagestief von 5658 Punkten noch den tiefsten Stand seit August 2006 berührt. Der MDax zeigte sich kräftig erholt und ging mit einem Plus von knapp zwei Prozent auf 6956 Zählern aus dem Handel. Der TecDax zog ebenfalls kräftig an und sicherte sich am Ende ein Plus von 1,54 Prozent bei 685 Punkten.
Die freundliche Eröffnung in New York hatte die Stimmung weiter gefestigt. "In Amerika ist eine gewisse Stabilisierung eingetreten", sagte ein Börsianer. An den Märkten keimte Hoffnung auf, dass in dieser Woche doch noch ein Rettungspaket für den US-Finanzsektor verabschiedet wird. Zudem war das US-Verbrauchervertrauen im September unerwartet gestiegen. Die wichtigsten US-Indizes lagen deutlich im Plus.
Zuvor schon hätten Spekulationen auf Zinssenkungen seitens der Europäischen Zentralbank und der US-Notenbank den Markt gestützt, sagte ein Börsianer. "Eine echte Entwarnung gibt es aber nicht und die Lage bleibt sehr angespannt. Man muss zurzeit von Tag zu Tag reagieren, anders geht es nicht, denn so eine Situation gab es noch nie." Nach der Ablehnung des US-Rettungsplans für notleidende Banken im Repräsentantenhaus hatten Börsianer mit ähnlich großen Kursverlusten wie an den anderen internationalen Börsen gerechnet.
Dennoch wurden vor allem Aktien aus dem Finanzsektor weiter verkauft. Commerzbank-Aktien gaben 5,0 Prozent ab. Die Sorgen über die Tochter Eurohypo und mögliche Belastungen aus dem Kauf der Dresdner Bank belasteten die Titel weiter, sagten Händler. Auch die großen Versicherer mussten büßen. Aktien der Münchener Rück verbilligten sich um 2,8 Prozent. Die Titel der Deutschen Bank gaben 2,2 Prozent ab. Für die Anleger der Allianz ging es dagegen am Ende 0,5 Prozent nach oben.
Die Papiere der Hypo Real Estate (HRE) setzten - als Reaktion auf die von der Bundesregierung gestützte Hilfsaktion - zur Gegenbewegung an und lagen nach einem zwischenzeitlich höheren Aufschlag am Ende knapp 18 Prozent im Plus. Zum Wochenauftakt waren sie um mehr als 70 Prozent eingebrochen.
Daimler-Aktien büßten dagegen 4,1 Prozent an Wert ein und kosteten zuletzt 35,40 Euro. Vor einem Jahr war die Aktie noch etwa doppelt so teuer. Autobauer seien auch Banken, schrieben die Analysten von Merrill Lynch in einer Studie und verwiesen darauf, dass in den USA bis zu 95 Prozent und Europa in etwa 50 Prozent der verkauften Fahrzeuge finanziert seien. Dies betreffe zudem eher Wagen der Oberklasse als Kleinwagen. Die Merrill-Analysten verwiesen weiter darauf, dass europaweit die Bestellungen für Transporter seit Jahresbeginn um 40 Prozent zurückgegangen seien.
Neben Daimler und den genannten Titeln aus dem Finanzsektor standen auch Continental und SAP auf der Verkaufsliste. Die beiden Werte verbilligten sich um 4,2 bzw. 2,0 Prozent.
Der Konzernumbau von Vorstandschef Peter Löscher kosten Siemens nach eigenen Angaben bis zu rund drei Milliarden Euro. Der Großteil davon werde im gerade abgelaufenen vierten Geschäftsquartal (per Ende September) verbucht, teilte das Unternehmen mit. Beobachter gehen davon aus, dass Siemens mit einem hohen Quartalsverlust rechnen muss. Die Siemens-Aktie kletterte dennoch 1,3 Prozent nach oben.
Quelle: ntv.de