Rettungspaket berauscht Dax schließt über 6.000
10.05.2010, 17:50 Uhr
Unter dem Rettungsschirm entspannten sich die Anleger zusehends.
(Foto: dpa)
Die Einigung der EU-Finanzminister auf einen gigantischen Rettungsschirm für klamme Mitgliedländer hievt den Dax über die Marke von 6.000 Punkten. Riesige Freude auch in Spanien – hier wird das größte Tagesplus in der Geschichte verbucht. Erholen können sich vor allem Titel aus dem Finanzsektor.
Das Börsenbarometer kletterte um 5,3 Prozent auf 6.018 Zählern. Der MDax stieg um rund sieben Prozent auf 8.169,8 Zähler, der TecDax gewann 4,5 Prozent auf 780 Punkte. "Der Umsatz ging aber im Verlauf zurück", sagt ein Händler mit Blick auf das große Geschäft in den ersten Handelsstunden. Auslöser war das am Wochenende in Brüssel verabschiedete EU-Rettungspaket für den Euro. Das Volumen von rund 750 Mrd. Euro, das sich aus Kreditgarantien und direkten Kreditlinien aus Brüssel und dem IWF zusammensetzt, sei beeindruckend ausgefallen, heißt es. Zugleich hat die Europäische Zentralbank ihren Widerstand gegen den Aufkauf von Staatsanleihen aufgegeben. "Damit ist ein deutliches Zeichen gesetzt worden", heißt es.
Nach der ersten Euphorie kamen jedoch Sorgen über die längerfristige Marktreaktion auf. Die Beschlüsse zeigten vor allem, wie dramatisch die Lage sei, vermutlich dramatischer, als sich viele Leute eigentlich bewusst seien, hieß es. Mit der EZB-Entscheidung, Staatsanleihen aufzukaufen, seien die langfristigen Inflationsrisiken über Nacht deutlich gestiegen. Das EU-Rettungspaket und die EZB-Entscheidung stellten die Ergebnisse der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen in den Schatten.
Bankwerte haussieren in ganz Europa
Vor allem die Bankenaktien reagierten mit Kurssprüngen im teilweise zweistelligen Prozentbereich auf das 750 Mrd. Euro schwere Hilfspaket. "Mit dem Rettungspaket ist ein Flächenbrand abgewendet worden", meinte ein Händler. Gesucht waren die Aktien der Banken, die in Griechenland und anderen südeuropäischen Ländern engagiert sind. Deutsche Bank haussierten um 12,8 Prozent auf 51,69 Euro und Commerzbank legen um 8,9 Prozent auf 6,21 Euro zu. Auch Allianz zogen deutlich an und gewannen 8,2 Prozent auf 83,03 Euro.
Die Bankenwerte legten europaweit zu und sorgten für Rekordstände. So verbuchte der spanische Ibex getragen von den Rekord-Kursgewinnen der Index-Schwergewichte Banco Santander und BBVA das größte Tagesplus seiner Geschichte. Das Börsenbarometer stieg um 13,99 Prozent auf 10.312 Punkte. Mehr als die Hälfte dieses Kursgewinns ging dabei auf das Konto der beiden Großbanken, die vom milliardenschweren EU-Rettungsschirm für strauchelnde Mitgliedsstaaten profitierten. Santander und BBVA notierten gut 20 Prozent fester.
Infineon legten um 8,9 Prozent auf 4,94 Euro zu, nachdem die Analysten der Deutschen Bank das Kurziel auf 5,00 nach 3,80 Euro hochgesetzt hatten.
Die Geschäftszahlen von ElringKlinger sind nach Einschätzungen aus dem Handel gut ausgefallen. Besondere Freude bereitete allerdings der angehobene Ausblick des Unternehmens. Die Schwaben rechnen für 2010 nun mit einem Umsatzplus von zehn zwölf Prozent auf 20,37 Euro. Die Aktie gewann 15,10 Prozent auf 20,885 Euro und war damit der Spitzenreiter im MDax.
Die WestLB sprach von guten Zahlen bei Bilfinger Berger. Angetan zeigte sich Analyst Ralf Dibbern vom Geschäftsbereich Construction. Es sei zwar zu früh von einer Trendwende zu sprechen, allerdings sei eine deutliche Verbesserung auf operativer Ebene erkennbar. Stark habe sich zudem das Australien-Geschäft entwickelt, was sich auch in den positiven Auftragseingängen bemerkbar mache. Die Aktie haussierte 11,6 Prozent auf 49,23 Euro.
Als insgesamt im Rahmen der Erwartung ausgefallen bezeichnete ein Händler die von QSC vorgelegten Geschäftszahlen. Die Aktie schloss mehr als zehn Prozent fester bei 1,50 Euro. Smartrac kletterten nach Vorlage des Geschäftsausweises um 3,2 Prozent auf 15,05 Euro. Smartrac sind nach Einschätzung von Veysel Taze, Analyst bei Close Brothers Seydler, überraschend gut ins Jahr gestartet. Der Umsatz liege knapp oberhalb seiner Schätzung, der Gewinn sei dagegen deutlich besser ausgefallen. Dieser habe von einer deutlichen Margenverbesserung profitiert.
Quelle: ntv.de, sla/rts/DJ