Trotz Gegenwind aus den USA Dax schließt im Plus
18.03.2009, 17:45 UhrTrotz schwacher Vorgaben von der Wall Street hat sich der deutsche Aktienmarkt kurz vor Handelsschluss zumindest in Teilen aus der Verlustzone lösen können. Vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank blieb das Engagement der Anleger insgesamt jedoch eher verhalten.
Der Dax schloss nahezu unverändert 0,21 Prozent im Plus bei 3996 Punkten. Am Morgen war er noch bis zu zwei Prozent nach oben gestiegen und hatte ein frühes Tageshoch bei 4066 Punkte markiert. Händler beklagten die geringen Umsätze. Das Handelsvolumen im Dax rutschte von 131 Mio. Aktien am Vortag auf 129 Mio. Stück im Wert von insgesamt 2,7 Mrd. Euro. Der MDax ging mit einem Minus von 1,54 Prozent bei 4410 Zählern aus dem Handel. Der TecDax gab 0,29 Prozent nach auf 430 Punkte. Damit lag zumindest der Dax besser als die europäische Konkurrenz: Der europäische Stoxx50 fiel um 0,8 Prozent, während die Länderindizes in Paris und London mit 1,3 Prozent beziehungsweise 0,2 Prozent im Minus schlossen.
"Die Anleger wollen abwarten, welchen Kurs die Fed einschlagen wird", sagte ein Händler. Da der Leitzins in der weltgrößten Volkswirtschaft schon fast bei null Prozent liegt, richten sich die Erwartungen auf neue, unkonventionelle Maßnahmen. Zinsentscheidung und Konjunkturkommentar der Fed wurden für den Abend nach Handelsschluss in Europa erwartet.
Analysten hielten es für nicht ausgeschlossen, dass die Notenbanker eine quantitative Lockerung der Geldpolitik ankündigen, also den Kauf von Staatsanleihen. Neue Preisdaten zeigten Analysten zufolge, dass in den USA kein Inflationsdruck besteht. Der Preisanstieg dämpfte vielmehr die Angst vor einer Deflation etwas, erklärte Postbank-Analyst Heinrich Bayer.
Erneut holten einige Finanzwerte auf, die in den vergangenen Wochen besonders unter Druck gewesen waren. In Frankfurt zählten Allianz mit einem Plus von 1,7 Prozent und M ünchener Rück mit einem Plus 1,1 Prozent zumindest zeitweise zu den größten Gewinnern im Dax. Zur besseren Branchenstimmung trugen Händlern zufolge auch positive Aussagen der italienischen UniCredit bei, wonach die Geschäfte zu Jahresbeginn gut liefen und weitere Kapitalerhöhungen nicht nötig seien.
Abgesehen von dem Ausreißer Infineon, dessen Aktien sich um 15,8 Prozent verbesserten, taten sich die Papiere der Deutschen Börse und Bayer mit Aufschlägen von 3,2 beziehungsweise 2,8 Prozent als auffällig starke Werte hervor. Bayer-Aktien machten damit einen Teil ihres Vortagesverlustes im Vorfeld einer wichtigen Expertenempfehlung für ein neues Medikament in den USA wieder gut. Händler sagten, das Minus am Dienstag von zehn Prozent sei etwas übertrieben gewesen. Die Expertenempfehlung für das Thrombose-Mittel Xarelto soll am Donnerstag veröffentlicht werden.
Auf der Verliererseite im Dax standen unter anderem die Aktien von VW mit einem Minus von 1,1 Prozent. Europas größtem Autobauer droht einem Medienbericht zufolge 2009 angeblich ein Gewinneinbruch von bis zu 90 Prozent. VW wies den Bericht umgehend zurück. Gewinnmitnahmen drückten auch die übrigen Autowerte. Daimler fielen um 1,1 Prozent, BMW um 2,4 Prozent, MAN um 3,9 Prozent, womit die Aktien des Lkw- und Anlagenbauers das Schlusslicht im Dax waren.
Der Ausblick von Lanxess auf das erste Quartal drückte die Aktien des Chemiekonzerns um 10,2 Prozent ins Minus, die Titel trugen im MDax die rote Laterne. Die Aktien der Karstadt-Mutter Arcandor rutschten um 5,4 Prozent ab. Am Markt wurde dies darauf zurückgeführt, dass das Unternehmen keinen Ausblick vorlegte. Der neue Konzernchef Karl-Gerhard Eick sprach auf der Hauptversammlung von einem schwierigen Marktumfeld.
Die DZ Bank hat die Bewertung von SMA Solar mit "Verkaufen" und einem Kursziel von 21 Euro aufgenommen. Das Unternehmen dürfte im laufenden Jahr unter dem schwächelnden Solarmarkt leiden, stellte Analyst Sven Kürten fest. Vor allem die erste Jahreshälfte dürfte sehr schwach ausfallen. SMA Solar fielen im TecDax bis zum Nachmittag um 2,2 Prozent auf 29,96 Euro. Seit Jahresbeginn haben die Aktien über 18 Prozent eingebüßt. Der TecDax verlor über 15 Prozent.
Der Bauzulieferer Pfleiderer will wegen des Gewinneinbruchs im vergangenen Jahr die Dividende streichen. Der Aufsichtsrat habe beschlossen, der Hauptversammlung einen Vortrag des Bilanzgewinns auf neue Rechnung vorzuschlagen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Neumarkt in der Oberpfalz mit. Das bedeutet, dass die Aktionäre keine Dividende erhalten sollen. Für 2007 hatte das Unternehmen den Aktionären eine Gewinnbeteiligung von 30 Cent je Stammaktie bezahlt.
Das Unternehmen hatte bereits Mitte Februar mitgeteilt, dass der Gewinn je Aktie aus dem fortgeführten Geschäft von 1 Euro auf 24 Cent fiel. Mit der gestrichenen Dividende reagiere der Pfleiderer-Konzern auf die derzeitigen Unwägbarkeiten an den Finanzmärkten. "Das vom Unternehmen verfolgte strikte Kostenmanagement stellt aus Sicht der Pfleiderer AG eine tragfähige Basis dar, um aus der gegenwärtigen Finanz- und Konjunkturkrise gestärkt hervorzugehen", hieß es.
Quelle: ntv.de