Griechenland hat kurze Beine Dax schrumpft wieder
09.02.2012, 17:41 UhrDer deutsche Aktienmarkt genießt nur einen kurzen Höhenflug. Nach dem Ende des Gezerres in Athen um ein neues Sparprogramm macht sich zwar sichtlich Erleichterung breit. Als positive Reaktion schießt der Leitindex bis auf ein Sechsmonatsrekord hoch. Der Markt kommt aber wieder zurück.

Geballter Protest gegen die Troika in Athen. Auf dem Plakat steht: Die Troika verlangt, "Nehmt es von den Menschen und gebt es den Bankern".
(Foto: REUTERS)
Die Einigung auf den Sparplan für Griechenland hat den europäischen Finanzmärkten am frühen Nachmittag noch einmal richtig Schub verliehen. Dax und EuroStoxx50 kletterten jeweils auf ein Sechs-Monats-Hoch von 6838,13 beziehungsweise 2542,98 Punkten. Übrig bliebt von dem satten Plus von 1,2 Prozent aber gerade mal die Hälfte.
Der Dax notierte zuletzt noch 0,6 Prozent höher bei 6.888 Punkten. Der MDax gewann 0,4 Prozent und landete damit auf 10.356 Zählern. Der TecDax rutschte durch und landete mit 0,05 Prozent im Minus bei 773 Punkten.
Der Vollzug sei vorher schon in den Kursen enthalten gewesen, sagte ein Händler. Zudem warteten Anleger aus Angst vor weiteren Hindernissen noch ab, bis die Sparpläne den noch ausstehenden Weg durch das Parlament genommen haben, so der Börsianer weiter.
Aussagen von Regierungsvertretern zufolge einigten sich die Parteispitzen der griechischen Übergangsregierung auf einen Sparplan. Die überparteiliche Einigung auf zusätzliche Einschnitte ist eine Voraussetzung für weitere internationale Finanzhilfen für das von einer Staatspleite bedrohte Euro-Land. In deutschen Regierungskreisen geht man jetzt allerdings nicht davon aus, dass bis zum Abend bereits eine Entscheidung zu Hilfen für Griechenland getroffen wird.
Bereits vor der Einigung der Griechen war die Tatsache, dass man sich in Athen offenbar nur noch in einem Punkt uneinig war, als Fortschritt gewertet worden. Der Markt schaffte schon im Laufe des Vormittags ein sattes Plus von 1,0 Prozent. Insgesamt wächst die Zahl der Optmiisten im Dax, sagte Cognitrend-Chef Joachim Goldberg. Das Risiko eines schweren Short-Squeeze sei vom Tisch. Der Anteil der Optimisten könnte sogar noch weiter steigen, da Anleger Rückschläge zum Einstieg nutzen könnten.
Keine Überraschung für Händler war der unveränderte Leitzins der EZB. "Bei der EZB schaut der Markt ausschließlich in Richtung Dreijahres-Tender und ein bisschen auf Aussagen zu Griechenland", sagte ein Marktteilnehmer. An direkte Zinsänderungen denke derzeit niemand. Der Dreijahres-Tender der EZB wird am 29. Februar bereitgestellt. Schätzungen zu seiner Nutzung reichen bis zu 1 Billion Euro.
Autowerte profitieren von Daimler
Auf Unternehmensseite wurde die gute Laune vor allem durch den Rekordgewinn bei Daimler angefeuert. Für Daimler-Anleger läuft das Jahr bislang richtig rund: Mehr als 30 Prozent haben die Papiere des Autobauers bislang zugelegt. Nach dem Rekordgewinn 2011 nimmt das Unternehmen nun zwar etwas Tempo raus und rechnet für 2012 nur noch mit einem Betriebsgewinn in der Größenordnung des Vorjahres. Das wären allerdings noch immer rund neun Mrd Euro. "Das ist ein optimistischer Ausblick für 2012. Der Markt ist derzeit noch skeptischer eingestellt", sagte Frank Biller von der LBBW. Die Aktien von Daimler kletterten um 4,6 Prozent und erreichten zwischenzeitlich ein Sechs-Monatshoch.
Von den Daimler-Zahlen profitierten auch die übrigen Autowerte im Dax. BMW und Volkswagen legten um 3,7 beziehungsweise 2,1 Prozent zu.
Rückenwind hatten auch die Finanzwerte, die laut Händlern weiterhin von der Hoffnung auf eine baldige Griechenland-Lösung profitierten. Commerzbank und Deutsche Bank legten um 3,3 beziehungsweise 1,1 Prozent zu. Der europäische Branchenindex rückte 1,1 Prozent vor.
Heidelbergcement auf Berg- und Talfahrt
Auf Berg- und Talfahrt gingen die Aktien von Heidelbergcement, nachdem das Unternehmen am Morgen Zahlen vorgelegt hatte. Die Aktie wechselte mehrmals die Gewinner- und Verliererseite und notierte zuletzt 0,3 Prozent schwächer. Die berichteten Zahlen hätten leicht über den Erwartungen gelegen, schrieb DZ-Bank-Analyst Marc Nettelbeck. Enttäuschenderweise habe die Gesellschaft aber keine Aussagen zu den Erwartungen für das Geschäftsjahr 2012 gemacht.
Insgesamt sei dies zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr jedoch nicht ungewöhnlich für das Heidelbergcement-Management. Im Gesamtjahr setzte Heidelbergcement 12,9 Mrd. Euro um, ein Zuwachs von 9,7 Prozent. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen verbesserte sich um 3,6 Prozent auf 2,32 Mrd. Euro.
Quelle: ntv.de, ddi/DJ/rts