Marktberichte

Im Sumpf der Finanzkrise Dax schließt tief im Minus

Die Risikoscheu verunsicherter Anleger hat die Aktienkurse am Mittwoch erneut tief fallen lassen. Der Dax stürzte im Sog von kräftigen Kursverlusten an den US-Börsen um 4,5 Prozent auf 4571 Punkte ab. Der MDax schloss 4,34 Prozent tiefer bei 5353 Zählern. Der TecDax ging mit einem breiten Minus von 5,44 Prozent mit einem Schlussstand von 530 Punkten aus dem Handel.

Investoren zogen sich angesichts einer drohenden Rezession weiter aus dem Aktienmarkt zurück und fragten verstärkt nach festverzinslichen Papieren. Der Euro brach auf ein Zwei-Jahres-Tief von 1,2743 Dollar ein, was Analysten vor allem mit dem extremen Liquiditätshunger amerikanischer Investoren begründeten.

Der Preis für ein Fass US-Leichtöl fiel um 5,8 Prozent auf 68,05 Dollar, was Anleger als weiteres Indiz für eine deutliche Abkühlung der Weltwirtschaft werteten. Zu Handelsschluss in Europa lag der Dow-Jones 3,5 Prozent im Minus, der Nasdaq-Composite verlor 2,1 Prozent.

Konjunktursorgen und Befürchtungen, dass den Unternehmen die Gewinne wegbrechen werden, sorgten zusammen mit dem schwachen Euro für bröckelnde Kurse, hieß es am deutschen Aktienmarkt. "Es fehlen mutige Käufer am Markt", sagte Aktienhändler Christoph Schmidt von der Wertpapierhandelsbank Fleischhacker. Keiner wage sich zurzeit aus der Deckung. Vielmehr würden vereinzelt Kursgewinne genutzt, um wieder aus dem Markt zu gehen. Schwache Quartalsberichte aus den USA, die starken Bewegungen am Devisenmarkt und der Kurseinbruch in Tokio hatten bereits am Morgen auf die Kurse gedrückt.

Aktien der Immobilienbank Hypo Real Estate bildeten mit einem Abschlag von 10,3 Prozent das Schlusslicht im Dax. Zweitschwächster Wert waren die Papiere des Handelskonzerns Metro - offensichtlich ein Opfer der aufflammenden Konjunktursorgen. Vor dem Hintergrund der neu erwachten Rezessionsängste mussten auch Werte wie Adidas (minus 7,6 Prozent), Linde (minus 7,0 Prozent) oder Siemens (minus 6,2 Prozent) büßen.

Aktien der Allianz, die am Nachmittag zeitweise um die zehn Prozent abgerutscht waren, zeigten am Ende einen vergleichsweise moderateren Abschlag von 6,2 Prozent. Spekulationen über eine möglicherweise bevorstehende Dividendensenkung hatten nach Ansicht einiger Börsianern den Aktienkurs des Versicherungskonzerns belastet. "Es gibt das Gerücht, dass die Allianz die Dividende senken wird", hatte es am Markt geheißen. Der Konzern wollte zu dem Bericht nicht Stellung nehmen. Andere Stimmen sprachen von Nachwirkungen der Gewinnwarnung von Hannover Rück. Munich-Re-Aktien verbilligten sich um 6,6 Prozent. Die im MDax notierte Hannover-R ück-Aktie lediglich 0,5 Prozent im Minus.

Im Vorfeld waren Beobachter davon ausgegangen, dass der überraschend hohe Kapitalbedarf der BayernLB die Bankenwerte belasten dürfte. 6,4 Mrd. Euro benötigt die schwer angeschlagene bayerische Landesbank aus dem Rettungspaket des Bundes und ist damit das erste deutsche Geldinstitut, das Zuflucht unter dem staatlichen Rettungsschirm sucht. Händlern zufolge ist die Summe zwar hoch, aber insgesamt sei dieser Schritt erwartet worden. "Spannend ist nun, ob und welche an der Börse gelistete Bank das Rettungspaket in Anspruch nehmen muss", sagte ein Börsianer.

Für die Aktien der Deutschen Bank ging es vor diesem Hintergrund 5,3 Prozent nach unten. Commerzbank-Aktien erwiesen sich robuster: zeitweise hatte sich die Coba-Aktie sogar ins Plus gekämpft. Zu guter Letzt ging es für die Commerzbank lediglich 0,9 Prozent nach unten. Postbank-Aktien fielen nach anfänglichen Kursgewinnen 4,7 Prozent ins Minus.

Von den wenigen Gewinnern des frühen Handels blieben am Abend lediglich Infineon und die VW-Aktie übrig. Als einer der beiden Titel ohne Kursverluste schloss die Infineon-Aktie 2,7 Prozent im Plus. Volkswagen legte 0,1 Prozent zu.

Im MDax machte die Aktie von Hochtief von sich reden. Der Baukonzern hatte seine Geschäftsprognosen für 2008 bekräftigt und einen Aktienrückkauf angekündigt. Das seien gute Nachrichten, sagte ein Händler. "Aber die Aktie war zuvor so heftig unter Druck geraten, dass mit dem Plus jetzt nur ein kleiner Teil aufgeholt wird". Der Titel hat seit Jahresanfang fast 75 Prozent verloren und zählt damit zu den schwächsten Werten im MDax. Am Ende stand Hochtief mit einem Kursplus von 3,4 Prozent an der Spitze der Nebenwerte.

Die Anteilsscheine von EADS legten um 1,86 Prozent auf 10,43 Euro zu. Der europäische Flugzeugbauer Airbus will den Kreditrahmen für Kundenfinanzierungen im kommenden Jahr um eine weitere Milliarde Euro aufstocken, berichtete die "Financial Times". Damit wolle die EADS-Tochter den Absatz von Passagiermaschinen fördern und ihre Auslieferungen stützen, hieß es.

Die Anteilsscheine des Hafenbetreibers HHLA brachen dagegen um 13,29 Prozent auf 25,25 Euro ein. Händler verwiesen auf negative Aussagen der Singapurer Reederei NOL vom Vortag. Für Nordex-Titel ging es nach negativ aufgenommenen Nachrichten des spanischen Konkurrenten GAMESA über einen Produktionsstopp um 16,46 Prozent auf 11,27 Euro nach unten.

Quelle: ntv.de

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